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Da gehen doch nur Bekloppte hin - aus dem Alltag einer Psychotherapeutin

Da gehen doch nur Bekloppte hin - aus dem Alltag einer Psychotherapeutin

Titel: Da gehen doch nur Bekloppte hin - aus dem Alltag einer Psychotherapeutin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Sie auf den richtigen Weg führt, aber keine vollständige.
    Wenn Sie wirklich begriffen haben, welches ganz spezifische Bedürfnis durch das, was Sie mögen, befriedigt wird, etwas, das nur mit Ihnen und Ihrer ganz eigenen Lebensgeschichte zu tun hat, werden Sie es auch gelassen gegen Angriffe verteidigen können.
    Sie werden merken, ob Ihre Umgebung Sie in Ihrer Individualität respektiert und Sie allenfalls liebevoll anfrotzelt, oder ob man auf verletzende Weise mit Ihnen umgeht. Im letzteren Fall werden Sie daraus vielleicht Ihre Konsequenzen ziehen wollen, anstatt tatsächlich irgendwann Symptome zu entwickeln.
    Vom Umgang mit sich selbst
    Zu mir kommen, ich erwähnte es bereits, eher nicht die Leute, die sehr von sich selbst überzeugt und der festen Meinung sind, sie hätten immer recht. Häufig kommen die, mit deren Selbstwertgefühl es nicht zum Besten steht, bei denen ein strenges Über-Ich regiert und die dazu neigen, sich gnadenlos fertigzumachen. Vor allem bei Menschen, die zu Depressionen neigen, sind diese strengen inneren Stimmen oft unerträglich.
    Hören Sie einmal selbst diesen Stimmen in Ihrem Inneren zu. Manchmal ist es ein Monolog, manchmal eher ein Gespräch. Mit Hilfe des Bildes der drei Bewohner des inneren Hauses können Sie nun schon relativ schnell erkennen, wer bei Ihnen das Sagen hat. Ist es eine strenge Stimme, die sich fast pausenlos in Beschimpfungen ergeht? Die härter mit Ihnen ins Gericht geht, als Sie selbst das je mit Menschen tun würden, die Ihnen nahestehen? Oder ist es eine Stimme, die Sie zu Spontanhandlungen verführt, die Sie hinterher bereuen? Die Ihnen einreden will, die eine Zigarette nach langjähriger Rauchabstinenz mache doch nichts aus, und wenn man sich schlecht fühle, weil das Konto wieder einmal überzogen ist, sei der Kauf neuer Schuhe das beste Mittel dagegen?
    In der Therapie versucht der Therapeut, den Herrn aus dem Zwischengeschoss an den Verhandlungstisch zu bringen. Den erkennt man einerseits daran, dass seine Äußerungen freundlich und verständnisvoll klingen, andererseits daran, dass er zu Lösungen rät, die einem auch im Nachhinein vernünftig erscheinen. Mit anderen Worten: Diese innere Stimme hat etwas von einer ausreichend guten Mutter, die liebevoll ist, aber auch Grenzen setzt. Kultivieren Sie sie.
    Außerdem versuche ich meinen Patienten etwas beizubringen, das vielleicht auch Ihnen hilfreich sein kann, sofern Sie dazu neigen, sich ab und zu fertigzumachen. Wie Sie wissen, besteht zu Beginn einer Behandlung bei manchen Patienten die Hauptarbeit darin, ihnen in den Arm zu fallen und sie daran zu hindern. Dazu noch einmal ein kurzes Beispiel aus dem therapeutischen Alltag.
    Es handelt sich um einen Patienten, der bereits seit einiger Zeit in Behandlung ist und dessen Beschwerden in unterschiedlichen Bereichen sich bereits deutlich gebessert hatten. In dieser Sitzung jedoch erzählt er, es gehe ihm zurzeit wieder nicht so gut. Er schlafe wieder schlechter und zweifle stark an sich. Wie so oft gilt es da für die Therapeutin Detektivarbeit zu leisten. Sie fragt nach, wann die Selbstzweifel denn auftauchen.
    Es stellt sich heraus, dass dies vor allem bei der Arbeit der Fall ist. Vor einiger Zeit hat der Mann einen neuen Aufgabenbereich bekommen. Offenbar sei er damit überfordert, meint er. Er mache viele Fehler und habe deshalb auch schon Schwierigkeiten bekommen. »Wahrscheinlich bin ich zu doof dafür«, sagt er resigniert. Man sieht Herrn Über-Ich förmlich mit stolzgeschwellter Brust durchs Haus patrouillieren.
    Das lässt die Therapeutin natürlich nicht durchgehen und hakt nach. Der Chef habe gesagt, er könne jederzeit mit Fragen zu ihm kommen, sagt der Patient. Allerdings habe er das nicht in Anspruch genommen und stattdessen versucht, sich allein durchzubeißen.
    Die Therapeutin fragt weiter nach. Es stellt sich heraus, dass der Chef zwar gesagt hat, der Patient dürfe jederzeit zu ihm kommen. Sobald der Patient dies jedoch tat, hatte er den Eindruck, dass der Chef es als Störung empfindet. Trotz aller Unterwerfungsgesten, trotz aller »Ich möchte nicht stören« und »Entschuldigen Sie vielmals« zog er die Augenbrauen hoch, sobald man sich ihm näherte, seufzte laut und machte auf jede erdenkliche Weise deutlich, dass man ihm seine kostbare Zeit stiehlt. Der Patient traute sich schließlich überhaupt nicht mehr, ihn zu fragen, und produzierte in der Folge Fehler auf Fehler.
    In diesem Fall vermischten sich im Unbewussten wieder

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