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Da hilft nur noch beten

Titel: Da hilft nur noch beten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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vier, fünf männliche Gestalten in den Bänken hingen, an den Fenstern klebten, die allesamt so wirken wollten wie Wim Wenders, wenn er nachts auf Motivsuche war. Als der Bus vor dem Fehrbelliner Platz plötzlich bremste, kullerten diverse leere Bierbüchsen, Flachmänner wohl auch, den Boden entlang.
    Mannhardt setzte sich nach vorne ans Fenster, auf seinen Lieblingsplatz seit Kindheitstagen, ließ die bunten Farben und Formen, als der Bus nun wieder an Tempo gewann, auf sich einschlagen wie der Raumfahrer in Stanley Kubriks 2001-Weltraumodyssee. Nur eine halbe Flasche Beaujolais fehlte ihm jetzt noch, dann wäre er völlig glückselig gewesen; doch auch so schon war es herrlich.
    Bis unten spitze Schreie ertönten und der Fahrer so stark bremste, daß Mannhardt gewaltig gegen die Frontscheibe krachte.
    «Du alte Sau, du!» hörte er rufen. «Gleich den Schwanz ab und kastrieren. Rufen Sie sofort die Polizei!»
    Was war passiert? Ein Herr mittleren Alters, auf der hinteren Bank sitzend, hatte seine Hose aufgeknöpft und den jungen Damen sein erigiertes Glied gezeigt. Zwei Männer hielten ihn jetzt fest, während der Busfahrer die Türen blockiert und per Funk die Polizei gerufen hatte.
    Mannhardt blieb oben und wartete geduldig, hörte die angehenden Filme-, Lieder- und Nichtsmacher hinter sich lästern, daß Berlin zur Jubelfeier seiner 750 Jahre eben viel zu bieten habe und daß man den Mann doch laufen lassen sollte, denn eine Kette sei nun mal nicht stärker als ihr schwächstes Glied.
    Der Streifenwagen kam, und Mannhardts Kollegen taten etwas zur Auffüllung der Kriminalstatistik; er selber erfreute sich an den grün-weißen Farben des Kombis, denn die erinnerten ihn an Bramme und sein neues Leben dort, wie denn über die Assoziation grün-weiß und Werder Bremens wackeres Bundesligateam, dessen Spiele zu Hause er vom nahen Bramme aus allesamt verfolgen wollte.
    Weiter ging es, und nach kurzer Zeit erreichten sie den Bahnhof Halensee, S-Bahn stillgelegt, um der CDU-lichen Berliner Betonmafia weitere U-Bahn-Tunnel und noch mehr Autostraßen zu bescheren, Henriettenplatz, Kurfürstendamm am oberen Ende. Er stieg aus und suchte, ging ein paar Schritte Richtung Innenstadt und Zoo und wieder zurück; hier oben irgendwo mußte doch Grobelny seinen Schuppen haben…?
    Während er noch überlegte, fühlte er, wie sich, lächerliches Klischee, aber dennoch Wirklichkeit, in seinen Rücken etwas Hartes bohrte, direkt neben der Wirbelsäule, und bevor sie ausgesprochen waren, hörte er die Worte schon: «Ganz ruhig, keine Bewegung, folgen sie uns!»
    Antrainierte Reaktion: Toter Käfer. Nichts denken, nichts sagen, nur noch ganz mechanisch tun, was einem vorgegeben wurde. Wer? Warum? Was weiter? Gedankenfetzen: Yemayá, Wuthenow, die unheilbringende Frau am Dolgensee unten, der Fluch der alten Wendengötter…
    Er wartete darauf, daß sie ihn in einen schnell geholten Wagen stießen, fürchtete, in einem unbekannten Spiel wider Willen und ohne eigenes Wissen zu einem Stein, einer Figur geworden zu sein… Der bringt uns alles durcheinander, eliminieren! Der Lada gestern in der DDR, der ABV, MfS und BND, CIA und MI 5. In West-Berlin, wo anders sonst, war immer mit so was zu rechnen. Und Mannhardt rechnete ganz instinktiv mit dem Schlimmsten.
    Doch schallendes Gelächter.
    Er fuhr herum.
    Koch stand da, Teamgefährte vergleichsweise glücklicher Jahre, Held der Discos und der Aschenbahn, nun auch schon angejahrt, mit blonder Kräuselmähne jetzt, das große Kind geblieben, aber nun mit Mannhardts Posten betraut. Daneben, fast fünfzehn Jahre jünger, Thomas Hundt, ihr Parade-Intellektueller, der Herr Diplom-Kommissar von der Fachhochschule im Kudamm-Karree.
    «Mann, habt ihr mich erschreckt, ihr Ärsche!» sagte Mannhardt. «Was lungert ihr denn hier herum?»
    «Wir lungern hier nicht herum, wir widmen uns mit voller Hingabe unserm Dienste an Volk und Vaterland!» tönte Koch, und man konnte ihm seinen erfolgreich absolvierten Fortbildungslehrgang in Hiltrup schon anmerken.
    «Aktion Sesamstraße», fügte Hundt hinzu.
    «Wie?»
    «Grobi! Da drüben ist sein Domizil gewesen, und wir wollen mal sehen, wer da noch so alles kommt, um auf den lieben Verblichenen einen zu heben. Es geht ja das Gerücht, daß er sich langsam absetzen wollte.»
    Mannhardt begann sich zu räuspern, setzte auch schon an zu seiner Beichte, daß er privat Kontakt zu Grobi aufgenommen hatte, teils zur Ergänzung seines Fachartikels, teils als

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