Da haben wir den Glueckssalat
Exfrau? Ich vergewissere mich kurz. Er trägt keinen Ehering, aber…
» Okay, Emma, beruhige dich, Darling.«
» Darling« mit englischem Akzent gesprochen klingt göttlich, o Gott, er hat eine Freundin…
Ich höre am anderen Ende der Leitung eine hysterische Frauenstimme.
» Okay, gut, ich komme sofort«, sagt er. Er sieht aus dem Fenster. Wir sind fast in Park Slope. » Ja, ja, ich komme sofort. Jetzt gleich. In zehn Minuten bin ich da. Ja, ja, ja, ich dich auch.«
Er legt auf und beugt sich wieder zu dem Fahrer vor. » Würde es Ihnen etwas ausmachen, hier anzuhalten? Es handelt sich um einen Notfall…« Er wendet sich zu mir. » Es tut mir schrecklich leid. Sie müssen mich für furchtbar unhöflich halten.«
Nein, das tu ich nicht. Ich halte dich für umwerfend und vergeben und außerhalb meiner Liga und nicht die Bohne an mir interessiert. Ich war mir noch nie so sicher mit jemandem, und ich weiß nicht, was ich tun soll, denke ich benommen. Aber das sage ich nicht laut. Natürlich nicht.
Stattdessen versuche ich, einen gelassenen Eindruck zu machen, und sage: » Ich verstehe. Wieder so ein Brückensurfer, was?«
Er grinst kurz, bevor er sofort wieder zerstreut wirkt.
» Sir, bringen Sie die Dame bitte in die Union Street«, sagt er, steigt flugs aus und schlägt die Tür hinter sich zu. Rasch tippt er etwas in sein Handy.
War’s das? Will er nicht nach meiner Nummer fragen? Soll ich nach seiner fragen? Eine Sekunde lang denke ich über die Tatsache nach, dass er kurz davorsteht, wieder aus meinem Leben zu verschwinden, und mein Magen krampft sich in heller Panik zusammen.
Er hat eine Freundin. Ich muss mich zusammenreißen!
Aidan beugt sich zum offenen Fenster hinunter und gibt dem Fahrer einen Zwanziger.
» Nein, nein, ich zahle!«, protestiere ich.
Aidan schüttelt den Kopf. » Keine Chance, Pia, schließlich habe ich etwas wiedergutzumachen, weil ich Sie einfach so stehen lasse… Haben Sie kommenden Donnerstagabend schon was vor?«
» Ich…«
Was soll ich sagen? Er trifft sich gleich mit einer anderen Frau, lädt mich aber zu einem Date ein? Das ist das erste Mal, dass er meinen Namen gesagt hat. Es klingt so… bezaubernd…
» Treffen wir uns um acht in der Minibar«, sagt er. » Bitte.«
» Äh…«
» Kommen Sie schon. Sie sind mir inzwischen zwei Taxifahrten schuldig!«
» Äh… lassen Sie mich darüber nachdenken, und geben Sie mir Ihre Nummer.«
» Nein. Keine Nummern, keine E-Mails, keine SMS , kein quälender Schlagabtausch auf Facebook im Vorfeld. Kommen Sie einfach, und lassen Sie sich überraschen.«
Unsere Blicke kreuzen sich wieder. Und ich weiß, dass es nur eine Antwort gibt.
» Sehr gern.«
Dann fährt das Taxi weiter, und er ist fort. Wieder einmal.
Habe ich mich wirklich gerade mit einem Mann verabredet, der auf dem Weg zu einer anderen Frau ist? Das war wie aus dem Lehrbuch für dumme Hühner! Na schön, ich war paralysiert vor Nervosität und Aufregung und der guten, alten sexuellen Anziehungskraft. Aber das ist keine Entschuldigung… Vielleicht ist er bloß so ein Spacko, der dachte, dass er mich nach den Disco Fries zu billigem und bedeutungslosem Sex rumkriegt. Aber den Eindruck macht er nicht auf mich.
Allerdings wette ich, dass man nie diesen Eindruck hat. Ich wette, dass jede Frau, die unbeabsichtigt die » Zweitfrau« eines Spackos wird, behaupten würde, dass sie sich nicht billig und bedeutungslos vorkam… O Gott, ich sollte Angie fragen. Sie hat in solchen Dingen am meisten Erfahrung (das soll keine Beleidigung sein, aber wisst ihr, es stimmt halt irgendwie).
Gehe ich am Donnerstag zu dem Treffen mit Aidan oder nicht? Bei der Vorstellung, ihm bei einem förmlichen Date wiederzubegegnen, wird mir fast unerträglich schlecht, mein Magen krampft sich zusammen vor… Was? Aufregung? Angst? Beides. Am liebsten würde ich davonlaufen.
Ich bin und bleibe eben ein Fluchtrisiko. Verdammter Eddie. Ich bin kein Fluchtrisiko. Ich kann auch was aushalten. Ich bin die neue, bessere Pia, Herrgott noch mal. Bedeutet das also nicht, dass ich dieser Sache mit Aidan auf den Grund gehen sollte, wenn es sich so anders anfühlt als alles andere, was ich bisher gefühlt habe?
O Gott, ich weiß nicht. Manchmal glaube ich, ich kann mich von allem überzeugen, wenn ich es mir nur lange genug einrede.
Kurz darauf kommen wir bei uns zu Hause an. Ich steige aus dem Taxi, drehe mich weg und gehe auf die Haustür zu. Ich muss insgeheim lächeln, weil Toto so zufrieden
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