Da Vincis Fälle Doppelband 1 und 2 (German Edition)
wenigstens einen wahren Freund an seiner Seite zu wissen“, meinte Lucas Vater ergriffen und nahm Michele D’Andreas Hand. „Ihr müsst wissen, dass ich von manchen meiner Freunde im Rat schon angefeindet wurde, weil ich öffentlich den Verdacht geäußert habe, dass jemand versucht, mich aus dem Geschäft zu drängen!“
„Ihr könnt immer auf mich zählen, mein Freund – so wie ich Euch auch sofort die geforderte Lösegeldsumme als Kredit zur Verfügung gestellt hätte, wenn nicht eine glückliche Fügung dafür gesorgt hätte, dass Euer Sohn nicht mehr in den Händen seiner Entführer ist!“
Leonardo hing an den Lippen des Michele D’Andrea. Irgendwie wusste er noch immer nicht so recht, was er von diesem Mann halten sollte.
8.Kapitel
Der Mann mit der Narbe
„Ich muss unbedingt zu diesem Wirtshaus, von dem Ricardo gesprochen hat!“, meinte Leonardo später zu Carlo und Luca.
„Und wenn jemand bemerkt, dass du weg bist?“, frage Carlo.
„Dann müsst ihr euch eine gute Geschichte ausdenken! Aber es ist wirklich notwendig! Sonst bekommen wir doch nie heraus, wer der Mann mit der Narbe ist!“
„Kann auch sein, dass wir es auf diese Weise nie herausfinden, weil dieser Bartolo nichts mehr mit seinen alten Kollegen von der Stadtwache zu tun haben will und das Wirtshaus gar nicht mehr besucht“, meinte Carlo.
„Ich will es aber trotzdem versuchen!“, beharrte Leonardo. Luca seufzte. „So leicht lässt du dich von deinen Plänen nicht abbringen, was?“
„Natürlich nicht! Allerdings werden die Nebeneingänge jetzt auch verstärkter bewacht, seitdem es den Einbruch gegeben hat. Außerdem weiß das gesamte Personal davon. Die werden sofort bemerken, wenn ich mich davonmache. Nun komm schon, Luca! Du kennst dich doch in diesem Haus aus! Es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben. Du kannst mir nicht erzählen, dass du dich noch nie heimlich davon gemacht hast…“
Luca atmete tief durch. Er zögerte. „Doch, da gibt es noch eine Möglichkeit.“
„Dann zeig sie mir!“
„Hast du Angst vor Ratten?“
Leonardo runzelte die Stirn. „Wie meinst du das denn jetzt?“
Luca grinste. „Genau so, wie ich es sage! Wenn die Antwort auf meine Frage ja sein sollte, hat es gar keinen Sinn, dass ich dir diesen Weg überhaupt zeige!“
„Leonardo hat nicht einmal Angst davor, Ratten anzufassen und zu untersuchen, wenn sie tot sind!“, mischte sich Carlo ein. „Ich war schon dabei!“ Er schüttelte sich. „Eine Schweinerei, kann ich nur sagen!“
Im Haus der Familie di Gioia konnten sich die Jungen mehr oder weniger frei bewegen. Überall gab es auf den Fluren sehr viele interessante Dinge zu sehen. Leonardo faszinierten die aufgestellten Ritterrüstungen ebenso wie die zahlreichen Gemälde und Skulpturen, die es überall zu bewundern gab. Manche dieser Bilder schienen ihm so wirklichkeitsgetreu zu sein, dass man fast den Eindruck haben konnte, dass die gemalten Personen jeden Augenblick zum Leben erwachen konnten.
Leonardo blieb immer wieder stehen.
„Meine Güte, hast du so etwas noch nicht gesehen?“, fragte Luca. Leonardo schüttelte den Kopf. „Nein“, gestand er. Und gleichzeitig fragte er sich, wie es wohl möglich war, dass jemand so gut malen konnte.
„In Florenz gibt es sehr viele Maler. Ganze Maler-und Bildhauerwerkstätten! Da kann jeder, der Geld genug hat, ein Portrait malen lassen, wenn er will. Dann erinnern sich seine Verwandten auch noch an ihn, wenn er schon längst gestorben ist.“
„Mein Vater hat mir schon mal vorgeschlagen, ob ich nicht in so einer Werkstatt lernen möchte“, erwiderte Leonardo. „Aber dazu muss ich erst noch etwas älter werden. Im Moment nimmt mich noch niemand.“
„Mir wäre das zu mühevoll“, meinte Luca. „Es dauert oft jahrelang, bis man ein Meister wird und besonders reich wird man damit auch nicht.“
„Trotzdem ist es bewundernswert.“
„Was ist jetzt, willst du noch den Weg sehen, auf dem du sicher und ungesehen in die Stadt kommst?“
Leonardo gab sich einen Ruck. „Natürlich!“, erklärte er. Luca führte Leonardo und Carlo schließlich in den Keller. Schon nach wenigen Schritten konnte man kaum noch etwas sehen. Aus der Dunkelheit kamen kratzende und schabende Laute.
„Also, weiter möchte ich eigentlich nicht gehen“, sagte Luca. „Ich war mal mit einer Kerze hier und habe es gewagt, noch weiter vorzudringen, aber dann kam ein Luftzug und hat die Kerze ausgeblasen.“
„Wie hast du zurück
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