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Da muss man durch

Titel: Da muss man durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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ich das hier richtig sehe, geht es gerade
     ausnahmslos um dich und deinen bescheuerten Job! Gib doch wenigstens einfach mal zu, dass du schlicht egoistisch an deine
     Karriere denkst!»
    Tommi schnaubt verächtlich. «Das muss mir jemand sagen, dessen Beruf es ist, Leute zu feuern, damit die Bilanzen stimmen.»
    «Tommi, bitte   …», mischt Lisa sich ein.
    «Wer hauptberuflich Weihnachtsmusik schrammelt, der macht sich natürlich nie die Finger schmutzig», entgegne ich hämisch.
    Tommi springt auf. Sein Gesicht ist nun puterrot. «Du wirst Gordon das Geld geben!», brüllt er. «Und zwar noch heute. Oder
     du wirst keinen Fuß mehr in dieses Haus setzen!»
    «Gordon kriegt keinen Cent!», brülle ich zurück. «Weder heute noch morgen, noch sonst wann.» Ich habe den Impuls, mich
     umzudrehen und einfach zu gehen, setze aber noch nach: «Und die zehntausend Mäuse, die ich ihm möglicherweise für seine
     blöden Köter gegeben hätte, werde ich noch heute an Sophie überweisen, damit die sich in Detroit ein schönes Leben als Hippie-Lesbe
     machen kann.» Es ist eine spontane Idee, aber gerade merke ich, dass sie mir ausgesprochen gut gefällt.
    Tommi starrt mich wütend an, Lisa wirkt erstaunt. Ich mache auf dem Absatz kehrt. Als die Haustür ins Schloss fällt, fühle
     ich mich derart energiegeladen, dass ich diesen Zustand gleich mal mit einer Tasse Kaffee begießen werde. Fred hockt auf
     dem Beifahrersitz und würdigt mich keines Blickes. Vermutlich wittert er, dass es Krach gegeben hat, und ist sauer, nicht
     dabei gewesen zu sein. |150| Ich will gerade den Motor starten, da klopft es am Fenster. Es ist Lisa.
    «Paul, es tut mir leid, was da gerade passiert ist. Tommi meint es nicht so. Er hat einfach Angst, dass ihm dieser Job
     durch die Lappen geht. Deshalb hat er so reagiert. Ich rede nochmal mit ihm. Okay?»
    Ich nicke. Sie zögert, also schließe ich das Fenster noch nicht. Lisa gibt sich einen Ruck. «Hast du das eben ernst gemeint
     mit Sophie?»
    «Klar, warum?»
    «Hast du denn mit ihr gesprochen?»
    «Schon länger nicht mehr», antworte ich und frage mich, worauf Lisa hinauswill. «Ich dachte, sie wäre mit anderen Sachen
     beschäftigt. Außerdem hast du mir gesagt, dass es ihr gutgeht.»
    Lisa zögert. «Das stimmt auch, nur   … sie hat sich von Jenny getrennt.»
    «Oh, das tut mir leid», sage ich und erinnere mich mit einem Anflug von Wehmut daran, wie wir die beiden Turteltäubchen
     vor ein paar Monaten am Flughafen verabschiedet haben. «Und was hat sie jetzt vor?»
    «Sie würde gerne wie geplant bis nächsten Sommer in Detroit bleiben, musste aber bei Jennys Familie ausziehen, hat sich
     ein Zimmer im Schulheim genommen und bestreitet ihren Lebensunterhalt jetzt selbst. Wir können sie leider nicht so unterstützen,
     wie wir gerne würden. Deshalb kellnert sie, um über die Runden zu kommen.»
    Ich bin überrascht. «Wieso hat sie mich nicht angerufen?»
    «Ganz einfach. Sie wollte dich partout nicht anpumpen», antwortet Lisa.
    Ich bin ohnehin stolz auf meine Exstieftochter, aber in |151| solchen Momenten fühle ich mich ihr so nah, als wäre Sophie mein eigenes Kind. Tommi könnte sich gut ein paar hundert Scheiben
     von ihr abschneiden.
    «Soll ich lieber dir das Geld überweisen, damit du es ihr unter einem Vorwand schicken kannst?», frage ich.
    Lisa schüttelt den Kopf. «Nein, schick du es ihr, und ich erkläre ihr dann, wie alles zusammenhängt. Bestimmt findet sie
     die Geschichte witzig.»
    Ich muss lächeln. «Okay.»
    Lisa schaut mir tief in die Augen. «Danke, Paul.»
    Ihr Blick irritiert mich. Er ist voller Sympathie, obwohl ich gerade Lisas Lebensgefährten beleidigt habe und im Begriff
     bin, ihn um einen wichtigen Job zu bringen. So ähnlich hat sie mich manchmal angesehen, bevor unsere Ehe zu stagnieren begann
     und dann wie ein stehendes Gewässer langsam umkippte.
    Lisa beugt sich vor und küsst mich zum Abschied auf die Wange. Ich weiß gerade nicht, was ich sagen soll, und lasse das
     Fenster hochsurren.
     
    Unsere neue Vorstandssekretärin Frau Preez kann den Leasingvertrag für meinen Überlandbus nicht finden, außerdem schmeckt
     ihr Kaffee scheußlich, und ihr graues Kostüm erinnert mich an die Heilsarmee. Am meisten stört mich ihre servile Art. Sie
     macht zwar nichts richtig, darin aber ist sie nervtötend beflissen. Mit Wehmut denke ich an die pensionierte Frau Hoffmann
     zurück, die ihren fülligen Körper in geblümte Blusen hüllte, immer

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