Da haben wir den Glueckssalat
bei ihr. Ganz ähnliche Salate, fettarme Cookies etc. Habe von allem eine Portion gekauft. Geschmackstest heute Abend. Wir finden schon eine Lösung. Julia
Keine Sorge, ihr Truck sieht aus wie Darth Vader. Und ich habe ihr ein Kaugummi an die Scheibe geklebt, als sie gerade nicht hingesehen hat. Lg, M
Ich liebe diese neue, unterstützende Madeleine.
Aber Schlampe Bianca hat mir die Laune verdorben. Es ist Freitagabend! Ich sollte mich darauf konzentrieren, eine anständige Cocktailbar zu finden, wo ich mich betrinken und einen Kerl aufreißen kann wie alle anderen Zweiundzwanzigjährigen auf dieser Welt. Und nicht darauf, vor Wut zu schäumen und mir Sorgen zu machen.
Ich fahre zum Stellplatz, wo ich Toto aufräume und reinige, mein Gehirn ist mit hundertachtzig Stundenkilometern unterwegs. Ich habe keinen Truck, der so groß, so glänzend und so hübsch ist wie Darth Vader, aber wenn ich mich hart genug anstrenge, fallen mir vielleicht andere Möglichkeiten ein, mit denen ich die Kunden beeindrucken kann. Wenn ihnen mein Essen schmeckt, werden sie mich weiterempfehlen, richtig? Alles, was ich tun muss, ist, ein bisschen härter zu arbeiten.
Ich werde ab Montag auch Frühstück anbieten, beschließe ich. Vielleicht verschafft mir das einen Vorteil gegenüber Biancas blöder » Sollen die anderen doch Kuchen essen!«-Idee. Ich könnte zum Beispiel Eiweißomeletts anbieten oder fettarme Pfannkuchen. Die Gewinnspanne bei Pfannkuchen ist bestimmt der Wahnsinn. Und wie wäre es mit einer SchlankMobil-Treuekarte? Einer Weiterempfehlen-Kampagne? Genau! Ich könnte Postkarten mit dem SchlankMobil-Logo drucken lassen. Das sieht süß aus, und die Kunden werden sie vielleicht an ihre Freunde verschicken, und wer mit einer abgestempelten Postkarte zum SchlankMobil kommt, zahlt für die erste Bestellung nur die Hälfte! Ja! Ja! Ich boxe vor Freude in die Luft und ernte einen seltsamen Blick von einer Frau, die gerade an mir vorbeigeht.
Es ist erst vier Uhr, als ich mit der Putzaktion fertig bin und die Haustür aufschließe. Ich gehe direkt nach oben, um ein ausgiebiges Bad zu nehmen. Das Badezimmer könnte das einer Märchenprinzessin sein: Es ist blassrosa gestrichen, hat eine große freistehende Badewanne, in der man praktisch schwimmen kann. Ich gönne mir das volle Entspannungsprogramm: Gesichtsmaske, Haarkur, Nassrasur, Körperpeeling, alles. Aber mein Gehirn will sich nicht beruhigen. Bianca kopiert mich. Ich mache gerade genug Umsatz, um Cosmo wöchentlich zu bezahlen. Was, wenn ich es nicht schaffe, die Endsumme zu bezahlen? Und was ist mit meinen Eltern?
Ich steigere mich richtig hinein, bis ich kurz vor einer Panikattacke stehe. Atme, befehle ich mir selbst. Du kommst schon klar. Alles wird gut.
Und ausnahmsweise höre ich einmal auf mich.
Als ich, etwas beruhigter, aus der Wanne steige, bemerke ich, dass in dem beschlagenen Spiegel ein paar Worte sichtbar werden. Offenbar hat sie heute Morgen jemand hingeschrieben und vergessen, sie wegzuwischen, sodass der neue Wasserdampf sie nun wieder zum Vorschein bringt.
HÄSSLICH HÄSSLICH HÄSSLICH .
Ach du Scheiße.
Wer würde so etwas schreiben? Die Hauptverdächtigen sind offensichtlich: Madeleine oder Coco. Sie sind diejenigen, die immer dieses Bad benutzen. Angie, Jules und ich benutzen meist nur das Duschbad.
Der Himmel und die Hölle des Zusammenlebens: Kein Geheimnis ist sicher. Wenn im Internat jemand Bulimie hatte, wusste es die ganze Schule. Dasselbe galt, wenn eine Streit hatte mit ihrer Schwester oder Liebeskummer wegen eines Kerls, oder wenn Eltern sich scheiden ließen. Ich habe früh gelernt, meine Privatsphäre zu schützen. Keine privaten Aufzeichnungen, niemals, lautet die wichtigste Regel. Auch nicht auf Spiegeln.
Vielleicht hatte diejenige, die das geschrieben hat, nur einen schlechten Tag. Vielleicht steckt gar nichts Besonderes dahinter. Wer weiß.
Das reicht, ich habe Lust auf einen Drink.
Ich ziehe mein schwarzes rückenfreies Kleid an und meine Biker Boots, weil mir danach ist, einer zickigen Schlampe in den Arsch zu treten. Portemonnaie, Handy, Lipgloss, Buch, Schlüssel, fertig.
Während ich die Union Street entlanggehe, wandern meine Gedanken zurück zu Aidan. Mein Ritter im schimmernden Yellow Cab. Die Chancen stehen schlecht, dass er mir in einem Stadtbezirk mit zweieinhalb Millionen Menschen zufällig über den Weg läuft, und trotzdem kann ich nicht aufhören, immer wieder an ihn zu denken. Bei der bloßen Vorstellung bekomme
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