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Da gewöhnze dich dran

Da gewöhnze dich dran

Titel: Da gewöhnze dich dran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Giese
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nur Jürgen Klopp.»
    «Den Nussarsch nicht?»
    «Nur Kloppo.»
    «Was ist denn hier los?» Eichhörnchen steht mit einem Notizblock in der Tür, als Zeichen unserer morgendlichen Besprechung. «Ist was passiert?»
    «Kann man so sagen», antworte ich. «Mel hatte Sex.»

    Als wir abends das Büro verlassen, sind Eichhörnchen und ich die Letzten. Er schließt die Tür hinter sich. «Mel hatte Sex?», fragt er.
    «Mit einem Vertreter für Badvorleger.»
    «Ist es das, wovon Frauen träumen?»
    «Unbewusst vielleicht», sage ich und lache.
    «Soll ich dich noch zur U-Bahn begleiten?»
    «Danke, geht schon.»
    «Spielst du demnächst in Katrins Mannschaft?»
    «Wahrscheinlich», sage ich.
    «Finde ich gut.» Wir stehen vor der Tür und wissen nicht recht, was wir noch sagen sollen.
    «Ich muss dann hier lang.» Er deutet nach links.
    «Und ich hier», ich zeige nach rechts.
    «Dann bis morgen.»
    «Ja, bis morgen.»

    Genau in dem Moment, in dem ich den Kugelschreiber ansetze und den «Antrag auf Vereinsmitgliedschaft» unterschreiben möchte, lässt Schnecke ihre kleine Hand flach auf das Papier niedersausen. Wir sitzen in der Sporthalle auf einer der Turnbänke, verschwitzt und fertig vom Training.
    «Eins musst du wissen, bevor du unterschreibst», sagt sie. «Wir sind ein bisschen asi.»
    «Ach!», sage ich mit gespieltem Erstaunen.
    «Sag hinterher nicht, ich hätte es dir nicht gesagt.»
    «Würde ich niemals tun.»
    «Dann: bitte.» Sie nimmt die Hand vom Blatt. Ich unterschreibe rechts unten in der Ecke.
    «Ich forde dann deinen Spielerpass an», sagt Katrin. «Über deine neuen Aufgaben müssen wir natürlich auch reden.»
    «Welche Aufgaben?»
    «Und über die Strafenliste.»
    «Oh Mann», sage ich. «Was geht denn hier ab?» Doch die anderen Mädels grinsen. Sie haben ihre Schuhe ausgezogen, sitzen im Kreis auf dem Hallenboden und trinken Radler, das Lisa mitgebracht hat. Es riecht nach verschwitzten Knieschonern und gut abgehangenem Deo.
    «Also», sagt Katrin. «Zuerst die Strafenliste. Wer zu spät zum Training kommt, muss einen Euro pro angefangene Minute zahlen. Zu spät zum Spiel kostet zwei Euro pro Minute.»
    «Okay», sage ich.
    «Trikot vergessen kostet fünf Euro – plus die Minuten, die du zu spät kommst, weil du es holen musst.»
    «Dann werde ich ja arm.»
    «Das ist schon Leuten passiert. Nicht wahr, Lucy?»
    Lucy streckt Katrin die Zunge raus. Katrin fährt fort: «Wenn du während des Spiels den Schiedsrichter anmeckerst und deshalb eine Strafe kassierst, musst du fünf Euro zahlen. Rote Karte wegen Meckerns kostet 50 Euro.»
    «Den teuersten Posten auf der Liste», sagt Schnecke, «hat Katrin aber noch nicht genannt.»
    Sie nickt. «Beischlaf mit dem Übungsleiter kostet 100 Euro Strafe.»
    «Sex mit Iosif?»
    «Nicht wegen Iosif», sagt Katrin hastig mit Blick zu Kinga. «Das Ganze ist nur wegen Manuel. Bevor Iosif kam, hat Manuel uns trainiert. Er war Sportstudent und hat erst unsere Torfrau gevögelt …»
    «Alina?», frage ich und sehe Schnecke an. «Ich dachte, ihr wärt …»
    «Nee», sagt Schnecke. «Nicht Alina. Er hat mit Conny gepennt. Die spielt jetzt nicht mehr bei uns. Sie ist gegangen, weil er danach noch mit Kerstin im Bett war.»
    «Der Arsch», sagt Kerstin. «Dabei wusste ich nicht mal, dass er auch was mit Conny hatte.»
    «Und weil man nie ahnen kann, mit wem der Trainer was am Laufen hat», erklärt Katrin weiter, «wird Bubu mit dem Coach pauschal mit 100 Euronen geahndet – wegen Störung des Mannschaftsfriedens.»
    «Aber mal ehrlich», sage ich und sehe Kinga an, «dein Vater …»
    «Der ist absolut clean», sagt Kinga. «Aber Steffi hatte halt auch mal ’ne wilde Zeit.»
    «Steffi?»
    «Sie ist Papas Kotrainerin. Früher hat sie aktiv gespielt, aber vor zwei Jahren hat sie ein Kind gekriegt, und als sie wieder anfangen wollte, hatte sie direkt einen Kreuzbandriss. Danach hat sie gesagt: Nie wieder Handball. Im Moment ist sie wieder schwanger und setzt gerade aus.»
    «Bevor sie Mann und Kind hatte», ergänzt Katrin, «hat sie nichts liegengelassen. Egal, ob ihn oder sie. Deshalb: Immer wachsam sein. Die Strafenliste führe übrigens ich. Ich maile sie dir noch mal zu.»
    Schnecke macht sich am Kasten ein zweites Bier auf. «Und jetzt zu deinem Job.» Sie nimmt einen tiefen Zug. «Wir haben hier alle eine Aufgabe. Das gibt unserem Leben Sinn.» Sie senkt den Blick und schaut mir tief in die Augen. «Kinga ist der Ballwart», fährt sie fort, «und sorgt

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