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Da hilft nur noch beten

Titel: Da hilft nur noch beten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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solchen Sachen, tu doch was, sag doch was, aber Mannhardt fiel in dieser Situation auch nichts weiter ein als die etwas dümmliche Anmerkung, daß die beiden doch nicht so einfach vom Erdboden verschwunden sein könnten, worauf C. C. ihm bestätigte, echte Bundeskanzlerreife zu besitzen, und Mannhardt ihn anbellte, die Schuld dafür, daß sich Jessica von ihm getrennt habe, die solle er doch bitt schön bei sich selber suchen.
    «…‘n Sherlock Holmes biste auch nicht gerade…» brummte Corzelius. «Bis jetzt hast du überhaupt noch nichts begriffen…»
    «Wie…?»
    «Nicht Wien! Berlin!»
    «Leck mich doch am…!» Mannhardt riß seinen Rucksack vom Stuhl und stürzte den langen Flur hinunter, an dem sein kleines Zimmer lag, das einstmalige Dienstmädchenkabuff.
    Doch die kleine Explosion des plötzlich loslärmenden Telefons ließ ihn wieder abstoppen.
    Corzelius riß den Hörer ans Ohr, schrie Namen und nachfolgendes «Bitte…!?» mit ungewohnt schriller und gepreßter Stimme in die weinrote Sprechmuschel und erstarrte dann: ein Unfallkrankenhaus war dran, eine Oberschwester sagte ihm, daß eine Frau Criens ihn ganz dringend zu sprechen wünschte, er möge bitte warten, sie würde ihn verbinden. «Was ist denn… Was ist denn passiert?»
    «Das kann ich Ihnen nicht am Telefon…»
    «Gott, ich bin der… Ich bin ihr Mann!»
    «Sie hatte einen Unfall… Als sie eingeliefert worden ist, hat sie uns erzählt, ihr Kind wäre gestorben… Aber die Feuerwehr hat nichts von einem Kind bemerkt.»
    «Wir sind sofort da!»
    Er riß Mannhardt, der zum Schluß neben ihm gestanden hatte, mit sich fort zur Tür.
    Da sein Wagen noch immer in der Werkstatt war und sich Mannhardt nach seiner Entlassung aus der Bad Brammermoorer Nervenklinik erst langsam nach einem neuen Gefährt umsehen wollte, mußten sie zur Uhlandstraße laufen, um auf ein vorbeihuschendes Taxi zu warten.
    So dauerte es gute zwanzig Minuten, ehe sie im Foyer des angegebenen Krankenhauses standen und nach Jessica fragten.
    Da kam sie ihnen auch schon entgegengelaufen, ein kleines, schluchzendes Mädchen, und Corzelius konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie erneut zusammenbrach, trug sie fast zu einer nahen Bank, nahm sie in die warme Höhle seiner Arme, seines Körpers.
    Wie damals, zwanzig Jahre war es her, in den großen Ferien; als man ihre Katze totgefahren hatte; als sie bei ihren ersten Schwimmversuchen fast ertrunken wäre; als sie sich im Wald verlaufen hatte. Geh mal zu Carsten, der tröstet dich schon. Schön, wenn man so ‘n großen Cousin hat wie du.
    «Was ist denn, Jessi?» fragte er.
    Sie drückte ihr Gesicht fest in seine Magengrube.
    «… mayá ist weg, aus’m Kinderwagen raus…»
    Corzelius schaffte es sekundenlang nicht, das irgendwie zu registrieren. Unmöglich, Wahnsinn, nein! Wo war er hier? Was sollte das alles? Wuthenow, die Fähre… Yemayá ist weg? Das Telefon, die Oberschwester:…hat sie uns erzählt, ihr Kind wäre gestorben…
    Der Zwang, etwas sagen zu müssen, aber was denn, mit Jessica reden. Corzelius spürte, wie sich seine Brust immer mehr zusammenkrampfte. Der erste Herzinfarkt. Als hätte er eine ganze Flasche Pommery hintereinander getrunken, so lösten sich Dinge und Menschen in bunte Schleier auf.
    Irgendwie hörte er sich fragen: «Ist sie denn bei dem Unfall…?» Das Wörtchen tot bekam er nicht über die Lippen.
    Jessica wurde von einem Weinkrampf geschüttelt, und hilflos sah er sich nach einer Schwester um, einem Arzt, wollte rufen, sie doch wieder zu holen, sich um sie zu kümmern, sie hier nicht so leiden zu lassen, doch er ließ es wieder, wollte sie bei sich behalten und nicht den anonymen anderen ausliefern.
    «… entführt!» Dann brach es aus ihr heraus. «… ich hätt sie nicht alleine, alles meine Schuld! Aber der Rock… Ein paar Minuten nur… Als ich wieder rauskomme… ist sie nicht mehr… Nur noch der leere Wagen…» Sie konnte nicht mehr weiter, und es dauerte lange, bis Corzelius so in etwa alles wußte, und mit ihm Mannhardt. Wie in Trance war sie ohne Yemayá nach Hause gelaufen, hatte den Kinderwagen, ohne auf die Autos zu achten, über die breite Lietzenburger und die Uhlandstraße geschoben, hatte das Geschehene verdrängt, sich eingeredet, Frau Kudernatsch, die Nachbarin, die die Kleine öfter mal betreute, hätte sie aus dem Wagen gehoben, geherzt und nach Hause getragen.
    «Und da hast du nicht geschrien…?»
    «Nein, ich dachte doch, Frau Kudernatsch…»
    Mannhardt sah

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