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Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Titel: Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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lief auf und ab, Freitag tappte neben ihm her, die Ohren aufgerichtet, als würde er mithören.
    »Der besorgte Mitbürger«, fuhr Bernstein fort, »dessen Name so unaussprechlich ist, dass ich ihn besser unerwähnt lasse, um den Armen vor phonetischen Zumutungen zu schützen, ist ein Nachbar Serkans. Er hat in der Zeitung von dessen Tod gelesen und wollte von mir den Todeszeitpunkt erfahren. Ich antwortete: gegen dreiundzwanzig Uhr.
    Daraufhin rief der Mann entsetzt die Heilige Jungfrau Maria an und bat um die sofortige Vergebung aller Sünden, denn er hatte Serkan nach dreiundzwanzig Uhr noch aus seiner Wohnung gehen sehen.«
    »War es wirklich Serkan?«
    »An diesem Punkt ist unserer gottesfürchtiger Freund in der Tat ein wenig voreilig: Er sah wohl einen Mann, der die Wohnungstür zweimal hinter sich abschloss und in geduckter Haltung in Richtung Marktplatz lief. Doch er konnte nur mutmaßen, dass es Serkan war, denn der Mann trug wegen des Regens eine Kapuze.«
    »Keinen Schirm?«
    »Keinen Schirm, nur eine Kapuze.«
    »Du erinnerst dich, dass an Serkans Jacke keine Kapuze war.«
    »Genau so ist es.«
    »Was hatte der Mann für eine Jacke an?«
    »Eine dieser wasserdichten Wetterjacken, mit denen die furchtlosen Hobbyabenteurer die Dschungel unserer Innenstädte durchstreifen. Die Farbe konnte unser Zeuge wegen der Dunkelheit nicht genau bestimmen. Nur so viel ist klar: Die Jacke war zweifarbig.«
    »Hatte der Mann etwas bei sich?«
    »Er trug eine Plastiktüte. Es sah danach aus, als hätte er etwas aus der Wohnung geholt.«
    »Konnte dein Informant die Tüte näher beschreiben?«
    »Sie war durchsichtig und in derselben Art, wie Hassan sie in seinem Mini-Supermarkt verwendet.«
    »Konnte er erkennen, was drin war?«
    »Nein, keine Chance.«
    »Ha!«, rief Rubin so laut, dass Freitag erstaunt den Kopf in seine Richtung reckte.
    Rubin imitierte mit einem breiten Grinsen Bernsteins Tonfall und Ausdrucksweise: »So lass uns hoffen, Bernstein, dass sich der nächtliche Besucher auch ordentlich die Schuhe abgeputzt hat!«
    »Wie meinst du das?«
    Rubin räusperte sich. »Das, mein Lieber, erkläre ich dir später.«
    »Wie wär’s mit heute Abend bei Ricardo? Acht Uhr?«
    »Einverstanden.«

26
    Rubin hatte sich während des Gesprächs mit Bernstein nicht weiter als ein paar Schritte von der Eingangstür der Apotheke entfernt. In der Zwischenzeit hatte kein Kunde den Verkaufsraum betreten.
    Als er mit Freitag wieder in das Innere trat, musste er erstaunt feststellen, dass nur noch Iris Adler da war.
    »Wo ist Bianca?«, fragte er.
    »Kurz nachdem Sie nach draußen sind, ist sie auf und davon.«
    »Ich habe sie nicht zur Tür hinausgehen sehen.«
    »Sie hat den Hinterausgang benutzt. Was ist hier los, können Sie mir das erklären?«
    »Noch nicht, Frau Adler.«
    »Hat Bianca etwas mit Serkans Tod zu tun?«
    Rubin machte eine vage Geste. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich einen Blick in Ihre Aufenthaltsräume werfe?«
    Iris Adler zeigte Rubin ein Zimmer direkt hinter dem Verkaufsraum. Es war geräumig und hatte zwei Fenster, die auf den Hinterhof zeigten. An der Stirnseite war ein Waschbecken angebracht, in der Mitte befanden sich ein Tisch und zwei Stühle. An den Wänden Bücherregale, Bilder und Kunstdrucke. In der Luft hing ein feiner Duft nach Rosmarin und Rosenöl. Freitag nahm sogleich Witterung auf, schnüffelte an Zimmerblumen und an einer Reihe von Straßenschuhen, die ordentlich paarweise unter dem Waschbecken standen. Dann, wie auf ein geheimes Signal hin, ließ der Golden Retriever sich mitten auf dem Teppich nieder und leckte sich die Pfoten.
    »Das ist Biancas Zimmer«, sagte Iris Adler. »Da sie meine einzige Mitarbeiterin ist, habe ich ihr den Raum überlassen. Mein Büro ist gegenüber.«
    »Sie hat sich hier ein zweites Zuhause geschaffen«, sagte Rubin. »Ist sie auch außerhalb der Geschäftszeiten hier?«
    »Ja, sie hat mich gefragt, ob sie an den Abenden hier lesen und arbeiten kann. Ich habe nichts dagegen gehabt. Im Gegenteil: Hat es nicht etwas von einem unschuldigen Kinderzimmer?«
    »Woran hat sie gearbeitet?«
    »Homöopathie. Das ist ihr großes Thema. Sie bildet sich in alternativen Heilverfahren fort, besucht regelmäßig Seminare und Vorträge.«
    »Ist ihr Interesse allgemein, oder hat sie bestimmte Fragen, auf die sie eine Antwort sucht?«
    Iris Adler runzelte die Stirn und dachte nach.
    »Die Frage habe ich mir noch nie gestellt, aber jetzt, da Sie es sagen: Wir haben oft

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