Da haben wir den Glueckssalat
gesimst und auf Facebook gepostet…
Ich überlege, ob ich ihn ignorieren soll– er wird es wohl irgendwann raffen, richtig?–, aber dann muss ich an Madeleines Bitte denken. Ich möchte diese neue entspannte Phase unseres Lebens, die wir momentan genießen, wirklich nicht ruinieren.
Aber ich muss Mike gegenüber ehrlich sein. Offenbar reicht es nicht, dass ich ihn seit unserem One-Night-Stand ignoriere.
Ich schlage einen unterkühlten und gelassenen Ton an. » Mike! Na so was, hallo.«
» Du lebst! Okay, ich muss los, ich muss die Bernhardiner zurückpfeifen, die gerade die Stadt nach dir absuchen…«
Ich kann nicht anders, als zu lachen. » Ich bin eine sehr beschäftigte Frau, Michael.«
» Michael! Wow. So hat mich keiner mehr genannt, seit ich sieben war und in einem Laden in Maryland einen Schokoriegel geklaut habe.«
» Du hast einen Schokoriegel geklaut?«
» Ja, einen Oh Henry«, erwidert Mike und klingt leicht beleidigt. » Ernsthaft. Das ist der beste Schokoriegel aller Zeiten.«
Ich lache, aber warte ab, dass er zur Sache kommt. Mach schon, Mann. Ich muss morgen früh aufstehen.
» Tja.« Er räuspert sich. » Ich wollte fragen, ob du am kommenden Wochenende Lust hast auf einen Spielenachmittag. Du weißt schon… in den Park gehen, auf dem Spielplatz schaukeln, die Enten füttern…«
» Hey, das wäre toll, aber ich habe gerade ein Geschäft gegründet. Ich experimentiere mit Salaten und fettarmen Keks- und Käsekuchenrezepten.«
» Du backst selbst?«, sagt er mit kaum verhohlener Belustigung in der Stimme.
» Korrekt«, sage ich, bemüht, nicht verärgert zu klingen.
Warum finden es alle zum Schreien komisch, dass ich backe? Das ist schließlich nicht so schwer. Als Julia heute Morgen in die Küche kam und mich in Tante Jos Rüschenschürze und Ofenhandschuhen sah, musste sie so sehr lachen, dass sie das Gleichgewicht verlor und mit dem Kopf gegen den Türrahmen knallte.
» Ich kann dir helfen«, sagt Mike. » Ich kenne da einen Typen in Red Hook, der hat eine Hühnerzucht. Ich kann dir Eier besorgen.«
» Soll das ein Scherz sein?«
» Nein«, sagt er. » Das sind die besten Eier, die du jemals in deinem Leben gegessen hast.«
In diesem Moment klingelt es an der Tür. Cosmo!
» Gut«, sage ich rasch. » Das wäre super. Kannst du mir die Eier vorbeibringen? Vielleicht am kommenden Samstag?«
Es entsteht eine kurze Pause. » Bin ich jetzt dein Eierlieferant?«
» Äh… so habe ich das nicht gemeint«, sage ich, während ich zur Haustür eile. Warum nur ist Mike so verdammt empfindlich? Himmelherrgottnochmal. Genau wie Madeleine. » Okay, was hältst du davon, wenn wir uns am Freitagabend auf einen Drink treffen? Dann kannst du die Eier ja mitbringen.«
» Freitagabend um acht im Brooklyn Social? Das ist ein Date!«
» Das ist ein Drink«, widerspreche ich bestimmt, als es wieder an der Tür schellt. » Ich muss jetzt aufhören.« Ich lege auf und öffne die Tür. » Cosmo!«
Aber es ist nicht Cosmo.
Es ist ein Riese. Ein riesenhafter Transformers -Roboter in einem engen schwarzen T-Shirt und schwarzen Jeans, mit tierisch aufgepumpten Schultern und Armen und ohne Arsch in der Hose. Die Sorte Mann, die sich für muskulös hält, weil sie Anabolika nimmt und Gewichte stemmt– die Realität zeigt einen mit Akne übersäten Fettkloß. Absolut nicht meine Abteilung.
» Ich bin Nicky«, sagt er mit einer unerwartet hohen Stimme. » Cosmo ist im Wagen.«
Ich sehe an Nicky vorbei und entdecke einen Prius, der in zweiter Reihe neben Toto parkt.
» Cosmo fährt einen Prius?«
» Er ist hochgebildet«, entgegnet Nicky. Ich grinse ihn an, weil ich denke, dass er einen Scherz gemacht hat. Hat er nicht. » Ich bin hier wegen dem Geld.«
» Das dachte ich mir, es ist oben. Möchten Sie reinkommen und sich setzen?«, frage ich.
» Nein, ich warte hier.«
Nicky verschränkt die Arme vor der Brust, und plötzlich dämmert es mir: Er ist ein Geldeintreiber. Er ist der Muskelprotz, der böse Mann.
Und plötzlich bekomme ich es mit der Angst zu tun.
» Ich… gehe es kurz holen.«
Ich lasse die Haustür offen stehen, weil es mir ein wenig unhöflich erscheint, ihm die Tür vor der Nase zuzumachen, und laufe nach oben, um den Schuhkarton unter meinem Bett hervorzuziehen, in dem die tausend Dollar sicher verstaut sind. Dann laufe ich wieder hinunter, so schnell ich kann, ein beklemmendes Gefühl im Magen, und übergebe den Umschlag.
» Hier, genau eintausend. Sie brauchen es nicht
Weitere Kostenlose Bücher