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Da gewöhnze dich dran

Da gewöhnze dich dran

Titel: Da gewöhnze dich dran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Giese
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Inhalt.
    «Vielleicht steht der Inhalt nicht drauf», sage ich, «weil es etwas Geheimes ist. Etwas, das die nationale Sicherheit gefährdet.»
    Schmidtchen grinst. Das gefällt ihm. «Kann man damit fliegen?», fragt er und zieht dabei eine seiner buschigen grauen Augenbrauen hoch.
    Ich lege den Kopf schief und überlege kurz. «Nicht direkt, aber … doch. Irgendwie schon.» Ich merke, wie er unruhig wird. Mit zusammengekniffenen Lippen blickt er auf das Paket, wiegt es noch einmal von links nach rechts.
    «Et is so …», setzt er an, «also, hier im Haus … da bin ich derjenige, der für die Sicherheit zuständig ist. Dafür habe ich unterschrieben.»
    «Ach so», sage ich. «Na dann.» Ich lege noch eine bedeutungsvolle Pause ein, dann ergänze ich: «Dann sollte ich jetzt mal mein neues Kopfkissen nehmen und vom Fliegen träumen.»
    Seine Mundwinkel verziehen sich bis zu den Ohren. «Et sei dir gegönnt, wonnich!», jubiliert Schmidtchen und streckt mir das Paket entgegen.
    Ich nehme es lachend und trage es die Treppe zu meiner Wohnung hinauf. Als ich meine Tür aufschließe, bemerke ich im Augenwinkel, dass Gabis Türkranz verschwunden ist.

[zur Inhaltsübersicht]
    Radeln @ Ruhrschleichweg
    Am nächsten Morgen habe ich eine E-Mail von BVB jörn im Posteingang.
    «hey», schreibt er. «alles in ordnung bei dir?»
    Ich rutsche näher vor den Rechner.
    «ich sage es dir jetzt mal ganz direkt, auch auf die gefahr hin, dass ich mich damit total in die nesseln setze, du mich aus deinem mailverzeichnis löschst, meine nachrichten verbrennst und mich zum teufel jagst: ich vermisse dich. wir schreiben uns erst seit ein paar tagen, und schon vermisse ich dich, wenn ich einen halben tag lang nichts von dir höre. So. jetzt kommst du. björn.» Im Postskriptum steht seine Handynummer.
    Jetzt also ich. Oder lieber erst mal Brötchen holen.
    Ich steige in meine Turnschuhe und gehe zum Bäcker an der Ecke, der zwar nicht der beste ist, aber sonntags bis 12 Uhr geöffnet hat. Ich bin beschwingt.
    «Zwei Milchbrötchen, bitte», sage ich an der Theke.
    «Milchbrötchen? Dat hamwa nich.» Die Bäckersfrau hat eine schrille Stimme und ist rund wie eine Mohnschnecke. Eine breite rote Schürze spannt sich über ihren monumentalen Busen.
    «Meinste hier so watt mit Rosinen?» Sie deutet auf zwei Brötchen in der Auslage, die zwischen süßen Stuten und einem Blech Puddingschneckchen in der Sonne liegen.
    «Nee», sage ich. «Milchbrötchen.»
    «Micken?», hakt die Blonde nach.
    «Ja, Micken.»
    «Die gibt’s heute nich. Heute is Zuckergebäcktag.» Sie zeigt mir einige Gebäckstücke mit Kandisstreuseln. «Micken gibt’s ers am Montach widda.»
    Ich habe es geahnt: Micken gibt es beim Bäcker an der Ecke nur alle zwei Tage – mit etwas Glück. Denn am Sonntag hat der Bäcker zwar geöffnet, bietet aber kein Vollsortiment, und die Chancen, dass es Micken gibt, sind selbst bei strenger Anwendung der Zwei-Tage-Regel äußerst vage. Nachdem Freitag Mickentag war, wäre heute ebenfalls Mickentag, aber nun ist Sonntag, da gelten andere Regeln. Ich würde mich an diesem Thema nicht so lange aufhalten, wenn die Bäckermicken von der Ecke nicht die besten Milchbrötchen wären, die ich jemals gegessen habe: weich, mittelsüß und auch nach drei Tagen noch so fluffig, dass man sie ohne Auftoasten mit zur Arbeit nehmen und dort zum zweiten Frühstück genießen kann. Ich habe bereits erwogen, Eichhörnchen zur Programmierung einer Micken-App zu motivieren – oder zum Aufstellen einer Micken-Webcam.
    «Dann zwei Weizencrispies», sage ich und deute auf die Körnerbrötchen im Brotregal.
    Während die Bäckerin sie eintütet, klingelt mein Handy.
    «Hi, Nessy. A 40 geht klar, oder?»
    «Geht klar», sage ich.
    «Hasse wat dagegen, wenn Katrin mitkommt?», fragt Melanie. «Dat is die Schwester vom Thorsten.»
    «Nee», sage ich. «Ist in Ordnung.»
    «Treffen um 12 Uhr anne Auffahrt Ruhrallee?»
    «Jep.»
    «Freu mich», flötet Mel.

    «Alta, siehst du scheiße aus», begrüßt mich Gabi auf dem Treppenabsatz im vierten Stock. «Hasse schlecht gepennt?» Sie hält Kalle auf dem Arm, der mich mit schiefgelegtem Kopf anblickt.
    «Heute gibt’s keine Micken», brumme ich.
    «Anna Ecke, odda wat?»
    «Können die keine Fahne hissen, wenn es welche gibt? Dann sehe ich vom Bett aus, ob heute Mickentag ist oder nicht.»
    «Seit der Werner nich mehr da abbeitet, gibbet nich mehr jeden Tach Micken. Dafür machen se dann zwischendrin dieset Zeuch

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