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Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Titel: Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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können alle bezeugen.«
    Selbst ein Junge, der in die fünfte Klasse ging, war gekommen, um ein Alibi für die Tatzeit anzugeben. Er hatte aufgeschnappt, dass er damit seine Note für Sozialverhalten aufbessern könnte.
    Polizeiobermeister Schwarze wuchs die Sache über den Kopf. Er war gezwungen, alle Aussagen aufzunehmen und die besorgten Bürger zu beruhigen. Er suchte Rubin in seinem Büro auf und fragte verzweifelt: »Was soll ich bloß mit den ganzen Aussagen anfangen?«
    Rubin legte die Hand auf Schwarzes Schulter und sagte: »Sammeln Sie alles und dann stecken Sie den Kram in den Reißwolf.«

31
    Schwer wie eine feuchte Wolldecke lag die Nacht über dem Marktplatz.
    Die Luft war erfüllt vom Rauch der Kamine, dem sich ein leichter, beißender Schwefelgeruch beimischte.
    Niemand war zu sehen. Der Platz war wie ausgestorben. Genau darauf hatte Rubin gebaut.
    Einzig dass es nicht regnete, bedauerte er. Trotzdem würde er an dem Plan in seiner ursprünglichen Form festhalten – so wie er es mit Bernstein und Ricardo abgemacht hatte.
    Sie lagen auf der Lauer, es war kurz vor dreiundzwanzig Uhr.
    Rubin verbarg sich mit Freitag hinter der Nordfassade der Polizeiinspektion. Er konnte unbeobachtet um die Hausecke peilen und hatte den gesamten Marktplatz im Blick. Sein Stockregenschirm lehnte an der Steinwand.
    Bernstein hatte seinen Wachposten neben Hassans Mini-Supermarkt eingenommen.
    Einer Intuition folgend trug er an diesem Abend einen grauen Trainingsanzug mit Kapuze, seine grellrote wattierte Sportweste und nagelneue Joggingschuhe. Er hielt seinen großen gelben Regenschirm bereit in der Hand.
    Rubin und Bernstein standen in Telefonkontakt. Sie tauschten Beobachtungen. Jeder informierte den anderen unmittelbar darüber, was dieser nicht sehen konnte. Ihren vier Augen konnte keine Bewegung auf dem Marktplatz entgehen. Und was sie nicht sehen konnten, das konnte Freitag wittern. Er war dicht an Rubins Seite, spitzte die Ohren und schnüffelte.
    Jana Cerni wartete mit Bianca Reich im Hausflur von Irmgard Rathenow neben dem Hotel am Marktplatz. Die Polizistin ließ die Tür einen Spaltbreit offen, um das abgemachte Zeichen nicht zu verpassen.
    Bianca hatte wie vereinbart Franks Sporttasche mit den Beweisstücken dabei.
    Auf dem Marktplatz gab es seit einer Viertelstunde keine Veränderung.
    Dann sahen sie ein Paar, das Arm in Arm aus dem Hoteleingang trat und gleich wieder um die Ecke bog.
    Darauf erblickten sie eine vertraute Gestalt: Hausmeister Schulte schwankte träge über den Marktplatz. Er blieb kurz am Löwenbrunnen stehen, kratzte sich am Schädel und hielt eine Flasche unter eine der Wasserfontänen.
    Rubin zischte: »Schulte, mach dich vom Acker!«
    Als ob er die Worte des Hauptkommissars gehört hätte, setzte Schulte seinen Weg fort und verschwand in den Gassen hinter der Adler-Apotheke.
    Eine ganze Zeit lang geschah nichts. Es war nun schon nach dreiundzwanzig Uhr.
    Bernstein sagte: »Er ist unpünktlich, unser böser Bube. Muss er noch die Backstube fegen?«
    Während sie weiter Ausschau hielten, klarte der Himmel auf. Die Feuchtigkeit verflog, und vereinzelt waren neben dem Mond, der beinahe seine volle Größe erreicht hatte, sogar blass funkelnde Sterne zu erkennen. Mit Regen war nun endgültig nicht mehr zu rechnen.
    Schließlich löste sich eine Gestalt aus der Dunkelheit der Gassen hinter dem Marktplatz. Ein Mann in einem grauen Mantel, der ihm bis über die Knie reichte, näherte sich. Er trug eine Kapuze über dem Kopf und ging langsam, zögerlich und immer wieder ängstlich um sich blickend.
    Er steuerte den Löwenbrunnen an, dessen Löwenfiguren im Mondlicht kreidebleich schimmerten. Kurz vor Erreichen des Brunnens machte er wieder kehrt. Jedoch mit nur wenigen Schritten. Dann ging er wieder zurück, die Hände in den Taschen vergraben, unablässig um sich blickend.
    Rubin und Bernstein beobachteten jede Bewegung des Mannes. Es war Frank Schirner. Er war tatsächlich gekommen.
    »Auf geht’s, Bernstein«, sagte Rubin und schaltete sein Telefon aus.
    Auf das Kommando hin entfalteten die Freunde ihre Schirme und hielten sie wie Schilde vor ihre Gesichter, sodass Frank sie nicht erkennen konnte.
    Zu Freitag sagte Rubin schon im Gehen: »Sitz!«
    Der Golden Retriever gehorchte, wenn auch sichtlich widerwillig.
    Im Schutz der Schirme schritten Rubin und Bernstein zielstrebig dem Löwenbrunnen entgegen. Frank, der die beiden Männer schon bemerkt hatte, war ganz offensichtlich irritiert, dass

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