Da haben wir den Glueckssalat
nichts Besonderes.«
Lina starrt mich an und nickt, wieder in Gedanken versunken. Die Sekunden verrinnen und werden zu Minuten, und mir dämmert, dass Lina gerade überlegt, wie sie mir erklären kann, dass ich mich gefälligst zusammenreißen soll. O Gott, wie peinlich. Ich bin so dämlich. Ich werde mich bei ihr entschuldigen, weil ich ihre Zeit verschwendet habe, ich werde einfach sagen…
Dann blickt sie mir direkt in die Augen und fängt an zu reden. » Die Feinschmecker-Food-Truck-Bewegung hat in den letzten vier oder fünf Jahren einen gewaltigen Aufschwung erlebt. Das Konzept kommt bei den Leuten gut an. Es ist nämlich eine besondere Kombination aus aufrichtiger Leidenschaft für eine hochwertige Ernährung beziehungsweise für Feinschmeckerkost und dem persönlichen Touch, vom Chef persönlich bedient zu werden. Dazu kommt die spielzeugähnliche Optik der Trucks, die viele niedlich finden… Außerdem ist das der Tante-Emma-Laden der Zukunft. Hier geht es noch persönlich zu, der Besitzer ist der Food Truck: Er fährt, kocht, bedient und verkauft. In der heutigen Zeit ist etwas, das sich so authentisch anfühlt, quasi ein Selbstläufer…« Ich nicke unsicher. Es kommt mir vor, als würde Lina eine Präsentation halten, aber ich weiß nicht genau, warum. » Bei einem Food Truck weiß man genau, was man bekommt. Schnelles Essen, aber kein billiges Fastfood. Die Preise sind niedrig, der Nutzen ist hoch. Man kann die Route online verfolgen, sie über die sozialen Netzwerke ausfindig machen, was einem dann wie eine kleine Errungenschaft vorkommt… Das ist wie ein Spiel.«
Ich nicke. Alles, was sie sagt, ergibt für mich einen Sinn. » Ich denke, die Kunden entwickeln auch eine emotionale Bindung zu ihrem Food Truck«, sage ich zögernd. » Das kann zu einer richtigen Begeisterung führen. So ähnlich, als würde man einem alten Kumpel auf der Straße begegnen… Man hat das Gefühl, als würde einem der Truck gehören. Wenn ich mit Toto unterwegs bin, winken mir die Leute auf der Straße zu!«
» Das ist wirklich verblüffend!«, sagt Lina und nickt. » Inzwischen gibt es schon Food Trucks, die mit namhaften Marken kooperieren. Ich war vor ein paar Jahren in San Francisco und habe mir an einem Food Truck ein Eis gekauft, der gleichzeitig Werbung für ein Skigebiet machte. Ich meine, das ist doch eine fantastische Idee, oder? Die Trucks können also auch als Werbefläche benutzt werden. Oder man setzt sie bei Veranstaltungen und Premieren ein– zur Verköstigung mit individueller Markenpromotion. Das ist aufregender als die ganzen allgegenwärtigen Caterer mit ihren verdammten Cupcakes. Diese Treatery-Trucks mit Eis und Süßigkeiten zum Beispiel, die machen ein Bombengeschäft. Sie arbeiten mit anderen Firmen zusammen, treten aber unter ihrem eigenen Namen auf. Jedes Mal, wenn sie im Auftrag eines Markenherstellers unterwegs sind, ist das wie eine Art Gütesiegel.«
» Verstehe«, sage ich. Ich weiß nicht wirklich, wovon sie redet.
» Sie denken vielleicht, dass jeder auf diese Idee hätte kommen können, Pia. Aber das stimmt nicht. Es gibt Menschen, die sind kreativ und haben originelle Ideen, andere haben das nicht. Die kreativen Denker neigen gern zu der Annahme, dass ihre Ideen auf der Hand liegen, so wie Sie… Okay, ich bin eine Strategin, und ich bin nicht besonders kreativ, aber ich erkenne eine gute Idee, wenn sie vor mir liegt. Und, wichtiger noch, ich kann erklären, warum sie funktioniert. Erzählen Sie mir mehr darüber, wie Sie ursprünglich darauf gekommen sind.«
» Hm… meine Mitbewohnerinnen haben sich immer darüber beschwert, dass sie nachmittags im Büro plötzlich Heißhungerattacken bekommen, und ich habe die ganzen Food Trucks gesehen mit ihrem fettmachenden Essen. Ich bin jemand, der für sein Leben gern isst, aber auch gern enge Jeans anzieht, wissen Sie? Im Grunde dreht sich beim SchlankMobil alles um die Eitelkeit…« Ich grinse über meinen lustig gemeinten Spruch, aber Lina verzieht keine Miene.
» Die Eitelkeit ist ein wichtiger Faktor für jeden großen Geschäftserfolg des letzten Jahrhunderts«, sagt sie ernst. » Sie ist Teil der menschlichen Natur. Wer gut aussieht, ist zufriedener… Niemand sollte sich für seine Eitelkeit entschuldigen müssen. Sie ist der Grund, warum die Fitnessindustrie in den letzten zwanzig Jahren Milliardenumsätze gemacht hat. Ganz zu schweigen von der Mode- und Kosmetikbranche…«
Wieder entsteht eine Pause. Ich nehme einen Schluck
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