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Da haben wir den Glueckssalat

Da haben wir den Glueckssalat

Titel: Da haben wir den Glueckssalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Burgess
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ihr ein Lächeln. Und einen Augenblick lang denke ich, sie wird es erwidern.
    Dann öffnet sie den Mund. » DU !«, kreischt sie los. » VERPISS DICH ! AB NACH HAUSE ! DU BIST HIER NICHT WILLKOMMEN !«
    Ich wende sofort den Blick ab und gehe weiter, aber schaue dann verstohlen zurück. Die Frau bewegt sich in meine Richtung. Ich beschleunige meine Schritte und höre ihr schrilles Lachen.
    » ICH KOMME ! ICH KOMME ! LAUF SCHNELL WEG !«
    Ich spurte los und drängle mich zwischen den Leuten durch, aber niemand macht mir Platz, ich werde nicht einmal wahrgenommen. Eine Frau rempelt mich an und stößt mir ihren Ellenbogen ziemlich hart in die Brust. Vor Schmerz keuche ich auf und fange an, unkontrolliert zu schluchzen. Große, dicke Tränen kullern über mein Gesicht, und ich ringe nach Luft. Ich bin durcheinander und verzweifelt und habe soeben mein fünfzehntes Vorstellungsgespräch vermasselt, und ich weiß nicht, was als Nächstes kommt.
    Ich überquere die Atlantic Avenue, bleibe dann kurz stehen, um zu Atem zu kommen und mir das Gesicht abzuwischen. Ich fühle mich, als würde ich am Rand eines Abgrunds stehen. Soll ich mich umdrehen, oder soll ich springen?
    Ein Taxi hält neben mir. Ein Mann im Anzug steigt aus, und er sieht so dermaßen gut aus, dass ich augenblicklich aus meinem Elend gerissen werde. Gebräunte Haut, braune Haare, die blauesten Augen, die ich je gesehen habe… Ich bleibe wie angewurzelt stehen und starre ihn an. Er stutzt, und unsere Blicke treffen sich. Ich fühle tatsächlich mein Herz schlagen.
    Dann schenkt der Fremde mir ein langsames, lässiges Lächeln, und ich lächle zurück, während ich denke, du bist perfekt. Und dabei habe ich so ein merkwürdiges Déjà-vu-Gefühl, als wäre ich ihm schon einmal begegnet, als würde ich ihn kennen.
    Und ja, ich gebe zu, das klingt ziemlich abgedroschen.
    » Hi«, sagt er mit brüchiger Stimme.
    Es klingt so seltsam, dass wir beide lachen müssen.
    In diesem Moment löst sich ein Schuh von meiner Handtasche und fällt auf den Boden. Der Unbekannte bückt sich sofort danach, hebt ihn auf und streckt ihn mir entgegen. Am liebsten würde ich jetzt den Aschenputtel-Spruch zitieren, aber meine Stimme ist schon wieder weg. Also nehme ich den Schuh und sage nichts.
    Mein Kavalier steht auf, fährt sich geistesabwesend durch die Haare und öffnet gerade den Mund, um etwas zu sagen, als…
    » Herrgott, kannst du mir vielleicht mal helfen?«, höre ich eine weibliche Stimme mit englischem Akzent, und zupp, der Bann ist gebrochen.
    Der schöne Mann wendet sich sofort von mir ab, um seiner Freundin aus dem Taxi zu helfen: einer Frau, die genauso umwerfend aussieht wie er, in Röhrenjeans, Seidentop, Stilettos, wehendem Chiffonschal und auf diese lässig-chaotische Londoner Art mit Tüten bepackt.
    Als ich sie sehe, senke ich den Kopf und gehe sofort weiter. Dem Drang, mich noch einmal umzudrehen, um mich zu vergewissern, ob er mir nachschaut, widerstehe ich. Ich kann ihre Stimme hören, die in der Straße widerhallt, bevor sie die Sweet Melissa Pâtisserie betreten. » Und weißt du, ich fragte, warum, und– ooh! Waffeln! Himmlisch!– und er sagte, hör zu, Schatz, du hast von Anfang an gewusst, dass es so laufen wird…«
    Und dann sind sie weg. Der perfekte Mann… und seine perfekte Freundin. Ich bin immer noch im Endorphinrausch, weil wir uns angelächelt haben. Ist das seltsam? Wahrscheinlich schon. Und vor allem oberflächlich nach meiner kleinen Endzeitstimmung ein paar Minuten zuvor.
    Gleich darauf nehme ich in einem Schaufenster mein Spiegelbild wahr und stoße ein Wimmern aus: Ich bin vollgekleckert, verschwitzt und verschmiert mit Wimperntusche. Bah. Warum muss ich immer dann einem Traummann begegnen, wenn ich aussehe wie eine Kanalratte nach einem Kampf um Leben und Tod?
    Egal, ich bin ohnehin nicht an einer ernsthaften Beziehung interessiert. Nicht mehr seit meinem Absturz wegen Eddie. Selbst meine flüchtigen Abenteuer haben die Tendenz, mich in den Arsch zu beißen. Ich habe seit jenem Sonntag drei SMS und zwei Anrufe von Mike ignoriert. Wenigstens hat Madeleine nichts davon mitbekommen. Noch nicht.
    » Ach, wenn das mal nicht die kleine Miss ›Ich bin ein Ganzes‹ ist«, höre ich eine Stimme.
    Ich hebe den Kopf. Es ist Vic, der verschrumpelte alte Mann, der im Erdgeschoss wohnt.
    » Hi! Ich meine, guten Tag! Mr.… äh…«
    » Vittorio Bartolo«, sagt er mit einer schwungvollen Handbewegung. » Nennen Sie mich Vic.«
    » Ich bin Pia…

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