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Da haben wir den Glueckssalat

Da haben wir den Glueckssalat

Titel: Da haben wir den Glueckssalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma Burgess
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mögen es nicht? Das ist ein Geschenk von meiner Schwester. Das Hemd hat Ihnen nichts getan.«
    » Schon, aber es führt etwas im Schilde. Das kann ich sehen.«
    Wir verfallen in Schweigen. Dieser flirtende Schlagabtausch ist nervenzerreißend! Ich schwitze, ich bekomme nicht richtig Luft, mein Verstand springt von einem Thema zum nächsten. Ich frage mich, wo seine laute Freundin ist, ich frage mich, ob er an mich gedacht hat, ich frage mich, wo er wohnt, ich frage mich, ob mein Deo noch wirkt, ich frage mich…
    Plötzlich dreht Aidan sich zu mir und grinst, die kleine Narbe auf seiner Unterlippe wird von den Lichtern der Stadt beleuchtet, und alles, wozu ich fähig bin, ist, zu lächeln.
    » Okay, erzählen Sie mir von Ihrem Abend.«
    » Äh… meine Freundin hat ihren Geburtstag gefeiert. In einer Karaoke-Bar. Ich habe 99 Luftballons gesungen.«
    » 99 Luftballons? Sie meinen, Sie haben es auf Deutsch gesungen?«
    » Ja«, sage ich und muss über sein Gesicht lachen. » Das hat sich so ergeben… Es ist das Lieblingslied meines Vaters. Er ist aus Zürich, und dort wird Schweizerdeutsch gesprochen…«
    » Ich weiß. Ich bin schlauer, als ich aussehe.«
    » Tja, das ist ein Segen«, sage ich. » Sorry, ich bin es halt gewohnt, das immer erklären zu müssen als Teil dieser ganzen ›Woher kommst du?‹-Geschichte.«
    » Verstehe… Meine Mutter stammt übrigens aus Argentinien, und mein Vater ist Ire. Wir haben in L. A. , BA , DC und zuletzt in London gelebt, einer Stadt ohne Kürzel, wo ich auf die Highschool kam.«
    » Ich wette, die Leute finden das verwirrend.«
    » Ja, aber das ist es nicht. Nicht, wenn man es selbst erlebt hat.«
    » Genau«, sage ich. » Ich habe den Eindruck, dass ich mein ganzes Leben damit verbringe, anderen zu erklären, es sei nichts Besonderes, bis zu seinem siebzehnten Lebensjahr in sechs verschiedenen Ländern gelebt zu haben.«
    » Meine Schwester und ich haben so einen Spruch: Alles ist normal, wenn es für dich normal ist.«
    » Das ist so wahr!« Besser kann man es nicht ausdrücken, denke ich.
    Ich schaue aus dem Fenster und sehe mit Bestürzung, dass wir bereits auf der Brooklyn Bridge sind. Die Reise ist praktisch zu Ende. Ich überlege, ob ich über ihn herfallen und ihn küssen kann zwischen hier und meinem Zuhause, ohne wie eine durchgeknallte Nymphomanin zu wirken. Wahrscheinlich nicht.
    Ich drehe den Kopf zu Aidan und fange seinen Blick auf. Einen Augenblick lang denke ich, er macht gleich wieder eine schlaue Bemerkung, aber stattdessen sieht er mich nur schmunzelnd an, mit einem warmen und ruhigen und freundlichen Blick, und jetzt spüre ich mein Herz laut klopfen und meinen Magen flattern, o Gott, ich kann nicht sprechen, das ist Folter…
    Als wir von der Brücke abfahren, räuspert er sich. » Haben Sie Hunger?«
    » Fast immer.«
    » Okay, wir machen einen Boxenstopp.« Er beugt sich vor und spricht höflich den Fahrer an. » Verzeihung, Sir, kleine Änderung im Plan. Fahren Sie bitte nach Park Slope, in die Fifth Avenue, Ecke Neunte Straße.«
    » Nach Park Slope?«, sage ich. » Ernsthaft?«
    » Daisey’s Diner«, erwidert er und grinst mich an.
    Ich möchte an seinen Zähnen lecken.
    » Dort gibt es Disco Fries.«
    » Disco Fries?«
    » Pommes frites mit Käse überbacken und mit brauner Soße. Das nehme ich immer, dazu Käsetoast und einen Bananen-Erdbeer-Milchshake mit doppelt so vielen Bananen.«
    » Mit doppelt so vielen Bananen?« Ich liebe es, wie er » Bananen« ausspricht. Bo-no-nen.
    » Ein einfacher Bananen-Erdbeer-Shake ist mir nicht bananig genug, also frage ich immer, ob sie nicht doppelt so viele Bananen reintun können. Beziehungsweise doppelt so viel Bananenaroma. Was auch immer.«
    » Klingt ziemlich widerlich. Ich bin dabei.«
    » Gehören Sie zu den Frauen, die sich nur von Sushi ernähren? Bitte, sagen Sie Nein.«
    » Nein, ich gehöre zu den Frauen, die so tun, als würden sie reinhauen wie ein Mann, um denselben zu beeindrucken.«
    » Ich gehöre auch zu diesen Frauen!«
    » Ich schätze, Sie und ich werden bestimmt beste Freundinnen.«
    » Das schätze ich auch«, erwidert er, und einen Moment lang treffen sich unsere Blicke, und mein Herz macht bumbumbumbumbumbum.
    Ich will gerade den Mund öffnen, um Gott weiß was zu sagen, als sein Handy klingelt. Er wirft einen Blick auf das Display und geht sofort ran.
    » Ja?«
    Ich erstarre, die Angst schlägt mir mit voller Wucht auf den Magen. Eine Frau! Seine Freundin? Exfreundin? Ehefrau?

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