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Da gewöhnze dich dran

Da gewöhnze dich dran

Titel: Da gewöhnze dich dran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Giese
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lässt.
    «Iosif war nicht so überzeugt davon», entgegne ich.
    «Wäre gut, wenn wir noch jemanden hätten. Ich habe eine Kondition wie meine Oma», sagt sie und richtet sich wieder auf. «Seit wann spielst du Handball?»
    Ich nehme das andere Bein nach hinten und dehne die linke Wade. «Seit 20 Jahren», sage ich.
    «Krass. Wie alt bist du denn?»
    « 30 .»
    «Echt? Hätte ich nicht gedacht. Dann hast du ja mit zehn angefangen.»
    «Als ich aufs Gymnasium kam, habe ich Leute kennengelernt, die Handball spielten. Die haben mich mitgenommen.»
    «Dann hast du ja voll viel Erfahrung.»
    Ich zucke mit den Schultern. «Aber keine Kondition.»
    «Egal, ich auch nicht. Boah, was quäle ich mich montags immer. Ich hasse Waldlauf.»
    «Nicht so viel schwatzen!», ruft Iosif.
    Ich schweige betreten, doch Schnecke redet unbeirrt weiter. «Er quält uns, aber er ist gut. Bevor er zu uns kam, hat er Zweite Liga trainiert. Er versteht voll viel von Handball.»
    «Das hat Katrin auch gesagt.»
    «Woher kennst du Katrin?»
    «Über meinen Arbeitskollegen. Ich arbeite mit ihrem Bruder zusammen.»
    «Mit dem Eichhörnchen?»
    Ich muss lachen. «Du nennst ihn auch Eichhörnchen?»
    «Wer denn noch?»
    «Ich. Aber nur in Gedanken. Ich wusste nicht, dass der Name offiziell ist.»
    Schnecke legt ihren Arm hinter den Kopf und drückt den Ellbogen runter. «Offiziell ist er nicht, ich glaube auch nicht, dass er etwas davon weiß. Aber du musst zugeben, dass er total so aussieht – mit seinen Puschelhaaren.»
    Iosif hat sich an den Rand unserer Gruppe gestellt und die Hände in die Hüften gestemmt. «Wenn ihr fertig seid, bildet ihr einen Kreis. Mit dem Bauch auf den Boden legen. Kräftigung.»
    Die Mannschaft stöhnt auf.
    «Handtuch unterlegen», befiehlt Iosif.
    Ich nehme mir mein Duschhandtuch aus der Trainingstasche und lege mich zwischen Schnecke und Katrin in den Kreis.
    «Unterarmstütz», doziert Iosif, während er an unseren Füßen auf und ab geht. Er scheint ein Mann der Ein-Wort-Sätze zu sein. «Liegestütz auf den Unterarmen. Körper ist ein Brett.» Die Mädels heben seufzend ihre Hintern vom Boden. Ich beginne schon nach zehn Sekunden zu zittern.
    «Lisa, Arsch runter», mahnt Iosif. «Katrin auch. Nessy, du zitterst ja schon.»
    Ja, verdammt. Und zwar im Bauch und in den Schultern, eigentlich überall. Diese Kräftigungsübungen mit Eigengewicht sind nicht meine Stärke. Schnecke neben mir lässt sich schon krachend zurück auf den Boden fallen.
    «Jetzt rechtes Bein heben. Arsch bleibt oben», sagt Iosif. «Schnecke, du Lusche, weiter!»
    In der anderen Hallenhälfte machen die Männer offensichtlich etwas Ähnliches. Ich schaue unter meinem Körper hindurch und sehe sie auf dem Bauch liegen, der Oberkörper ist angehoben, und sie machen Schwimmbewegungen.
    «Absetzen und anderes Bein.»
    Ein schaler Geschmack macht sich in meinem Mund breit. Es gibt ein paar Dinge, die sollte man nicht vor dem Training essen. Honig-Senf-Dressing zum Beispiel. Oder Cornflakes mit Milch, denn die Massenträgheit von Flüssigkeiten ist auch innerhalb des Körpers nicht zu unterschätzen, besonders bei Übungen wie Liegestütz, Sit-ups und Strecksprüngen. Zwiebeln und Knoblauch gehen auch nicht. Nicht wegen des Geruchs, sondern weil ich beim Training dann immer einen Brand bekomme, dass ich für fünf trächtige Kühe saufen möchte; schon nach der ersten Laufeinheit halluziniere ich, dass ein Tankwagen mit Isostar neben mir herfährt. Vor dem Laufen habe ich einmal Weintrauben gegessen und dazu Wasser getrunken. Nicht machen! Ich saß danach hinter einem Baum und musste einen Ast werfen, damit dieser verdammte, freilaufende Köter wieder abhaut und mir nicht in den nackten Hintern beißt.
    «Zwanzig Sekunden noch!»
    Banane ist auch nicht das Wahre. Einmal von Bananen aufstoßen, und für den Rest des Trainings bleibt der Mundgeruch eines ausgewachsenen Ameisenbären.
    «Fünfzehn!»
    So wie heute.
    «Zehn!»
    Bei «Fünf!» muss ich mich auf den Bauch sinken lassen.
    «Und entspannen», sagt Iosif.
    Die Mädels stöhnen und jammern. Schnecke liegt auf ihrem Handtuch wie eine gestrandete Robbe. Sie dreht den Kopf zu mir. «Hast du einen Freund oder eine Freundin?», fragt sie.
    «Keinen Freund», sage ich.
    «Niemals einen gehabt?»
    «Doch, klar. Aber von meinem letzten Freund habe ich mich vor meinem Umzug getrennt.»
    «Alles noch ganz frisch?»
    «Geht so.»
    «Auf die Seite legen!», ruft Iosif. «Unterarmstütz! Hüfte

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