Da haben wir den Glueckssalat
ist es nicht. Das ist alles andere als belanglos.«
Wisst ihr, ich bin die Kommentare gewohnt, die Annahme, dass ich kein Englisch spreche, die ständige Frage » Wo kommst du her?« Es ist nervig, aber es ist nun einmal so. Ich sehe eben nicht aus wie jedermann. Ich habe es kapiert.
Aber hier geht es um mehr. Das ist Rassismus. Früher haben mir solche Äußerungen richtig Angst gemacht. Innerlich habe ich mich total aufgeregt, nach außen hin tat ich so, als hätte ich nichts mitbekommen, und ergriff die Flucht.
Dieses Mal werde ich nicht die Flucht ergreifen.
Ich habe ein paar wirklich schlimme Wochen hinter mir, und ja, meine Probleme sind alle hausgemacht, aber ich gebe mein Bestes, um mein Leben in den Griff zu bekommen. Ich kann so einen Mist nicht brauchen. Man mag mich für meine Unerfahrenheit kritisieren, für mein Prinzessinnengehabe, für meinen Mangel an gesundem Menschenverstand unter dem Einfluss von Tequila… Aber mich wegen meiner Hautfarbe zu verurteilen, ist falsch. Punkt.
» Call me … irresponsible«, säuselt Sinatra aus den Lautsprechern.
Ich nehme meine kleine weiße Schürze ab und lege sie auf die Theke, bevor ich ohne Eile gezielt zu dem Touristentisch gehe. Dort beuge ich mich vor, stemme die Hände auf die Knie und beginne mit meiner lieblichsten Stimme meine Rede.
» Ich bin Amerikanerin, ihr Schwachköpfe. Ich bin in New York geboren, ich habe einen amerikanischen Pass, und der Grund, warum ich so aussehe, ist der, dass ich das Kind von einem Schweizer und einer Inderin bin. Inder sind Hinduisten und keine Muslime. Die beiden Religionen sind grundverschieden. Aber ob ich nun muslimisch bin, buddhistisch, griechisch-orthodox oder dem verdammten Spongebob Schwammkopf huldige, ich habe immer noch das Recht, Sie zu bedienen, ohne mir Ihre rassistischen Beleidigungen anhören zu müssen. Außerdem geht Sie das alles einen feuchten Dreck an, weil wir in einem freien Land leben. Und Sie…«, ich wende mich an den Brüsteglotzer und weise auf meinen Busen, » …die hier sind nicht zu Ihrem optischen Vergnügen erfunden worden. Nehmen Sie gefälligst Ihre dreckigen Augen weg. Und jetzt scheren Sie sich alle zum Teufel.«
Ich richte mich auf, mit gerötetem Gesicht und zitternd. Kleinlaut stehen die vier auf und watscheln so schnell aus dem Lokal, wie ihre scheuernden Oberschenkel es erlauben. Ich weiß nicht, wo Angelo ist, aber es wird nicht lange dauern, bis er davon Wind kriegt.
» Bist du okay?«, fragt Jonah, der plötzlich hinter mir steht. Ich frage mich, wie lange schon.
» Ich hasse Konfrontationen«, sage ich mit plötzlich zitternder Stimme.
Jonah lacht, und sein blondes Haar fällt ihm in die Augen. » Pia, ich bin zwar kein Experte, aber ich würde sagen, du gehst dafür wirklich gut mit ihnen um.«
Ich sehe ihm in die Augen. » Ich bin erledigt, wenn Angelo das erfährt. Er wird mich rausschmeißen. Verdammt, ich würde mich ja selbst dafür rausschmeißen.«
» Ich dich auch. Außerdem schuldest du mir das Trinkgeld, nachdem du meinen Tisch vergrault hast«, sagt Bianca im Vorbeigehen.
» Wen kümmert es?«, sagt Jonah. » Das hier war sowieso nie dein Traumberuf, oder?«
» Ich bin auf diesen Job angewiesen. Ich habe gerade einen kleinen finanziellen Engpass.«
» Willkommen im Club. Ich jobbe hier nur, um meinen Schauspielkurs zu finanzieren.«
» Schauspielkurs?«
Jeder Barmann in New York ist Schauspieler. Ich frage mich immer, ob die alle keinen Flug nach L. A. bekommen haben.
» Ich bin auch Tänzer!«, sagt Jonah und tänzelt mit weichen Steppschritten zur Theke.
Dann tippt Angelo mir auf die Schulter. » Pia, wir müssen uns unterhalten. Ich werde dich entlassen.«
» Komm schon, ist das dein Ernst?«, sagt Jonah. » Du kannst sie nicht feuern, nur weil sie sich verteidigt hat.«
» Mir sind die Hände gebunden. Wir dürfen es uns mit den Hotels hier in der Nachbarschaft nicht verderben, wenn wir an deren Gästen verdienen wollen. Die schicken nämlich viele Leute auf Empfehlung zu uns rüber…« Angelo faltet sorgenvoll die Hände und bewegt sich rückwärts zur Küche. » Ich werde dich ausbezahlen, du behältst dein Trinkgeld, und wir sind quitt.«
Ich stoße ein tiefes Seufzen aus und schließe die Augen. Ich bin so müde.
» Hey… Pia?«, sagt jemand.
Ich hebe den Kopf. Es ist die coole junge Mutter von Tisch zwei.
» Hey«, sage ich und versuche zu lächeln. » Wie kann ich Ihnen helfen? O Gott… die Rechnung?«
» Nein, keine
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