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Da gewöhnze dich dran

Da gewöhnze dich dran

Titel: Da gewöhnze dich dran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Giese
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Dienstanweisung.»
    Ohne weitere Worte dreht er sich um und geht zur Tür. Als er die Klinke in die Hand nimmt, bleibt er noch einmal stehen und sagt: «Falls du’s noch nicht mitgekricht hast: Der BVB , dat is bei uns Kirche, Maloche und Familie in einem. Da müssen wa zusammenhalten, gemeinsam beten, hart arbeiten, in guten wie in schlechten Zeiten.»
    «Moment, eine Frage», sage ich. «Was meinen Sie mit angemessener Kleidung?»
    «Mindestens Schal», antwortet er. «Und zieh nich so wat Feines an. Auf der Süd kriegste schomma Bier in’n Nacken. Das verträgt so ’n Kaschmirpullover nicht gut.»
    Er geht hinaus, und im gleichen Moment kommt Melanie mit einer Bäckertüte zur Tür reingerauscht. «Wat hatta gewollt?», fragt sie atemlos, lässt ihre Handtasche neben ihren Schreibtisch fallen und flüstert: «Hat er dich wegen irgendwat angemeckert?»
    «Er hat mir das hier gegeben», sage ich und reiche ihr die Eintrittskarte.
    «Ach so. So eine hab ich auch gekricht. Knorke, odda? Auf Firmenkosten zum Kloppo.»
    «Wenn man Fußballfan ist, vielleicht.»
    «Bisse nich?»
    «Mal ehrlich: Die Typen tragen Schlafanzüge, rennen über die Wiese, und kaum langt mal einer zu, liegen sie heulend im Gras. Das ist voll der Luschensport.»
    «Komm ers ma mit ins Stadion, dann wirste schon sehen. Wenn Achtzichtausend aufstehn und singen, dat muss man sich einfach geben. Danach bisse Fan. Alta, Fussek is voll geil! Aber sonst hatter nix gesacht? Nich gemeckert, odda so?»
    «Es kann sein, dass er glaubt, dass ich für Schalke bin.»
    «Oh.»
    «Was – oh?»
    «Dat is schlecht.»
    «Wieso ist das schlecht?»
    «Is halt so ’n Schimpfwort.»
    Es klopft im Türrahmen. «Kaffeekranz?», fragt Eichhörnchen.
    «Nur ein kleiner Plausch über die schönste Nebensache vonne Welt», sagt Melanie.
    «Sex?», fragt er, an mich gewandt.
    «Kaminski hat mir eine Karte für BVB gegen Leverkusen gegeben.»
    «Das macht er manchmal.» Eichhörnchen hat seine roten Hörnchenpinsel heute mit Gel niedergekämpft. Nicht ganz erfolgreich, denn ein Haar steht, zu einem Stiel gehärtet, vom Kopf ab wie eine Antenne. Er trägt ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift «body». Der Schritt seiner Jeans hängt ihm auf halber Höhe der Oberschenkel. Ein Teletubbie mit Flausch.
    «Alta, wat is denn mit euch los?», krakeelt Melanie und plumpst in ihren Stuhl. «Et gibt Leute, die würden dafür sterben, regelmäßig Karten zu kriegen. Ich zum Beispiel.»
    «Weshalb ich hier bin …», sagt Eichhörnchen.
    Mein Handy brummt. Eine SMS . «hey, bin wieder im lande. lust, mich am wochenende zu sehen? björn.»
    Melanie fällt Thorsten ins Wort: «Ich muss euch wat fragen.»
    Ich lege das Handy beiseite, beuge mich an meinem Monitor vorbei in ihr Blickfeld. «Aber nichts, was mit dem Nussärschchen zu tun hat, oder?»
    «Er kommt heute Abend vorbei», sagt Melanie, lächelt breit und streckt instinktiv ihre Brüste heraus. «Schon dat zweite Mal diese Woche, und ich weiß einfach nich, woran ich mit ihm bin.»
    «Wer oder was ist Nussärschchen?», fragt Eichhörnchen und guckt von Melanie zu mir und wieder zurück. Melanie wird rot.
    «Der Badteppich», sage ich.
    «Er is kein Badteppich. Er is Vertreter für Badteppiche.»
    «Meine ich doch», sage ich.
    «Und er hat einen Nussarsch», stellt das Eichhorn spöttisch fest.
    «Hart wie zwei Kastagnetten», ergänze ich.
    «Er is anhänglich wie ’n Tesafilmstreifen», kommt Melanie auf ihr Ausgangsthema zurück und runzelt ihre kleine Stirn. «Gestern hatter zu mir gesacht, Mel, hatter gesacht, du musst wie eine Mutter zu mir sein, dann bin ich dein kleiner, braver Junge.»
    Eichhörnchen lehnt im Türrahmen und grinst.
    «Ich glaub, der verarscht mich. Der is gar nich so erfolgreich. Als ich ihm letztens die Unterhose vonne Futt gezogen hab, war die von Woolworth.»
    «Vielleicht ist eure Beziehung einfach zu … komplex», wende ich zögernd ein. «Du sprichst nicht mal seine Sprache.»
    «Was für eine Sprache?», fragt Eichhörnchen.
    «Er ist Portugiese», erkläre ich.
    Melanie ist in ihren Stuhl gesunken und hat die Arme vor ihrem Busen verschränkt. «Man kann ja nich nur mit Worten miteinander reden.»
    «Auch mit dem Penis?», fragt Eichhörnchen.
    Melanie geht nicht darauf ein. «Komm, is egal», sagt sie und seufzt. «Ich brauch ’n bissken Ablenkung. Ich schreib getz ersma dem Jürgen.»
    «Jürgen?»
    «Klopp. Dem sein Facebook-Auftritt, da bin ich Fan von. Und ab und an schreib ich ihm

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