Da muss man durch
tun,
Gordon?»
Ein Räuspern. Meine freundliche, fast freundschaftliche Art geht ihm hörbar gegen den Strich. «Dass ich von dem Artikel in
deiner Zeitung nicht begeistert bin, ahnst du sicher.»
Er erwartet wahrscheinlich Zustimmung, aber ich schweige.
«Jedenfalls habe ich eben mit Tommi telefoniert, und der hat mir gesagt, dass du nicht bereit bist, die vereinbarten fünfzigtausend
zu zahlen.»
«Das stimmt», erwidere ich und erspare es mir, Gordon darauf hinzuweisen, dass wir überhaupt nichts vereinbart haben. Er
hat es schlicht diktiert.
«Tommi hat gesagt, du wärst bereit, zehntausend zu zahlen.»
Ich muss grinsen. Offenbar ist es nun an Gordon, einzulenken.
«Wir wollen ja nun alle nicht, dass es Streit gibt», biedert Gordon sich an. «Außerdem möchte ich auch die Freundschaft
zu Tommi nicht kaputtmachen. Deshalb hab ich mir überlegt, dass das okay ist mit den zehntausend. Lass einfach die blöden
Artikel, überweis mir das Geld, und wir vergessen die ganze Sache.»
Es klopft. Da ich nicht reagiere, wird die Tür vorsichtig geöffnet. Schamski wirft einen Blick ins Zimmer. Er sieht, dass
ich telefoniere, und bedeutet mir, dass er später wiederkommen |158| wird. Ich schüttele den Kopf und winke ihn herein. Das Telefonat wird nicht mehr lange dauern.
«Das ist doch ein guter Deal. Oder, Paul?», setzt Gordon nach, während Schamski sich in einen der Besuchersessel fallen
lässt.
«Tommi hat da irgendwas falsch verstanden», erwidere ich. «Ich hab ihm gesagt, ich zahle keinen Cent für deine Hunde.»
Schweigen. «Oh. Dann werde ich Tommi aber auch nicht mit ins Studio nehmen», sagt Gordon gedehnt.
Ich mache eine kleine Kunstpause. «Gordon, hier ist mein Vorschlag. Wir vergessen die Sache mit den Hunden und du gibst Tommi
den Job. Im Gegenzug sorge ich dafür, dass euch die Tierschützer in Ruhe lassen.»
Ich weiß, dass ich ihn an der Angel habe. Da er auch kein Mitleid mit mir hatte, sehe ich nicht ein, ihm jetzt entgegenzukommen.
«Der nächste Artikel wird morgen erscheinen», lüge ich. «Ruf mich einfach bis heute Abend an und sag mir, wie du dich entschieden
hast, okay?»
Ich will auflegen.
«Warte mal kurz», sagt Gordon. «Ist okay. Du hast gewonnen. Wir machen es so, wie du gesagt hast. Aber versprich mir, dass
du diese beschissene Kampagne sofort stoppst.»
«Werde ich tun. Halte du dich an deinen Teil der Abmachung.»
«Geschäft ist Geschäft», erwidert Gordon. «Und wer weiß, vielleicht wird deine Zeitung ja sogar groß über unsere Tour berichten.»
Ich muss lächeln. Schamskis Informationen waren richtig. Gordon ist ein knallharter Geschäftsmann, der sich als Krautrocker
verkleidet hat.
|159| «Schon möglich», erwidere ich.
Das Gespräch wird beendet, ich lege langsam den Hörer auf und schaue dabei zu Schamski, der sich ein Grinsen nicht verkneifen
kann.
«Gratuliere», sagt er.
«Nicht mein Verdienst. Danke für deine Hilfe.»
«Es reicht mir völlig, wenn du mir deine Dankbarkeit mit gutem Rotwein beweist.» Er zieht eine Packung Zigaretten hervor,
hält sie mir hin. Eigentlich habe ich mir das Rauchen abgewöhnt, aber gerade ist mir nach einer Zigarette, also greife ich
zu.
«Das war übrigens eben die kürzeste Vorstandssitzung aller Zeiten», bemerkt Schamski, während wir uns in Zigarettenqualm
hüllen.
«Fandest du, ich war Burger gegenüber zu hart?», frage ich.
«Eindeutig», erwidert Schamski. «Aber es hilft ja nichts. Wir haben wenig Zeit. Da muss man eben Gas geben.»
Ich nicke. «Tja. Hoffentlich ist das der richtige Weg.»
«Wird schon schiefgehen», sagt Schamski.
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|160| Na toll!
Gut zwei Monate später hat Schamski recht behalten. Es ist so ziemlich alles schiefgegangen, was schiefgehen konnte. Zwar
haben wir einige kleine Internetdienste gekauft, aber unser größter Konkurrent wehrt sich mit Händen und Füßen gegen eine
Übernahme. Während Timothys Londoner Firma Kaufangebote macht, die inzwischen deutlich über unserer Kalkulation liegen,
versuche ich die beiden Eigentümer zu einer Fusion mit unseren Internetdiensten zu bewegen. Wir haben uns zu dieser Doppelstrategie
entschlossen, als abzusehen war, dass die Kaufverhandlungen stocken würden. Aber Karsten und Walther Peters, die Gründer
der digitalen Autobörse, beharren darauf, eigenständig zu bleiben. Alle paar Tage stehe ich mit den stiernackigen Peters-Brüdern
im Green Meadow, einem sagenhaft hässlichen
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