Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz
Täter zu überführen und ihn zu einem eindeutigen Geständnis zu bringen, das auch vor Gericht Bestand haben würde.
»Wir haben die Hausschlüssel von Serkans Wohnung und das Handy als Beweis«, sagte Bernstein und nippte an seinem Rotwein.
»Das ist so gut wie nichts«, entgegnete Rubin. »Frank wird behaupten, beides auf dem Marktplatz gefunden zu haben.«
»Er hätte Sache bringe musse Büro der Funde.«
»So lässt sich ihm höchstens Unterschlagung von Beweismaterial vorwerfen.«
»Auf dem Handy ist bestimmt Biancas Nummer zu finden. Mit Sicherheit hat er auch persönliche SMS gespeichert«, sagte Bernstein.
»Bianca sagt, das Telefon sei defekt.«
»Aber die Nummern sind doch auf der SIM -Karte gespeichert.«
»Sie sind worauf gespeichert?«, fragte Rubin verständnislos.
Bernstein schüttelte den Kopf. »Mein lieber Rubin, du bist und bleibst ein Mann des letzten Jahrhunderts.«
Er schnipste mit den Fingern, tippte dann mit den Fingerspitzen gegen seine Schläfen, spitzte die Lippen und formulierte sehr langsam und überlegt: »So lasst uns denn, Freunde, anders fragen: Hat Frank ein kugelsicheres Alibi für die Tatzeit?«
Rubin winkte ab. »Sein Vater wird alles bezeugen, was gegen Serkan und Hassan geht«, sagte er.
»Und wenn wir den Finsterling unter Druck setzen, ich meine so richtig kaltblütig, nach Chicago-Art?«, intonierte Bernstein und machte eine schwungvolle Armbewegung, die einem Flamencotänzer zur Ehre gereicht hätte.
»Vergiss es, Bernstein!«
Rubin nippte an seinem Bier und sah in eine andere Richtung. Er wollte ein wenig Ruhe in die Diskussion einkehren lassen.
Im Hintergrund liefen die Nachrichten. Ricardo spielte heute nicht seine italienischen Schlager. Der Radiosprecher berichtete von einem Erdbeben in Chile und einer Flutkatastrophe in Indien.
Rubin schüttelte den Kopf. Bernstein tippte jetzt mit den Fingerspitzen gegen seine Lippen und sagte tatsächlich deutlich weniger aufgekratzt:
»Überlegen wir genau, was wir haben. Wir haben einen Schlüsselbund, aber kein Sesam-öffne-dich. Wir haben ein Handy, aber keine Funktion. Und wir haben eine Gewissheit: Frank war in Serkans Wohnung! Er wollte sich sicher nicht nur die Füße aufwärmen.«
»Er hat Spuren verwischen wollen und dabei einen ganzen Haufen neuer mit seinen verdreckten Schuhen hinterlassen«, bemerkte Rubin.
»Woher weißt du, dass hat Franke hat gebrachte Dreck in Wohnung?«, fragte Ricardo.
»Es ist eine schöne Tradition des Ostens, beim Betreten der Wohnung die Schuhe auszuziehen und den Straßendreck dort zu lassen, wohin er gehört.«
»Was genau hat gesucht Franke?«
Bernstein boxte Ricardo sanft gegen die Schulter. »Er wollte die Spuren der Liebe auslöschen, Ricardo! Diese zarten, für Außenstehende völlig unbedeutenden und für Verliebte so unendlich kostbaren Dinge. Die Spuren, die jemand hinterlässt, der für die süße Dauer einer Leidenschaft zu Gast ist: Zahnbürste, Bettlektüre, rosafarbene Dessous mit herzrotem Spitzenbesatz und so weiter.«
Rubin verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Bernstein fuhr unbeirrt fort:
»Die Frage ist: Wer wusste von dem Verhältnis? Doch nur Serkan, Bianca und er! Noch nicht einmal Hassan hatte einen Schimmer! Nachdem er Serkan in den Hades geschickt hatte, so dachte Frank, musste er lediglich alle Dinge verschwinden lassen, die von der Liaison zeugten. Er musste groß reinemachen und alles unter den Teppich kehren, was in die Backstube seiner heilen Welt nicht hineingehörte. Die Logik ist so einfach wie schlagend: Wo keine Liebe ist, ist auch keine Eifersucht, also scheidet sie als Tatmotiv aus. Frank musste bloß sicher sein, dass die Polizei bei der Ermittlung keine Verbindung zwischen Bianca und Serkan herstellen konnte. Damit war er aus dem Schneider.«
»Woher wusste Franke, dass keine Mensch sonst von Liebe wisse?«
»Das, mein lieber Ricardo, hat ihm das Opfer, unser armer Serkan höchstpersönlich, mit dem letzten Atemzug offenbart! In der Sekunde seines Todes.«
»Hm«, meinte Rubin und trank sein Bier aus. Dann sagte er: »Und doch war Franks Reinemachen nicht gründlich genug.«
Er griff in seine Jackentasche und legte die Kunstkarte von Chagall mit dem handschriftlichen Text von Bianca auf die Tischdecke.
»Etwas übersieht man immer.«
Bernstein klatschte in die Hände. »Bei allen Malern, Musen und Museen dieser Welt! Das ist ein Beweisfoto ganz nach meinem Geschmack!«
Gerade in diesem Moment bog Caterina um die
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