Da haben wir den Glueckssalat
ich ein komisches Kribbeln im Bauch, von dem mir leicht schlecht wird. Ich frage mich, wo Aidan in diesem Moment ist.
Die Kehrseite dieser Träumereien über Aidan ist die Erinnerung an Eddie. Es gibt eine Menge Gründe, warum ich mich auf Aidan nicht einlassen kann, selbst wenn ich die Möglichkeit dazu hätte. Pia, du bist ein Fluchtrisiko … Ich möchte nie wieder eine Trennung wie diese durchmachen. Nie wieder. Wenn jemand, der so freundlich, stark, klug und beständig ist wie Eddie, in meine Seele geblickt und gesehen hat, dass ich einfach nicht gut genug bin, dass ich nicht– seien wir ehrlich– liebenswert bin, wie könnte sich dann ein halbwegs anständiger Mann anders verhalten?
Genau.
Da bleibe ich lieber Single.
Normalerweise gehe ich rechts in die Court Street, aber das erinnert mich an meinen Arbeitsweg nach Manhattan. Also halte ich mich heute links und komme am Carroll Park vorbei, vorbei an Menschen, die die letzte Abendsonne genießen… bis ich mich plötzlich vor der Minibar wiederfinde.
Wo Aidan gern einkehrt.
Es kann nicht schaden, mal einen Blick hineinzuwerfen, oder? (Ich glaube, das nennt man Stalking light.)
Die Minibar ist genau die kleine, gemütliche Szenekneipe, die der Name verspricht. Nackte Ziegelwände, getäfelte Decke, Parkettboden. Ich bestelle einen Wodka mit Eis und setze mich an einen Fenstertisch.
Dieses Lokal ist irgendwie cool, aber gediegen. Es legt nicht zu viel Wert darauf, Eindruck zu machen, aber es wirkt auch nicht unfreundlich. Es ist genau richtig. Kein Wunder, dass es Aidan gefällt.
Ich simse den Mädels, dass sie so schnell wie möglich nachkommen sollen. Nur Angie antwortet.
Ich trinke noch mein Glas aus. Megabeschissener Tag. BESCHEUERTES SHOOTING . Bin eh auf Kneipentour. Gut, dass du dabei bist. Denke, heute Abend geht die Post ab.
Ah, super, Kamikaze-Angie ist zurück.
Ich war noch nie der Typ, der sich Sorgen um seine Freundinnen macht, aber allmählich frage ich mich wirklich, ob nicht jede von uns einen Knall hat. Es ist, als würden wir alle so tun, als ginge es uns blendend, obwohl wir insgeheim kurz vor dem Durchdrehen sind.
Ich stoße ein tiefes Seufzen aus.
» Langer Tag, hm, Süße?«, ruft der Barmann herüber.
Er ist zum Anbeißen, aber einmal in meinem Leben bin ich nicht in der Stimmung zu flirten, also schenke ich ihm lediglich ein Lächeln und starre aus dem Fenster. Gott, es ist schön, in Ruhe dazusitzen. Nach dem Stress der letzten Wochen genieße ich es, nur aus dem Fenster zu schauen und einfach… zu sein.
Allerdings wird das nach ein paar Minuten ziemlich langweilig. Also schnappe ich mir das Buch, das ich mitgenommen habe ( Das Beste von allem von Rona Jaffe), und fange an zu lesen: Er wird mich nicht anrufen, dachte Barbara, ich kann also über ihn denken, was ich will. Es ist ein Wunschtraum, dagegen ist nichts einzuwenden … Es ist nur Verliebtheit, aber ich spüre es.
Gott, genau so geht es mir auch. Ich frage mich, wo Aidan jetzt ist. Er muss irgendwo sein. Manchmal erinnert mich das Leben in New York an eine Endlosversion von Weil es dich gibt. Man kann jahrelang fast, aber nicht ganz denselben Leuten begegnen, denselben potenziellen Freunden oder Feinden oder Geliebten. Wie oft hat in den vergangenen Wochen nicht viel gefehlt, und ich wäre Aidan über den Weg gelaufen? Was, wenn ich ihm für immer fast, aber nicht ganz begegnen würde?
In diesem Moment klingelt das Telefon hinter der Theke, und der Barmann hebt ab.
» Aidan! Ja, Alter, der ist noch hier…«
Aidan? Etwa der Aidan? Mein Aidan? Ich meine, er ist nicht mein Aidan, natürlich nicht, aber…
» Na ja, wenn du deinen Hund den ganzen Abend in meiner Kneipe pennen lässt, kann ich ja wohl dieses blöde Kauspielzeug behalten.« Ich höre ein lautes Quietschen und sehe zu dem Barkeeper hinüber. Er hält einen riesigen Gummiknochen hoch, die Sorte, die Hunde manchmal mit sich herumtragen wie eine Schmusedecke. » Ja, ja, ich pass auf, dass ihn keiner einsteckt. Er ist hier sicher. Ein schönes Wochenende, Kumpel.«
Er legt auf. Sein letzter Satz klang, als würde er mit einem Engländer sprechen, als würde er sich über dessen feinen Akzent lustig machen.
» Hi!«, höre ich hinter mir eine Stimme, und ich drehe den Kopf. Es ist Coco. » Das ist ja geil hier! Ich wusste gar nichts von der Existenz dieser Bar!«
» Setz dich, Coco, ich hol dir was zu trinken. Was möchtest du?«
» Oh! Äh… okay. O Gott!« Coco überfliegt die Getränkekarte.
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