Da haben wir den Glueckssalat
und schreit es in voller Lautstärke hinaus, den ganzen Weg bis nach Hause. Scheiß drauf, denke ich, und brülle mit. Alle Männer sind Idioten. Aidan ist auch einer. Also was soll’s, dass ich für Aidan das reinste Psycho-Date aus der Hölle war?
Am Steuer aus voller Lunge zu fluchen hat eine überraschend therapeutische Wirkung. Die letzten vierundzwanzig Stunden waren der helle Wahnsinn, aber morgen werde ich ein für alle Mal meine Schulden begleichen, und dann bin ich frei.
Als wir zu Hause angekommen sind, greife ich unter den Beifahrersitz, um den Umschlag hervorzuholen, in dem Cosmos zehntausend Dollar stecken, das Geld, das seit gestern Morgen sicher dort verwahrt war.
Aber es ist weg.
Mein ganzer Körper verkrampft sich vor Schreck. » Nein!«
» Was ist?«, fragt Angie.
» Nein!«, schreie ich und reiße den ganzen Teppich hervor. » Das kann nicht sein… das kann nicht sein…«
Ich beuge mich über den Fahrersitz und taste den Boden darunter ab. Nichts. Dann sehe ich im Handschuhfach nach, unter dem Rücksitz, unter dem Teppich hinten. Nichts!
» Es ist weg. Es ist weg!«, brülle ich.
» Was? Was ist weg?«, fragt Angie. » Fuck, du bist eine Dramaqueen! Beruhige dich!«
» Mein Geld… die ganze Kohle… die zehntausend Dollar… die haben es geklaut… die Leute vom Abschlepphof!«
Ich lasse mich auf den Gehweg fallen und kreische wie am Spieß.
27
» Hör auf zu schreien, du machst mich noch wahnsinnig!«
Plötzlich werde ich ganz still und starr. » Es ist aus, Angie. Es ist alles aus. Ich werde meine Eltern anrufen und ihnen alles beichten, damit sie mir die Kohle für Cosmo geben. Und dann fliege ich mit ihnen nach Zürich und komme nie wieder. Ich werde die Schulden nie aus eigener Kraft zurückzahlen können. Es ist vorbei.«
» Es muss noch eine andere Möglichkeit geben«, sagt Angie.
» Es gibt keine.« Mein Mund ist ganz trocken vor Grauen. » Das war’s. Ende der Straße. Es ist vorbei.«
Zwei Stunden später, als ich mit den Mädels am Küchentisch sitze, höre ich mich dasselbe noch einmal sagen.
» Es ist aus. Ich hatte das Geld schon zusammen, aber das hat sich irgendjemand vom Abschlepphof eingesackt. Es ist weg.«
» Das kann nicht sein«, sagt Coco zum sechzehnten Mal.
» Es muss einen Ausweg geben«, sagt Madeleine.
» Den gibt es nicht«, erwidere ich. » Ich habe den Truck schätzen lassen, wisst ihr? Aber leider ist er nicht das wert, was ich für ihn bezahlt habe. Ich habe sonst keine Reserven. Und auch wenn ihr mir unbedingt helfen möchtet, ich weiß, dass ihr keine zehntausend Dollar habt, und ich will nicht, dass ihr eure Eltern fragt. Ich will das einfach nicht.« Ich lasse den Blick über die Gesichter meiner Freundinnen schweifen. Niemand widerspricht. » Es ist vorbei. Ich möchte, dass ihr alle morgen Nachmittag das Haus verlasst und euch in Sicherheit bringt. Ich werde mich um Cosmo kümmern, und zwar allein.«
» Kommt nicht infrage«, sagt Coco.
» Wir bleiben bei dir, egal, was passiert«, sagt Madeleine.
» Frauenpower!« Angie ballt die Siegerfaust. » Das war ironisch gemeint. Eine ironische Siegerfaust.«
Ich lächle sie alle an. An ihrer Stelle würde ich auch so reagieren.
» Verkauf den Truck nicht«, sagt Julia bedächtig.
» Ich habe doch gerade gesagt, dass das sowieso nichts bringt. Dieser Al von der Autowerkstatt meinte, Toto sei praktisch nichts wert.«
» Nein, ich meine, verkauf nicht den Truck… verkauf die Idee«, sagt Julia.
Ich sehe sie stirnrunzelnd an. Die Idee verkaufen? » Aber sie ist erst sechs Wochen alt.«
» Ja, aber sie ist ein Erfolg«, erwidert sie. » Das Konzept ist einzigartig, du hast dir auf dem Markt eine eigene Nische geschaffen. Deine Umsätze sind unglaublich, du hast jede Menge Publicity, deine Follower auf Twitter und Facebook sind leidenschaftliche Fürsprecher… Du hast ein kleines, erfolgreiches Unternehmen auf die Beine gestellt, Pia. Du kannst das ganze Konzept für das Zigfache dessen verkaufen, was der Truck wert ist.« Sie macht eine Pause. » Ich meine, ich habe keine Ahnung, für wie viel sich die Idee verkaufen lässt. Aber es ist ganz sicher mehr, als du für den Truck bekämst.«
Ich starre auf den Tisch und überlege. Sie hat recht. Sie hat völlig recht. Ich könnte das Geschäft verkaufen. Genau wie Vic gesagt hat vor all den Monaten. Eine Idee haben, sie umsetzen und dann weiterverkaufen …
» Aber wie… wie stelle ich das an?«, frage ich. » Wer würde die Idee
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