Da haben wir den Glueckssalat
ist super. Siehst du, ich habe dir doch gesagt, dass ein Styling Wunder bewirkt.«
» Ich habe das Gefühl, als könnte ich mich voll auf dich verlassen. Das hatte ich noch nie.«
» Das kannst du«, sage ich, bemüht, es als Kompliment zu betrachten. » Du kannst immer auf mich zählen, Jules.«
Als wir vor dem Pomodoro stehen und warten, dass unsere Pizzen ein wenig abkühlen, kommen Tad und Wilcox vorbei.
» Habt ihr Lust weiterzufeiern, Ladys?«, fragt Tad lässig und beugt sich vor, um von Julias Pizza ein riesiges Stück abzubeißen. Sie kichert und dreht sich weg. » Ich kenne da einen Geheimtipp im East Village. Die haben die ganze Nacht auf.«
Jeder kennt einen Geheimtipp im East Village, der die ganze Nacht aufhat.
» Ich kann nicht«, sage ich. » Ich muss nach Hause.«
» Scheiß drauf! Ich bin dabei!«, sagt Julia. » Wo soll’s denn hingehen?«
Wilcox stellt sich ganz dicht vor mich und starrt mich an.
» Ruhig, Brauner«, sage ich. Seine Augen verraten, dass er total zugedröhnt ist von einem Cocktail aus Drogen und Alkohol. Vielleicht hat er Clonazepam oder Xanax geschluckt, um sich von dem Adderall runterzuholen.
» Wilcox! Lass diesen Stalker-Scheiß, Mann«, sagt Tad.
» Ja, komm schon, Wilcox«, sagt Julia.
Tad klaut einen weiteren Bissen von ihrer Pizza, woraufhin sie quiekt und ihm mit entzücktem Gesicht einen Klaps auf den Arm gibt. Verhalte ich mich auch so, wenn ich betrunken bin? Wahrscheinlich.
» Du kannst meine Pizza haben, Tad«, sage ich. » Amüsiert euch gut, Leute. Ich nehme mir ein Taxi nach Brooklyn. Jules, du kommst doch klar, oder?«
» Na klaro!«
Ich mache mich auf in Richtung Broadway, durch das übliche Samstagabendgedränge feiernder Menschen. Komisch: Wäre ich in diesem Moment allein auf einer verwaisten Landstraße unterwegs, hätte ich die Hosen voll. Natur, Stille, Schatten… unheimlich. Aber in einer großen Stadt fühle ich mich sicher.
Schließlich entdecke ich einen halben Block weiter ein freies Taxi. Ich sprinte sofort hin, aber gerade als ich die Tür aufmache, steigt jemand auf der anderen Seite ein.
» Das ist meins!«, protestiere ich laut, in meiner couragiertesten Ich-bin-eine-New-Yorkerin-Stimme. » Das ist mein Taxi!«, widerspricht er.
» Ich habe es zuerst gesehen! Sofort raus! Aussteigen!«, brülle ich.
Im nächsten Moment muss ich ein Keuchen unterdrücken, weil mir mit einem Stich des Wiedererkennens, so stark, dass es beinahe wehtut, bewusst wird, wer neben mir sitzt.
Es ist Aidan. Der schöne Mann von der Straße. Der Mann von der Brooklyn Bridge. Der Mann, den New York mir offenbar ständig über den Weg laufen lässt, als versuche es, mir etwas mitzuteilen.
Ich glaube, mein Herz hat aufgehört zu schlagen.
Vielleicht sterbe ich gerade.
Aber das ist okay.
» Sie!« Aidan grinst breit, einfach perfekt.
» Sie!«
» Wie wahrscheinlich ist das denn?«
» Wenig bis gar nicht.«
» Nach Brooklyn?«
» Das einzig Wahre.«
» Ich werde dem Fahrer sagen, er soll auf der Brooklyn Bridge anhalten, damit Sie aufs Dach steigen können.«
» Abgemacht.«
Aidan beugt sich vor, um dem Fahrer das Ziel zu nennen, während ich hektisch in meiner Handtasche nach einem Pfefferminz krame. Ich wette, ich stinke nach Knoblauch und Zigaretten. Verdammter Mist. Ich spüre eine gewisse Beklommenheit in der Brust. Aidan! Wieder! O mein Gott!
Aidan kurbelt sein Fenster ein Stück herunter und grinst mich dann wieder an. Lange Beine in einer dunklen Jeans, ein dunkles Hemd, die Haare dunkler, als ich sie in Erinnerung hatte– fange ich gerade an zu schwadronieren? Ja, ich schwadroniere. Was soll ich sagen? Mein dummes Hirn ist leer. O Mann, ich war in meinem ganzen Leben noch nie so nervös.
» So so«, sagt er. » Sie verfolgen mich also, kein Zweifel.«
» Kein Zweifel«, sage ich.
Ich frage mich, wie alt er wohl ist. Ende zwanzig? Ich arrangiere rasch meine Beine, um taxisitzinduzierte Cellulite auszuschließen… (Doch, das ist ein völlig normales Verhalten).
» Das bestätigt nur meine Theorie, dass New York ein Dorf ist«, sagt er. » Früher oder später trifft man sich wieder.«
» Sehr tiefgründig.«
» Ich bin ein tiefgründiger Mensch.«
» Ja, das kann ich sehen. Sie sind so was wie ein kleiner Philosoph in einem Hemd von Aubin & Wills. Übrigens, sehr originell von Ihnen. Bekommt man zwangsläufig ein Hemd aus der heimischen Manufaktur dazu, wenn man einen britischen Pass beantragt?«
Er keucht erschrocken. » Sie
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