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Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Titel: Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Freundin, wir leben zusammen. Ohne Trauschein allerdings. Aber wir werden sicher heiraten.«
    »Kommt sie auch aus Bad Löwenau?«
    »Ja, ja, sie arbeitet in der Adler-Apotheke.«
    »Aber es ist nicht die Apothekerin?«
    »Nein, nein, meine Bianca ist die Angestellte. Frau Adler wäre doch ein bisschen zu alt für mich«, sagte Frank selbstbewusst.
    »Ich vermute, Bianca und du, ihr beiden habt ganz unterschiedliche Arbeitszeiten«, sagte Rubin.
    »Das ist wahr. Ich muss um drei Uhr morgens in der Backstube sein, Bianca erst um acht in der Apotheke. Abends ist sie fitter als ich, obwohl ich mich gerne mal am Nachmittag aufs Ohr lege.«
    »Und das funktioniert?«
    »Ja, ja, das funktioniert prima.«
    Bei diesen Worten stieg plötzlich eine leichte Röte in Franks Gesicht. Er sah verlegen, beinahe ertappt aus.
    Rubin wechselte das Thema. »Bist du eigentlich Geselle oder Meister?«
    »Ich bin Geselle. Der Meistertitel ist nichts für mich. Vater sagt, ein Meister in der Familie ist genug.« Er schielte auf die Uhr.
    Rubin sah Frank tief in die Augen und sagte in Seelenruhe: »Weißt du, was mich wundert? Du und Serkan, ihr wart Nachbarn, ihr wart in etwa demselben Alter. Und du hast gestern behauptet, du kanntest ihn nicht. Das verstehe ich nicht.«
    »Ich habe gesagt, ich hatte nichts mit ihm zu tun.«
    »Das ist fast dasselbe. Weißt du, was für ein Mensch Serkan war?«
    Frank rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Seine linke Hand begann wieder zu zittern, wie tags zuvor, als er dem Hauptkommissar zum ersten Mal persönlich begegnet war. Freitag registrierte sogleich die Nervosität und spitzte die Ohren.
    »Wie gesagt, ich kannte ihn nicht.«
    »Ich kannte ihn auch nicht persönlich. Leider, muss ich sagen. Ich glaube, er wäre mir sympathisch gewesen. Er war neugierig auf das Leben, und er hatte viele Interessen. Er war beliebt und ein aufrichtiger Bursche. Seine Freunde konnten sich immer auf ihn verlassen.«
    »Warum erzählen Sie mir das?«, fragte Frank, dessen Stimme plötzlich rau und heiser klang. Er nippte am Tee und hätte sich fast verschluckt.
    »Ich habe gehört, dass Serkan seit Neuestem eine Freundin hatte. Weißt du etwas darüber?«
    Frank schüttelte den Kopf, Rubin sah Schweißperlen auf seiner Stirn, seine Lippen zitterten.
    »Der Verlust ist schrecklich für die Freundin, sie ist verzweifelt, am Boden zerstört, das kannst du dir vorstellen.«
    »Was kann ich denn dafür? Dieser Serkan geht mir am Arsch vorbei!«
    Mit einem Satz war Frank auf den Beinen. Sogleich war auch Freitag zur Stelle.
    »Aus und sitz!«, rief Rubin.
    »Ich will jetzt gehen, ich brauche mir das nicht länger anzuhören. Ich habe mit diesem Typen nichts am Hut gehabt. Ich bin nur wegen meinem Vater gekommen.«
    »Er hat sich sehr dumm verhalten, wenn du das meinst.«
    »Sie haben aber auch eine komische Art«, sagte Frank und drehte sich energisch zur Tür. Rubin lächelte, und als Frank die Türklinke schon in der Hand hatte, sagte er:
    »Eine letzte Frage noch: Kennst du einen Russen mit Namen Igor?«
    Frank überlegte.
    »Nein«, stieß er hervor und stampfte verbittert mit dem Fuß auf den Boden, »der Name sagt mir gar nichts. Und ich will auch keine weiteren Fragen mehr beantworten. Ich will jetzt endlich gehen. Ich habe zu tun. Mein Vater wartet. Auf Wiedersehen.«

24
    Hassans Mini-Supermarkt war voller Kunden, und ausnahmslos alle waren Deutsche, Bad Löwenauer vor allem, aber auch Kurgäste, Menschen jeden Alters, die es nicht auf sich sitzen lassen wollten, als fremdenfeindlich angesehen zu werden.
    Eine Frau mit einem Kind kaufte einen großen Vorrat an Obst und Gemüse und ließ sich noch drei Fladenbrote einpacken. Ein Rentner kaufte Couscous und ließ sich erklären, wie es zubereitet wird.
    Ein Mädchen, nicht älter als acht Jahre, überreichte Hassan im Namen ihrer Eltern einen Blumenstrauß.
    Rubin musste schmunzeln.
    Bernstein, du alter Halunke, dachte er bei sich.
    Bernstein hatte mit seiner Kolumne genau diese Art von Reaktion hervorrufen wollen. Hassan hätte ihm dafür eine Extraportion Halva spendieren können. Wenn ihm die Zeit dazu geblieben wäre.
    Denn Hassan konnte den unerwarteten Kundenandrang kaum bewältigen, obwohl zwei Frauen ihn unterstützten.
    Beide trugen ein gemustertes Kopftuch und ansonsten moderne Kleidung. Eine war etwa Ende zwanzig, und blondiertes Haar lugte unter ihrem Tuch hervor. Ihr schönes Gesicht zeigte auch herbe, scharfe Züge.
    Rubin trat auf Hassan zu.

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