Da haben wir den Glueckssalat
zeichnet in der Luft ein großes Rechteck.
» Karte! Hunger!«, sagt PETE ’ S GYM , wobei er auf seinen Mund zeigt und Kaubewegungen macht.
Ich lächle knapp, drehe mich um und schnappe mir vier Speisekarten. Wenn die denken, dass ich kein Englisch kann, spare ich mir die Mühe, das richtigzustellen. Ich verteile die Karten mit einem Lächeln und mache mich wieder auf den Weg in die Küche, wo ich das Knoblauchbrot für Tisch fünf mitnehme. Danach bringe ich die Desserts an Tisch zwei, wo Pia, das kleine Mädchen, gerade ein Lied über Matsch singt.
» Danke, Pia!«, kräht sie.
» Kein Problem, Pia!«, rufe ich zurück.
Ich gehe wieder an den Touristentisch, da von Bianca immer noch nichts zu sehen ist. Sie geben ihre Bestellung auf, wieder laut und überdeutlich sprechend, als wäre ich minderbemittelt. Ich lächle einfach und schreibe alles auf. Es macht keinen Sinn, dagegen anzugehen.
» Gottchen, in New York wimmelt es nur so von denen«, tuschelt Bauchtasche. » Ich würde mich hier nicht sicher fühlen, nie im Leben…«
Seht ihr, die halten mich für eine gefährliche Person aus dem Nahen Osten, wahrscheinlich für eine Muslima, und aus diesem Grund stelle ich eine Bedrohung für die nationale Sicherheit dar. Ich sollte mich eigentlich inzwischen daran gewöhnt haben, aber mein Herz beginnt zu hämmern vor Wut, vor Rachsucht, vor… (füge HIER ein extremes Gefühl deiner Wahl ein!), und bevor ich etwas sagen kann, werde ich von Jonah, dem heißen Barmann, sanft zur Seite geschubst.
» Guten Abend, Leute! Ich bin Jonah, und ich bin hier, um Ihre Getränkebestellung aufzunehmen. Sie, Sir, sehen aus wie ein Mann, der sich mit Wein auskennt.« Bei Jonahs texanischem Akzent tauen die Auswärtigen sofort auf. » Habe ich recht?«
» Wir trinken keinen Wein.« Künstliche Nägel lächelt Jonah an, als wäre er die Reinkarnation von Billy Graham, dem Erweckungsprediger.
» Vier große Cola light«, sagt PETE ’ S GYM .
» Meine ohne Eis«, fügt der andere Mann hinzu und starrt auf meine Brüste. O Mann, ich hasse das. » Die tun nämlich sonst mehr Eis rein als Cola«, murmelt er, nicht gerade leise.
» Alle vier ohne Eis«, sagt der Fettkloß mit der Schirmmütze und zwinkert dem Brüsteglotzer zu.
» Sehr wohl, Sir, und, wenn ich so sagen darf, eine hervorragende Wahl.« Jonah trieft geradezu vor texanischem Charme. » Das Aspartam ist ganz ungefährlich. Ich schicke Ihnen gleich die Kellnerin mit Ihren Getränken…«
Jonah greift um meine Taille und zieht mich weg. » Wo zum Teufel ist Angelo, wenn man ihn braucht?«
» Die haben gesagt… Die waren…«, stammle ich vor Wut, während wir zur Theke gehen.
» Ich weiß. Na ja, ich weiß nicht, aber ich kann es mir vorstellen.«
» Ach ja?«, entgegne ich scharf. » Sag mir, Blondie, wie oft wurdest du schon mit einem wahnsinnigen Dschihadisten verwechselt?«
» Beruhige dich, Prinzessin.« Jonah schenkt vier Gläser Cola light ein. » Das sind einfach Ignoranten. Bianca!«
» Was?«, sagt Bianca, die nun lässig hereinschlendert, dicht gefolgt von einer Fahne Zigarettenqualm. » Ich habe nur kurz mit meinem Business Manager telefoniert.«
» Mit Cosmo?«, erwidert Jonah. » Cosmo ist ein Kredithai. Mach ihn nicht größer, als er ist.«
» Cosmo ist nett!«, widerspricht Bianca und boxt Jonah scherzhaft in die Rippen. Flirten für Anfänger.
» Kümmerst du dich bitte um deinen Tisch?«, presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
» Immer schön cool bleiben«, entgegnet sie und nimmt das Tablett mit den Gläsern von der Theke.
Ich blicke zu Jonah. » Mein Name ist übrigens Pia und nicht Prinzessin.«
» Ich weiß«, sagt er und zeigt mir sein Filmstarlächeln, weißer als weiß. » Aber Prinzessin passt zu dir.«
Ich sehe hinüber zu Bianca, die gerade die Cola light serviert. Die vier Gäste beugen sich vor und tuscheln eindringlich mit ihr, während sie verstohlene Blicke in meine Richtung werfen.
Ich bekomme keine Luft, mir ist übel, o scheiße, ich glaube, eine Panikattacke ist im Anmarsch. Bitte, lieber Gott, nicht schon wieder…
Bianca kehrt zu uns zurück, mit geschürzten Lippen.
» Was haben die gesagt?«, bringe ich heraus.
» Ignorier sie einfach.«
» Sag mir, was da getuschelt wurde.«
Bianca seufzt. » Sie haben mich gebeten, dass ich dafür sorge, dass du ihre Teller nicht anfasst. Vergiss es einfach, es ist belanglos.«
Ich starre sie einen Moment lang an. Wie kann sie so etwas sagen? » Nein,
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