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Da muss man durch

Titel: Da muss man durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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überlegen muss,
     bis sie zu alt zum Kinderkriegen ist, dann hätte sie mir nie ihr Jawort gegeben.»
    «Okay. Da ist was dran», konstatiert Schamski.
    Ich nicke. «Ja. Vielleicht hättet ihr das vorher besprechen sollen.»
    «Wann denn vorher?», mault Günther. «Wir haben uns ja kaum gekannt, als ich ihr den Antrag gemacht habe.»
    «Deswegen sage ich ja, ihr hättet das vorher besprechen sollen», erwidere ich unwirsch.
    Günther verzieht genervt das Gesicht. «Ich wollte mit ihr zusammen sein. Mehr nicht. Ich dachte, über alles andere könnte
     man reden.»
    «Schon klar», sagt Schamski und bläst Rauch zur Decke. «Aber dass jemand heiratet, um eine Familie zu gründen, ist ja nun
     keine völlig verrückte Idee. Damit hättest du rechnen können.»
    |144| Günther atmet geräuschvoll aus. «Ja, ich weiß. Vielleicht wäre ich sogar einverstanden gewesen, wenn sie nicht so einen
     fürchterlichen Druck gemacht hätte. Irgendwie hat mich das in Panik versetzt.»
    Das ist nichts Neues. Panik war jahrelang einer von Günthers beliebtesten Gemütszuständen, besonders wenn es um Herzensangelegenheiten
     ging. Ich dachte, durch die Heirat mit Iggy hätte Günther das Problem in den Griff bekommen, aber offenbar hat sich seine
     Panik nur ein neues Ventil gesucht.
    «Und was willst du jetzt machen?», frage ich seufzend. «Als Russe verkleidet vor deiner Frau um die Welt flüchten?»
    Günther sieht mich vorwurfsvoll an. «Ich weiß es nicht! Ich brauch jetzt erst mal ein paar Tage Ruhe, um über alles nachzudenken.
     Außerdem dachte ich, du könntest mir vielleicht einen Rat geben.»
    Ein kurzes Schweigen, Schamski drückt seine Zigarette aus. «Was ist mit der CIA? Suchen die tatsächlich nach dir?»
    Günther winkt ab. «Vermutlich interessieren die sich überhaupt nicht für mich. Ich hab den Job längst erledigt, und mein
     Vertrag läuft sowieso in ein paar Wochen aus. Aber eine Kollegin von mir hat sich mit Iggy angefreundet. Sie heißt Maureen
     und ist Spezialistin für Überwachungstechnik. Ich würde sagen, eine der besten weltweit. Iggy wird Maureen sicher fragen,
     ob sie mich aufspüren kann. Deshalb war ich so vorsichtig.»
    «Und der Gedanke, dass Iggy einfach hier anrufen könnte, weil sie vermutet, dass du zu deinem besten Freund geflohen bist,
     ist dir nicht zufällig gekommen?», frage ich leicht frustriert.
    |145| Günther blickt mich erschrocken an. «Nein», sagt er dann tonlos und ist offenbar selbst erstaunt darüber, wie rasend blöd
     man sein kann.
    «Okay», sagt Schamski und erhebt sein Glas. «Immerhin haben wir nicht die CIA am Arsch, sondern höchstens die Triaden. Darauf
     trinke ich.» Er blickt zu Bronko, um ihm zuzuprosten. Doch der reagiert nicht. Bronko sitzt da mit verschränkten Armen,
     sein Kinn ist auf die Brust gesunken. Er ist eingeschlafen.
     
    Am nächsten Morgen reißt mich mein Handy bereits um kurz nach sieben aus dem Schlaf. Weil ich mich verkatert fühle, gehe
     ich nicht ran, kann aber danach auch nicht mehr einschlafen.
    Der Anruf kam von Lisa. Sie hat mir auf die Mailbox gesprochen, dass sie mich noch vor der Arbeit sehen will. «Und komm nicht
     auf die Idee, irgendwelche Termine vorzuschieben, Paul. Es ist wichtig.» Sie klingt unwirsch.
    Ich ahne, dass Gordon sich bei Tommi über den Artikel beschwert hat. Tommi hat sich daraufhin bei Lisa ausgeheult, und die
     soll mich nun ins Gebet nehmen.
    In der Küche treffe ich Bronko. Wir haben ihn gestern noch mit vereinten Kräften ins Bett befördert. Der Schlaf hat ihm gutgetan,
     denn er wirkt erholt und aufgeräumt. «Morgen, Paul. Magst ’n Tee?»
    Ich schüttele den Kopf. «Lieber Kaffee. Mir is nich gut.»
    Bronkos mehrstöckiger Espresso bringt mich wieder auf die Beine. Als ich bei Lisa und Tommi ankomme, fühle ich mich nicht
     nur fit, sondern sogar ein bisschen auf Krawall gebürstet. Liegt wohl am Koffein.
    Fred scheint zu ahnen, dass es gleich hoch hergehen könnte, und möchte gern dabei sein. «Du bleibst hier, das |146| is nix für halbe Kampfhunde», sage ich und schlage ihm die Autotür vor der Nase zu.
    Tommi hockt am Küchentresen und macht einen griesgrämigen Eindruck. «Möchtest du einen Yogitee?», fragt Lisa.
    Ich schüttele den Kopf. «Danke, nein. Ich hab nicht viel Zeit.»
    «Gut», sagt Lisa und setzt sich. «Kommen wir also gleich zur Sache. Du ahnst wahrscheinlich, dass es um Gordon geht.» Sie
     wirft den Zeitungsartikel auf den Tisch. «Was hast du dir nur bei dieser

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