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Da gewöhnze dich dran

Da gewöhnze dich dran

Titel: Da gewöhnze dich dran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Giese
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kann. Die Mädels können werfen und fangen, und einigermaßen flott ist das Spiel auch. Ich war letzte Saison ein paarmal gucken. Kann man sich gut ansehen.» Er lässt einen der Rasta-Jungs vorbei, der zur Toilette möchte. «Katrin sagte mir, dass sie Verstärkung suchen. Wenn du magst, kann ich dir ihre Telefonnummer und Mailadresse geben. Dann kannst du sie mal darauf ansprechen. Vielleicht können sie dich gebrauchen.»
    «Die haben bestimmt schon mit der Saisonvorbereitung angefangen, jetzt, Mitte Juli», sage ich.
    Eichhörnchen zuckt mit den Schultern. «Kann gut ein. Sie sagte neulich, dass sie viel joggen muss.»
    «Dann ist das bestimmt so. In der Vorbereitung macht man erst mal wenig mit dem Ball, sondern nur Ausdauertraining.»
    Wir erreichen den S-Bahnhof Dortmund-Universität. Die Hälfte der Leute im Waggon steigt aus, darunter der Muslim im Rollstuhl. Eichhörnchen legt sich seine Umhängetasche auf die Knie, holt einen Zettel heraus und schreibt mir eine Telefonnummer und eine Mailadresse darauf. «Hier», sagt er und reicht mir den Zettel. «Meine Schwester heißt Katrin.»
    «Sagtest du schon.» Ich nehme den Zettel und stecke ihn in meine Hosentasche. «Und du? Gar kein Sport?»
    «Fifa 10 auf Playstation 3 .»
    «Sofasport also.»
    «Extremer Sofa-Triathlon: Pizza, Chips und PS 3 .»
    «Alles gleichzeitig?»
    «Extremer
Simultan
-Sofa-Triathlon.»
    «Krass.»
    «Der totale Hammer.»
    Wir sehen uns an und müssen grinsen. Seine Augen glänzen, und ich wende ein wenig verschämt meinen Blick ab. Gleichzeitig fahren wir in Dortmund ein. Das Dortmunder U dreht sich auf dem Dach der ehemaligen Brauerei. Schafe laufen durch eine Video-Installation unter dem Buchstaben, surreal, vor dem Hintergrund eines zweifarbigen Himmels.
    «Eine ziemlich gelungene Sache», sage ich und deute auf das U, das ehemalige Industriegebäude, in dem sich jetzt Kultur befindet.
    «Das ist von diesem Winkelmann, dem Regisseur», sagt Eichhörnchen. «Ich find’s auch gut.»
    Die Türen öffnen sich, und die Leute schieben sich auf den Bahnsteig. Wir steigen ebenfalls aus, lassen uns mit der Menge in die schäbige, in Orange-Braun geflieste Bahnhofshalle spülen. «Wo musst du hin?», fragt Eichhörnchen, als wir vor einem Stand stehen, der mit Kaffee, Crêpe und Waffeln am Stiel wirbt.
    «In die U-Bahn. U 41 nach Hörde.»
    «Ich gehe noch in die Stadt.» Er deutet auf das Hauptportal, dessen schwere Türen in die Innenstadt führen. «Magst du noch ein Bier trinken?» Er steht da wie ein Schuljunge, seine Hände spielen nervös miteinander, die Finger verhaken sich, lösen sich und verhaken sich wieder.
    «Nee, danke», sage ich. «Ich muss nach Hause. Morgen früh wollen wir auf die Autobahn.»
    «Schade», er hebt eine Hand zum Abschied. «Dann bis Montag.»
    «Bis Montag dann», sage ich und winke ebenfalls.

    Als ich die Haustür aufschließe, öffnet sich Schmidtchens Wohnungstür.
    «Hab dich zufällig kommen hören, Etteken», sagt er. In seinem üblichen Jogger und mit graukarierten Pantinen steht er im Türrahmen, sein Haar ist leicht zerzaust.
    «Sie sind aber lange wach», sage ich. «Und Sie müssen Ohren wie ein Luchs haben.»
    «Hab ich im Kriech geschult», sagt er, nickt dabei bedeutsam mit dem Kopf und zwinkert mir zu. Mit greisem Zeigefinger winkt er mich näher zu sich heran. Ich beuge mich vor, und er flüstert mir ins Ohr: «Ich hab ’n Geschenk für dich.»
    «Sie wollen mir doch keinen Antrag machen, oder?»
    «Nicht doch.» Er lächelt und greift hinter sich, wo auf einer kleinen Kommode ein ziemlich großes Paket steht. Er hält es vor sich wie ein Weihnachtsmann-Azubi, der zum ersten Mal Bescherung macht. «Eigentlich isset auch kein Geschenk», gibt er zu, «sondern der Postbote hat et für dich gebracht. Hasse wat bestellt?» Er schüttelt das Paket und horcht daran.
    Ich nicke. «Jep», sage ich und strecke die Hände nach dem Karton aus. Aber Schmidtchen zieht ihn wieder näher an seinen Körper.
    «Is ganz schön groß», sagt er, wiegt das Paket sanft von einer Hand in die andere und schweigt kurz. «Aber auch ziemlich leicht, dafür, dasset so groß is.»
    «Tja», sage ich und beschließe, das Spiel mitzuspielen. «Was das wohl sein könnte?»
    «Ob du’s glaubst oder nich, dat habe ich mich auch gefracht! Steht ja auch kein Hinweis auffe Verpackung.» Er dreht und wendet das Paket. Aber es ist nur braun und groß. Der Absender, ein Versandhandel, gibt keinen Hinweis auf den

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