Da haben wir den Glueckssalat
heilloses Durcheinander«, erwidere ich. » Außerdem ist mir nicht alles in den Schoß gefallen. Ich bin von zwei Internaten geflogen!«
» Warum?«
» Darüber will ich jetzt nicht reden«, wiegle ich mit zitternder Stimme ab.
Das sind heiße, beschämende Erinnerungen, die ich tief verdrängt habe. Tiefer noch als meine Erinnerungen an Eddie, tiefer als alles andere. Es sind die Erinnerungen, für die ich mich selbst hasse.
Madeleine lässt nicht locker. » Ich wette, du warst total beliebt.«
» Beliebtheit ist ein Mythos«, sage ich. » Außerdem habe ich nirgendwo reingepasst, nicht wirklich. Ich habe zu niemandem aus meiner Internatszeit noch Kontakt. Anfangs hatte ich Panikattacken… die habe ich immer noch, manchmal. Als ich das zweite Mal von der Schule flog, meinte meine Mutter zu mir, sie schäme sich, dass ich ihre Tochter sei.« Ich schließe die Augen und versuche, die Gedanken daran zu verdrängen. Sie verursachen mir immer noch ein flaues Gefühl im Magen. Es war der schlimmste Streit aller Zeiten. » Seitdem ist es zwischen meiner Mutter und mir nie wieder so geworden wie früher.«
Madeleine legt ihre Hand auf meine. » Deine Eltern lieben dich, Pia. Sie rufen dich ständig an. Mein Dad hat sich seit meinem dreizehnten Geburtstag nicht mehr gemeldet. Und meine Mutter hat für meine Stiefbrüder mehr übrig als für mich. Das ist kein Witz. Es ist so offensichtlich.« Sie macht ein trotziges Gesicht.
Plötzlich habe ich genug von dieser Unterhaltung. » Maddy, das ist albern. Führen wir hier einen Wettkampf, wer das beschissenere Leben hatte? Ich weiß nicht, wie es ist, du zu sein, und du weißt nicht, wie es ist, ich zu sein. Wie willst du das also beurteilen?« Ich spüre, dass mir die Tränen kommen. O Gott, nein, bitte nicht, ich will nicht weinen. » Herrgott, Madeleine, ich versuche nur mein Bestes zu tun.«
» Okay, tut mir leid«, sagt sie. » Ich hatte unrecht. Tut mir wirklich leid, bitte, nicht weinen.«
Tränen schießen mir in die Augen und laufen über meine Wangen. » Ich hasse es, wenn ich weinen muss, das ist so nervig. Und dabei bin ich gar nicht traurig.«
» Manchmal tut es einfach gut zu weinen«, sagt Madeleine, und auch sie muss weinen. Wir lachen beide unter Tränen. Sorry, das klingt wie aus einer Folge der verdammten Gilmore Girls, aber es stimmt. » Ich wollte dich nicht aufregen. Ich bin einfach nur fertig.« Sie unterbricht sich und starrt ins Leere. » Ich bin total runter mit den Nerven.«
» Jeder ist mal so drauf, Süße«, sage ich. » Genau das macht uns zu etwas Besonderem.«
Madeleine muss wieder lachen. Das ist schön. Etwas peinlich, aber schön.
» Was ich noch fragen wollte… Was ist eigentlich mit dir und meinem Bruder?«
Einen Moment lang bin ich zu schockiert, um zu antworten.
» Äh… nichts.«
» Glaubst du etwa, ich bin blind? Ich habe auf der Party gesehen, wie ihr rumgeknutscht habt. Außerdem hat er mir erzählt, dass ihr via SMS flirtet!«
Tun wir das? O verdammt. Die Flirtlektion für Coco.
» Weißt du, Mads… Mike ist ein unheimlich lieber Kerl und wirklich witzig und gut aussehend, aber…«
» Du hasst die unheimlich lieben, witzigen und gut aussehenden Kerle, wie?«
» Ha«, sage ich und muss an diesen Aidan neulich nachts im Taxi denken. Er war perfekt. Aber ich werde ihn niemals wiedersehen. Außerdem gibt es so etwas wie Perfektheit nicht.
Madeleine seufzt. » Versprich mir einfach, dass du Mike nicht das Herz brechen wirst. Er hatte erst eine Beziehung.«
Als könnte ich Mike das Herz brechen! Herrgott, wir haben nur ein Mal herumgeknutscht. Okay, wir hatten Sex. » Versprochen.«
Madeleine springt auf, um Tee zu kochen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wie fängt man ein ungezwungenes Gespräch an, wenn man sich so viele Jahre gegenseitig ignoriert hat?
» Ich liebe es, hier zu wohnen«, sagt sie schließlich und lässt den Blick durch die Küche schweifen. » Ich habe das Gefühl, das ist momentan das Einzige in meinem Leben, was funktioniert.«
» Und deinen Job, liebst du den nicht?« Ich bin überrascht.
» Lieben ist vielleicht übertrieben… ich meine, er ist okay. Nur manchmal ist es ganz schön stressig, weil ich so viel zu tun habe.«
» Machst du viele Überstunden?«, frage ich.
» Nein… ich meine vielmehr, weil ich mich so oft beweisen muss. Ich möchte auf der Überholspur Karriere machen, was bedeutet, dass ich die richtigen Leute beeindrucken muss. Und ich muss einen Mann finden und
Weitere Kostenlose Bücher