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Da hilft nur noch beten

Titel: Da hilft nur noch beten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Recherchiergehilfe des C. C. ließ es aber wieder bleiben, wollte keinen neuen Ärger in Berlin.
    Es fing nun wieder an zu schütten, und da sie keine Regenschirme hatten oder mochten, flüchteten sie sich in Kochs nahebei geparkten Wagen, dabei die «Tunneleule», so der Name des Grobelnyschen Nobelrestaurants, immer im Auge.
    Hundt, zu jung, um das zu wissen, fragte, was denn eine «Tunneleule» sei, und wurde von Mannhardt belehrt, daß es sich dabei um einen berlintypischen U-Bahn-Wagen handele, Bauart B 1, entstanden Mitte der zwanziger Jahre, so genannt wegen der beiden ovalen Führerstandsfenster, fügte noch hinzu, daß er als Kind in solchen Wagen des öfteren auf der Linie C zwischen Seestraße und Grenzallee hin und hergefahren sei, war noch wach genug, auch sogleich die Chance zu nutzen, über die «Tunneleule» und ein persönliches Erlebnis zu dem zu kommen, worüber er die beiden Kollegen gerne aushorchen wollte.
    «… da bin ich mal mitten im Berufsverkehr, alles voll bis oben ran, zu meiner Oma gefahren, ‘n paar Kartoffeln ausborgen, acht oder neun muß ich da gewesen sein, da hat mir im Gedränge die ganze Zeit über einer am Pimmel rumgespielt und mich dann gefragt, ob ich ihm nicht seine Tasche die Treppen hochtragen kann… Hab ich nicht, mein Schutzengel… Aber manchmal wach ich heute nachts noch auf und denke dran, was wohl mit mir passiert wäre, wenn ich damals mitgegangen wäre…»
    «Hätte dein Bruder deine abgelegten Sachen schon etwas eher auftragen können», sagte Koch. «War doch schön für ihn gewesen.»
    «Immer dieser Zynismus!» sagte Hundt und fügte einen Uraltmauerspruch hinzu: «Wer früher stirbt, ist länger tot…»
    «Müßte ich also schon über vierzig Jahre tot sein…» Mannhardt stöhnte auf. «Aber sagt mal, was gibt’s denn im Augenblick so in Berlin an Delikten dieser Art: Delikte an Kindern, Päderastie…? Oder daß man mit Babies Handel treibt…?»
    «Wieso?» fragte Koch. «Haste so was vor…?»
    «Quatsch! Ich muß da in Bramme an der HÖV ‘n Kurs drüber machen.»
    «Keine Ahnung, was da Sache ist», sagte ihm Hundt. «Am besten, Sie sprechen mal direkt mit den Kollegen, die da…»
    «Hallo, wer kommt denn da!?» rief Koch dazwischen und zeigte zu Grobis «Tunneleule» hinüber, wo in Begleitung einiger mannequinschöner Frauen ein Männlein auf die Straße trat, das ein wenig an den Hadschi Halef Ben Omar des Ralf Wolter denken ließ, Karl May verfilmt, und dennoch Eindruck machte, Mannhardt später von Aura und Charisma sprechen ließ, dem Gestank des großen Geldes, von einer Körpersprache, die signalisierte, daß der Mann über unheimlich viel Macht und Einfluß verfügte; triumphierendes Kikeriki eines prachtvollen Hahnes. Ein Napoleon mit schütterem Haar, blond gelockt, schmaler Goldrandbrille, Anfang Vierzig, sehr zerbrechlich wirkend.
    «Wer is’n das?» Mannhardt war fasziniert von diesem Menschen, wußte genau, daß Männer wie der diese Stadt beherrschten, die CDU-Regierung fest in ihren Händen hatten.
    «Den EG-Etzel, kennste den nich?» Koch zeigte sich verwundert.
    «Nee, woher denn, ich war doch übern Jahr lang in Bad Brammermoor.»
    «Etzel, Ernst-Günther – daher das EG, genannt Attila…»
    Mannhardt lachte: «… den ich mir aber immer ‘n bißchen anders vorgestellt habe!»
    «Das is ja wohl auch der Witz an der Sache!»
    «Und was zeichnet den aus?»
    «Daß er der Chef der UCP is, der Upward Consult Berlin – Anlageberatung, Baubetreuung et cetera», wußte Hundt, doch das war auch schon alles.
    Schweigend und neidvoll sahen sie zu, wie Attila seinen Harem in einen alten Bentley steckte und mit ihm weiterfuhr; Kir Royal à la Berlin.
    Von den Damen angemacht, rief nun Hundt bei seiner neuen Freundin an, die sich ebenfalls der Kripo übereignet hatte und zur Stunde gerade ihren Nachtdienst bei Direktion City versah.
    «Hallo, Marion, haste ‘n Augenblick Zeit für mich und ‘n bißchen Bettgeflüster…?»
    «Nee, du, tut mir leid, hier is gerade mächtig Hektik.»
    «Was is’n passiert?»
    «In der Knesebeckstraße, an ‘er S-Bahn haben sie eben ‘n totes Baby gefunden…»

 
    5.
     
     
     
    «Katharina, lach mal!» Vera kitzelte das Baby, das nackt auf einem liebevoll ausgeschmückten Wickeltisch lag, bis es vor Vergnügen quietschte und mit den bunten Plastikschlüsselchen, deren Ring es fest im rechten Händchen hielt, wie eine Flamenco-Tänzerin spielte und Musik machte. «Wie süß!» Vera beugte sich

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