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Da hilft nur noch beten

Titel: Da hilft nur noch beten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Soldaten, militärische Sperrgebiete in der Landschaft». «Siehste!» sagte Horst, nachdem er das verlesen hatte, «wennse nu deinen Apparat aufmachen und den Film entwickeln lassen…!»
    «Außerdem», erwiderte Jürgen, «hab ich mir am Krüpelsee noch einen Stein eingesteckt – und verboten ist die Ausfuhr von Mineralien, Fossilien und Gesteinen mit musealem und Sammlerwert!»
    Auszufüllen war nun noch von jedem ein schmutzigweißes Zettelchen mit den Rubriken «Bei der Ausreise mitgeführte Zahlungsmittel» (wo sie ihre Westgeldbestände zu vermerken hatten) und «In der DDR als Geschenk erhaltene oder durch Kauf erworbene Gegenstände»; plus Datum und «Unterschrift des Reisenden».
    Als das erledigt war, kurvten sie auch schon dem Betonwall entgegen, hielten vor der ersten Öffnung, einer Schranke, einer roten Ampel. Vorkontrolle. Personalausweise, Ausreisekarten, Kraftfahrzeugschein. Hinausgereicht aus dem Wagen, Musterung der Insassengesichter. «Danke sehr!» und Schranke hoch, Einfahrt in den engeren Kontrollbereich, Slalomfahrten durch Betonkämme hindurch. Sechs Wagen vor ihnen, nun wartet mal schön. Links und rechts Felder, und legte man die Hände wie ein Fernglas an die Augen, hätte man irgendwo in Niedersachsen oder sonstwo sein können.
    Warten als Methode, die Existenz eines Staates ins Gedächtnis zu rufen. So ihr Urteil, als sie eine Viertelstunde hinter sich hatten; aber tat denn das noch not? Dazu der Nieselregen und die Totensonntagstristesse. Grenzer wieselten herum und schienen in den Baracken Interessantes zu treiben.
    «Jetzt rufen sie reihum die Posten an, die uns die ganze Zeit über…»
    «Hör auf zu unken!»
    Es dauerte und dauerte, und jeder Blick, der sie prüfend traf, rief neue Ängste wach, zumal schon einige Wagen, die das Ziel nach ihnen erreicht hatte, nach vorn gewunken worden waren.
    Jürgens blauer BMW stand vorn, Stefanies gelber Variant stoßstangennahe dahinter, und wegen ihrer noch immer furchtbar klammen Sachen waren sie im warmen Wageninnern geblieben, konnten sich durch die nur etwas heruntergekurbelten Fenster auch nicht recht verständigen.
    Endlich kam eine Uniform, weiblich, auf sie zu, schien das Ritual eröffnen zu wollen. Neues Erschrecken, denn Frauen galten gemeinhin als die schärferen Posten.
    «Ihre Papiere bitte…»
    Nun the same procedure, derselbe Film wie schon seit Jahren: alle raus, Motorhaube auf und festgemacht, Kofferraum auf, Sitzbank hinten hochgeklappt, Handschuhfach geöffnet. «Haben Sie alle auszuführenden Gegenstände aufgeschrieben?» Ja. «Führen Sie noch Mark der DDR bei sich?» Nein. Mit dem Spiegel auf Rädern unter die Wagen geleuchtet, aber keine Tankkontrolle per Stab.
    Zögern und erneutes Durchblättern sämtlicher hingegebener Papiere. «Sie gehören alle zusammen?»
    «Ja…»
    Pause, Herzschlag beschleunigt, neuer Schweiß unterm Arm.
    Was nun? Sah verklemmt aus die Dame, verbohrt, menschlich deformiert vom Klassenhaß. Sie hörten sie schon sagen: «Fahren Sie mal rechts ran hier – und komm’n Sie mit…!»
    Noch nichts von alledem, nur ein Stewardessenlächeln. «Hatten Sie ja Pech mit dem Wandern bei diesem Wetter heute…» Und die Papiere zurück. «Sie können fahren, sonst erkälten Sie sich noch…»
    Rein in die Wagen, durch die nächsten Betonschikanen gekurvt, dann die letzte Schranke, automatisch sich hebend, der weiße Strich – und der Westen hatte sie wieder.
    Erleichterung allenthalben und stille Loblieder auf dieses – ihr Land, doch schon anderthalb Minuten später begannen sie zu schimpfen über die unästhetische Bebauung in der Vorstadt Rudow, daß es hier schon so richtig amerikanisch-schlimm aussehe. Gleichzeitig freuten sie sich auf ein heißes Bad und ordentlich was zu essen.
    Corzelius bat Jürgen um beschleunigtes Fahren. «Jessica will noch zu ‘ner Premierenfeier heute, und ich bin mit Yemayá dran.»
    «Ich tu ja, was ich kann!»
     
     
    Es wurde zwanzig Uhr, «Tagesschau»-Zeit, ehe Jürgen sie am Ludwigkirchplatz vor ihrem Wohnhaus absetzen konnte. Schneller Abschied, und man war sich einig, daß es wieder mal ein schön ereignisreicher Tag gewesen war, alles alsbald neu gewagt werden sollte.
    Jürgen fuhr mit Dieter weiter, und Corzelius und Mannhardt winkten den beiden noch nach, gingen dann mit aufgeschultertem Rucksack in den muffig-kalten Hausflur hinein.
    Yemayás Kinderwagen stand in der Schräge unter der nach oben führenden Treppe, und Corzelius schob ihn noch ein

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