Ecke und brachte drei Salate mit Scampis, Thunfisch und Sardellen. Eine junge Bedienung trug ein Tablett mit frischen Getränken.
Ricardo verteilte die Speisen an die Freunde, Bernstein die Getränke.
Den Mund voll mit Tomaten und Sardellen nuschelte Ricardo: »Buon appetito, amici, weiß ich jetzt, was musse mache. Mache so wie bei Fußball, musse Gegner zwinge Fehler mache. Musse mache Angriff so, dass Gegner mache Foul in Strafraum – so kriege schön Elfmeter!«
Ein Strahlen huschte über Bernsteins Miene, der sichtlich die Verbindung von schwerem Bardolino, Scampis, Knoblauch und Tomaten in seinem Gaumen genoss. »Das ist doch genau das Richtige für uns«, schwärmte er.
»Ich habe auch schon eine Idee«, sagte Rubin und schwenkte die Kunstkarte in seiner Hand. »Bernstein, wirf deinen Computer an! Was hältst du davon, wenn Bad Löwenau morgen früh in deiner Kolumne in etwa das Folgende zu lesen bekommt …«
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Da liegt ein Toter im Brunnen, Teil 2
Liebe Bad Löwenauer,
heute habe ich Ihnen Erstaunliches zu berichten: Die Dramatik der Ereignisse nimmt rasante Fahrt auf. Das Bild der Tat am Löwenbrunnen, der unser Mitbürger Serkan Arslan zum Opfer fiel, wird klarer; und die Stadt erzittert, zumindest ihr Rat: Unsere Bürgermeisterin hat für heute eine Krisensitzung der Stadtabgeordneten einberufen. Sie folgt damit instinktsicher einem alten politischen Erfolgsrezept: Rufe eine Krise aus und setze dich selbst als Krisenmanager ein – alle werden dir blind folgen.
Ich bin mir sicher, Frau von Roth wird der Größe ihrer Aufgabe gerecht werden.
Einstweilen war Hauptkommissar Christoph Rubin nicht untätig. Es erhärten sich die Hinweise, es könnte bei dem Mord an Serkan Arslan doch keinen fremdenfeindlichen Hintergrund geben. Vielmehr deutet einiges darauf hin, dass eine uralte menschliche Leidenschaft der Grund für Serkans vorzeitiges Verscheiden ist: Eifersucht. Zwar ist die Liebe, wie es heißt, eine Himmelsmacht, doch wenn sie im falschen Herzen blüht, erwächst eine dornenreiche Distel aus ihr. Wieder einmal, so scheint es, kehrt die menschliche Natur ihre dunkelste Seite nach außen. Die Taten, die aus Liebe geschehen, sind die gemeinsten, weil der Täter meint, im Recht zu sein.
Überdies ist Hauptkommissar Christoph Rubin ein sensationeller Fund gelungen. Ein anonymer Hinweis hat ihm ein Foto in die Hand gespielt, das den Täter am Brunnen zeigt in eiskalter Verrichtung seiner tödlichen Arbeit. Leider ist das Foto nicht besonders scharf. Wie es offiziell heißt, befindet sich das Beweisstück zurzeit in kriminaltechnischer Bearbeitung. Mit dem Ergebnis werden wir frühestens morgen rechnen können.
Was mögen wir dann wohl erfahren über Serkan, die Liebe seines kurzen Lebens und den unbekannten rachsüchtigen Dritten?
Ich halte wie immer Augen und Ohren für Sie offen und werde berichten.
Herzlich
Ihr Carl Bernstein
Am Vormittag, nicht lange nach Erscheinen der Kolumne, suchten Rubin und Bernstein Bianca in der Adler-Apotheke auf.
Sie hatte eine schlaflose Nacht verbracht und sah noch zerbrechlicher aus als tags zuvor.
»Wie geht es dir?«, fragte Rubin.
Sie sagte nichts. Bernstein hielt sich im Hintergrund und tauschte hie und da ein Lächeln mit Iris Adler, doch ihm entging kein Wort der Unterhaltung.
»Hast du dich verhalten wie immer?«
»Ich habe es versucht.«
»Hat Frank Verdacht geschöpft?«
»Ich weiß es nicht«, sagte sie mit matter Stimme. »Ich weiß einfach gar nichts mehr.«
»Hör zu, wir haben eine Bitte an dich. Wir brauchen Franks private E-Mail-Adresse.«
Bianca zögerte, schien mit ihrer Verzweiflung zu hadern und den letzten Resten einer Loyalität, die seit vielen Jahren ihre einstigen Gefühle für Frank ersetzt hatte.
»Wofür brauchen Sie die?«
»Das erklären wir dir später.«
Bianca atmete noch einmal tief durch, dann nannte sie ihnen die Adresse.
Als Absender wählte Bernstein
[email protected].
Er hatte für verschiedene Gelegenheiten ein Sammelsurium von unterschiedlichen E-Mail-Adressen eingerichtet.
Noch in der Adler-Apotheke versandten sie die Mail von Bernsteins Smartphone mit folgendem Text:
Das Bild, von dem in der Zeitung die Rede ist, gibt es nicht nur in einer schlechten Qualität, sondern auch in einer sehr guten. Und darauf sind Sie eindeutig als Täter zu erkennen! Wie wir dieses kleine Problem zu einer für beide Seiten zufriedenstellenden Lösung bringen können, dafür habe ich einen Vorschlag: