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Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Titel: Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Kommen Sie heute Abend um 23h zum Brunnen. Allein.
    Ein Mensch, der es gut mit Ihnen meint.

30
    Zwei Stunden später besprach Rubin mit Jana Cerni die Einzelheiten der geplanten Aktion am Löwenbrunnen. Er wollte die Polizistin unbedingt dabeihaben. Er war sich sicher, sie würde Bianca heute Abend die nötige weibliche Unterstützung bieten können.
    Während der Besprechung klingelte sein Telefon. Die Bürgermeisterin hatte Bernsteins Kolumne gelesen und erklärte, sie habe eigens die laufende Stadtratssitzung unterbrochen. Ihre Stimme klang hell und singend.
    »Herr Rubin, ich möchte Ihnen meine Hochachtung zum Ausdruck bringen. Ich gratuliere zu Ihrem sensationellen Ermittlungserfolg! Sie haben Großartiges geleistet! Ja, man kann es nicht anders nennen. Ich wusste von Anfang an, dass ich mich voll und ganz auf Sie verlassen kann. Sie haben sich wahrhaft um die Stadt verdient gemacht. Sie haben den Bürgerinnen und Bürgern unserer wunderschönen Kurstadt die Bestätigung geliefert, die wir alle brauchen und verdienen: Bad Löwenau hat nichts gegen Fremde, die Stadt ist weltoffen! Jetzt werden auch die Kurgäste wieder zum Löwenbrunnen strömen.«
    »Wir haben den Täter noch nicht überführt, Frau Bürgermeisterin«, merkte Rubin an.
    »Ihre Bescheidenheit ehrt Sie, Herr Rubin. Aber ich weiß, auch das abschließende Ergebnis wird nur eine Frage der Zeit sein. Einstweilen ist das Wichtigste geschafft! Deshalb danke ich Ihnen und Ihrem Team auch im Namen des Stadtrates ganz besonders für Ihr Engagement, Ihren Willen und Ihren Einsatz für unsere Stadt!«
    Rubin wollte den Dank gerade ein zweites Mal abwehren, da hatte die Bürgermeisterin bereits aufgelegt. Es war ihm gerade recht, so musste er nichts Überflüssiges hinzufügen.
    Zur selben Zeit stand Bernstein im großen Redaktionsraum des Bad Löwenauer Anzeigers seinem Verleger Helmut Sulzbach gegenüber. Der untersetzte Mann mit dem kahlen Schädel und dem runden roten Gesicht warf sich in seinen Sessel, grinste zufrieden und steckte sich zur Feier des Tages eine Cohiba an. Der schwere, trockene Rauch seiner Zigarre verbreitete sich langsam wie Morgennebel in dem überhitzten Raum.
    Ayse war auch anwesend. Bernstein hatte sie nicht in ihren Plan eingeweiht, hatte in der Morgenkonferenz lediglich farbenfrohe Andeutungen gemacht, dass an diesem Abend eine entscheidende Wendung im Fall zu erwarten sei, kurz: Er hatte mit vielen schönen Worten nichts gesagt – was die Neugierde seiner Kollegin erst recht entfacht hatte.
    Sulzbach ließ genüsslich seinen Blick über die aufgeschlagene Zeitung auf seinem Schreibtisch wandern. Er stieß eine große graue Rauchwolke aus.
    »Na, siehst du, Carl, es geht doch«, brachte er dünn und heiser hervor, »allmählich wächst du in deine Verantwortung für die Stadt hinein! Die Kolumne von heute Morgen ist dein Meisterstück. Ich gratuliere. Du bist endlich zur Vernunft gekommen und beginnst die Dinge zu sehen, wie sie sind. Bloß das mit der Bürgermeisterin als Krisenmanagerin, das würde ich an deiner Stelle noch mal überdenken.«
    Bernstein trug eine schwarze Zimmermannshose mit einem groben Leinenhemd, dazu grüne Turnschuhe und ein kariertes Sakko, das er im schottischen Aberdeen bei einem indischen Schneider erstanden hatte. Er stand sehr fest und sehr konzentriert da. Auf dem Rücken ballte er die Fäuste.
    Er sah zu Ayse hinüber. Sie biss sich auf die Lippen und rieb ihre Hände.
    Bernstein lächelte ironisch und sprach nicht eine Silbe, während er im Geist bereits die ersten Sätze einer neuen Kolumne formulierte – die stolzen, wilden, furchtlosen Reiter einer rasanten Gegenattacke!
    Das Erscheinen von Bernsteins Kolumne hatte unter der Bevölkerung eine völlig andere Reaktion ausgelöst. Eine kleine Panikwelle setzte ein.
    Dutzende Bad Löwenauer drängten zur Polizeiinspektion und wollten freiwillig Aussagen zu ihrer Entlastung machen. Sie wollten keinesfalls auch nur zufällig in den Verdacht der Täterschaft geraten.
    Ein Mann um die siebzig, der mit seinem Schwiegersohn gekommen war, sagte: »Man weiß ja, wie unscharf die Bilder bei Verkehrskontrollen sind, da will ich nur sicherstellen, dass wir es nicht gewesen sein können. Ich meine am Löwenbrunnen, als das mit dem Jungen da passiert ist.«
    Ein anderer gab zu Protokoll: »Also ich muss ganz deutlich sagen, dass ich zur Tatzeit bei meiner Schwester war. Die hatte Geburtstag, sie ist sechsundfünfzig geworden. Die ganze Familie war da, das

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