Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Titel: Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
Freitag!«, rief Rubin.
    Der Golden Retriever gehorchte und tapste auf seinen Platz zurück. Jana Cerni beugte sich zu ihm hinunter und tätschelte sein Fell.
    Frank Schirner hatte einen mächtigen Schreck bekommen. Er stand in leicht vorgebeugter Haltung da und wusste nicht recht, was er tun sollte.
    »Ist gut, Frau Cerni, Sie können jetzt gehen, Freitag hat sich wieder beruhigt«, sagte Rubin, und die Polizistin verließ den Raum.
    »Das darfst du Freitag nicht übel nehmen«, sagte er zu Frank. »Er hat sich heute schon sehr aufregen müssen. Was führt dich zu mir, Frank?«
    »Ich … ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen, Herr Hauptkommissar. Für meinen Vater, meine ich. Wegen heute Morgen. Ich habe Ihre Auseinandersetzung beobachtet. Ich kann nicht sagen, was in ihn gefahren ist. Er ist sonst überhaupt nicht so, aber das Ganze nimmt ihn sehr mit. Ich will nur sagen, dass …«
    »… dass du vielleicht Platz nimmst und mir alles genau und in Ruhe erzählst«, unterbrach ihn Rubin freundlich.
    Er schaute auf die Uhr. Es war gerade Mittagszeit.
    »Ich habe eine Idee«, sagte er. »Hast du schon was gegessen?«
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen.«
    »Was hältst du davon, wenn wir beide uns die Freiheit nehmen und die Teezeit um ein paar Stunden vorverlegen? Du sorgst für den Kuchen, ich für den Tee.«
    Frank sah Rubin entgeistert an. »Das … äh, ja, ich weiß nicht, aber doch … das wäre möglich.«
    »Du läufst einmal über den Marktplatz und bringst uns ein paar Stücke von eurem legendären Bad Löwenauer Astkuchen. In der Zwischenzeit bereite ich den Tee zu. Einverstanden?«
    Frank lächelte, er zitterte nicht mehr und sagte mit fester Stimme: »Gut. Ich bin gleich wieder bei Ihnen.«
    Rubin setzte Wasser auf und verteilte die tiefschwarzen, duftenden Teeblätter des Earl Grey auf zwei Teesiebe.
    Nach kurzer Zeit klopfte es an der Tür.
    »Ist offen«, rief er.
    Frank Schirner sah stolz aus. In der rechten Hand hielt er eine säuberlich verpackte Auswahl an Backwaren.
    Rubin verteilte Tassen und Teller. Sie nahmen an seinem Schreibtisch Platz, der nun als Esstisch diente.
    »Was empfiehlst du mir als Erstes?«
    »Den Klassiker mit dunkelbrauner Fettglasur, Herr Rubin.«
    »Also nehmen wir den zuerst. Dieser Ast sieht aus wie von einem Nadelbaum gebrochen, bloß ohne Nadeln.«
    Rubin ließ einen großen Bissen in seinem Mund verschwinden. Die schwere Süße war genau das, was er erwartet hatte. Ein Geschmack, der ihm aus Jugendtagen vertraut, wenn auch alles andere als angenehm war: fade, pappig, künstlich, ein schaler Einheitsgeschmack. Trotzdem sagte er:
    »Sehr gut. So habe ich den Kuchen in Erinnerung. Ich möchte noch gerne von dem Stück mit weißer Glasur probieren, das mich an einen Birkenast erinnert.«
    Während Frank Rubin ein weiteres Stück auf den Teller legte, füllte dieser die Tassen mit Tee.
    »Wie trinkst du deinen Tee, Frank?«
    Frank blickte unsicher. »Ich weiß nicht. Wir trinken bei uns zu Hause keinen Tee. Wir sind Kaffeetrinker.«
    »Ich empfehle dir viel Milch. Das macht die Sache rund.«
    Rubin biss herzhaft in das Stück weißen Astkuchen und schmeckte genau dieselbe falsche Süße wie bei dem dunkelbraunen. Wieder entschied er sich nicht für die Wahrheit und sagte:
    »Sehr gut.« Mit einem besonders freundlichen Gesichtsausdruck fügte er hinzu: »Kommst du oft dazu, deinen eigenen Kuchen zu essen?«
    »Nein, eher selten.«
    »Hast du das Rezept verfeinert oder unverändert von deinem Vater übernommen?«
    Frank lächelte stolz. »Das Rezept des Bad Löwenauer Astkuchens ist ein Familiengeheimnis.«
    »Benutzt ihr auch diese künstlichen Backtriebmittel?«
    »Leider ja, wir kommen nicht drum rum.«
    »Da musst du dich gut in Chemie auskennen.«
    »Ja, schon. Ich interessiere mich dafür. Chemie hat mich schon in der Schule begeistert.«
    »Ach, Chemie ist nie meine Sache gewesen. Ich hatte sogar einmal eine Sechs im Zeugnis, die ich aber durch eine Eins in Deutsch ausgleichen konnte. Ansonsten wäre es eng für mich geworden.«
    Rubin nahm einen Schluck Tee. Auch Frank nippte. Es schien der erste Tee seines Lebens zu sein. Er versuchte sich in Höflichkeit und sagte:
    »Lecker!«
    »Sag mal, Frank, was mich persönlich interessiert, backst du eigentlich auch zu Hause? Wer ist der Bäcker, und wer ist der Koch bei euch? Du oder deine Frau?«
    »Ich bin nicht verheiratet.«
    »Gibt es niemanden, für den du backen kannst?«
    »Doch, doch, ich habe eine

Weitere Kostenlose Bücher