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Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Titel: Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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nicht im Büro Abrechnungen macht. Er arbeitet viel zu viel. Er ist so fleißig. Ich habe ihm oft gesagt, er soll mal kürzertreten, aber er hat immer geantwortet, es ginge nicht anders. Er tut mir wirklich von Herzen leid.«
    In Biancas Augen schimmerten Tränen, ihr Teint sah plötzlich fast durchsichtig aus.
    Rubin atmete tief durch, unwillkürlich sah er zu Freitag hinüber, der auf dem Boden lag, die Schnauze sanft auf seine Pfoten gebettet. Hin und wieder gab er einen leisen Laut von sich, ein Schnalzen oder ein behagliches Atmen. Schließlich fragte Rubin:
    »Seit wann hast du von Serkans Herzkrankheit gewusst?«
    Bianca antwortete nicht sofort.
    »Mir war von Anfang an klar, dass mit ihm etwas nicht stimmt«, sagte sie schließlich. »Etwas Geheimnisvolles umgab ihn. Aber seine Müdigkeit und seine Kraftlosigkeit hatten nichts Romantisches. Er hat nicht gerne darüber gesprochen.«
    »Wie hat er selbst seine Situation gesehen?«
    »Er hat sich nichts vorgemacht«, antwortete Bianca leise. »Er hat gewusst, dass er keine hohe Lebenserwartung hatte.«
    »Du hast Serkan unterstützt. Hast du alternative Medikamente für ihn finden können?«
    Bianca blickte zu Boden. »Ja, wir haben unterschiedliche Präparate ausprobiert. Einige waren gut, andere nicht. Wir haben viel versucht. Dann habe ich eine spezielle Kur für ihn zusammengestellt, die ziemlich gut angeschlagen ist. In letzter Zeit ist es Serkan deutlich besser gegangen, er wirkte stärker, die Müdigkeit war kaum noch spürbar. Nur selten hat es noch Rückschläge gegeben. Und wenn wir zusammen waren, haben wir fast vergessen, dass es diese furchtbare Sache überhaupt gab. Als ich eben die Tabletten gesehen habe, ist alles über mir zusammengestürzt. Ich kann nur hoffen, dass Serkan die Medikamente nicht verwechselt hat. Er musste eine ganz bestimmte Reihenfolge einhalten. Ich würde mir mein Leben lang Vorwürfe machen, wenn ich …«
    »Ich bin zwar kein Arzt, Bianca, aber ich glaube, ich kann Sie beruhigen. Serkan hat sich stark genug gefühlt, die Anstrengungen eines Studiums auf sich zu nehmen.«
    Bianca runzelte die Stirn. »Das wissen Sie, Herr Rubin?«
    Rubin nickte und fragte: »Wolltest du gemeinsam mit Serkan Bad Löwenau verlassen?«
    Bianca senkte ihren Blick und nahm sich Zeit für eine sehr einfache und sehr mutige Antwort.
    »Ja, Herr Rubin. Ich wollte mit Serkan ein neues Leben beginnen.«
    Wieder, wie zuvor in der Adler-Apotheke, herrschte eine lange Stille. Aber sie war diesmal keine Wand, die sie voneinander trennte.
    Rubin ergriff als Erster das Wort und fragte: »Was denkst du? Wie viel weiß Frank von eurer Liebe?«
    »Bis vor Kurzem bin ich mir noch sicher gewesen, dass er nichts weiß. Dabei habe ich oft seltsame Ahnungen gehabt.«
    »Welcher Art?«
    »Ich habe gedacht, er spioniert hinter mir her. Einmal, als ich mit Serkan im Park gewesen bin, dachte ich, ich hätte Frank im Gebüsch entdeckt.«
    »Was du nicht sagst!«, rief Rubin.
    »Er hat aber nie eine Andeutung gemacht. Er war sogar in letzter Zeit besonders nett zu mir. Er hat mir einmal Blumen gebracht.«
    Bianca rang mit den Tränen. Als ob sie ihre gesamte Kraft in ihrer Hand bündeln wollte, ballte sie zitternd eine Faust und sagte mit überraschend fester Stimme:
    »Ich habe einen schrecklichen Verdacht, Herr Rubin!«
    Sie griff in ihre Hosentasche und holte einen Schlüsselbund heraus.
    »Das sind die Schlüssel zu Serkans Wohnung. Den Schlüsselanhänger habe ich ihm vor einem Monat geschenkt. Ich habe den Bund in Franks Jacke gefunden.«
    Rubin sagte nichts.
    »Serkans Handy war auch in Franks Jacke. Es war kaputt, das Display war gesprungen. Herr Rubin, ich weiß nicht, was ich machen soll, ich …«
    Ein klapperndes Geräusch aus dem Flur ließ sie verstummen.
    Rubin ergriff Biancas Hand und flüsterte: »Mach einfach gar nichts! Verhalte dich so wie immer.«
    Er ließ Biancas Hand wieder los, und im nächsten Moment öffnete sich die Wohnzimmertür: Frank Schirner stand im Raum. Entgeistert starrte er zuerst auf Bianca, dann auf Rubin, zuletzt ängstlich auf Freitag.
    Niemand wusste, was er tun sollte, jeder verharrte wie eingefroren. Mit Ausnahme von Freitag, der den Kopf reckte und Rubin einen fragenden Blick zuwarf.
    Schließlich erhob sich der Hauptkommissar von seinem Sessel, legte eine Hand auf seine Brust und brach in einen fürchterlichen Hustenanfall aus.
    Er hustete trocken und krampfhaft. Freitag spitzte die Ohren. Rubins Gesicht verfärbte sich

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