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Da Vincis Fälle Doppelband 1 und 2 (German Edition)

Da Vincis Fälle Doppelband 1 und 2 (German Edition)

Titel: Da Vincis Fälle Doppelband 1 und 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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seiner Narbe jemand, an den man sich gut erinnern konnte - selbst wenn man ansonsten gar nichts mit ihm zu tun hatte.
    Aber andererseits war das vielleicht auch zu auffällig… Denn an einen Jungen, der in ein Wirtshaus ging, in dem sonst Söldner und Stadtwachen ein-und ausgingen, würde sich auch jeder erinnern. Wenn dieser Bartolo erfuhr, dass sich jemand nach ihm erkundigt hatte, dann wurde er vielleicht misstrauisch.
    Also entschied sich Leonardo für eine andere Möglichkeit. Er setzte sich auf eine der Haustürtreppen in der Nähe und wartete ab.
    Von hier aus hatte er freie Sicht auf den Eingang von Antonios Taverne und konnte genau sehen, wer sie betrat und wer sie verließ. Die Stunden vergingen und er dachte schon, die ganze Zeit nur verschwendet zu haben. Immer kamen Männer, die ihrer Kleidung nach eindeutig als Angehörige der Stadtwache oder als Leibwächter hoher Familien zu erkennen waren, in das Lokal und andere verließen es.
    Aber der Mann mit der Narbe war nicht dabei.
    Die Sonne war bereits milchig geworden und Leonardo befürchtete schon ins Haus der di Gioias zurückkehren zu müssen, ohne etwas erreicht zu haben, als Bartolo schließlich doch noch auftauchte. Oder besser gesagt: Der Mann, von dem Leonardo annahm, dass er Bartolo war. Aber eigentlich gab es da kein Vertun. Es passte alles. Er trug sein Schwert auf der rechten Seite und war er wohl eindeutig Linkshänder.
    Und die Narbe war auch nicht zu übersehen. Sie befand sich genau dort, wo Leonardo sie in Erinnerung hatte und wies auch dieselbe Form auf.
    Bartolo achtete nicht auf Leonardo.
    Der Junge drückte sich in die Türnische oberhalb der Treppe, auf der er bisher gesessen hatte. Bartolo blickte in seine Richtung, nahm ihn aber gar nicht richtig wahr. Stattdessen ging er in das Gasthaus. Die Tür schloss sich hinter ihm.
    Leonardo schlug das Herz bis zum Hals. Er war sich absolut sicher, den Mann vor sich gesehen zu haben, der der Anführer der Entführerbande gewesen war, die Carlo und ihn am Waldrand gefangen genommen und verschleppt hatten.
    Was sollte er tun?
    Am besten war es wohl, den Mann zu beobachten und abzuwarten, wohin er ging. Vielleicht konnte man so herausfinden, für wen er derzeit arbeitete – und das wiederum konnte ein Hinweis darauf sein, wer hinter der Idee steckte, den Sohn von Emanuele di Gioias zu entführen!
    Anderseits war es schon spät. Die Sonne stand bereits tief am Himmel und es war Leonardo durchaus bewusst, dass es sehr schwierig sein würde, zu erklären, wo er gewesen und wie er dort hingelangt war.
    Aber wenn er verriet, dass er den Weg über den Abwasserkanal genommen hatte, dann konnte er sicher sein, dass dies sein letzter Ausflug dieser Art gewesen war.
    Trotzdem, das Risiko musste er eingehen.
    Schließlich wusste er ja nicht, wann er erneut das Glück hätte, den Mann mit der Narbe zu treffen.
    Leonardo ging auf die andere Straßenseite und trat an eines der Fenster von Antonios Taverne. Es war kein Glas im Fenster und die Fensterläden waren offen. Er blickte vorsichtig ins Innere. Dort sah er Bartolo an einem Tisch sitzen und sich mit mehreren anderen Männern unterhalten. Sie lachten viel. Ob diese Männer auch an der Entführung beteiligt gewesen waren, konnte Leonardo nicht sagen. Von ihrer Ausrüstung her war das durchaus möglich. Die Männer lachten viel und schienen sich gut zu amüsieren. Von dem was sie sagen konnte Leonardo nicht viel verstehen, weil auch noch andere Männer in dem Wirtshaus saßen und alle durcheinander redeten.
    „Na, suchst du jemanden?“, fragte ein Mann hinter Leonardo und der Klang dieser Stimme ließ ihn zusammenzucken. Leonardo drehte sich um und blickte in das Gesicht eines schon etwas älteren Mannes, der sich mit einem Stock stützte. Wahrscheinlich war er früher mal als Söldner tätig gewesen und traf sich in Antonios Wirtshaus immer noch mit alten Freunden. Er sah Leonardo von oben bis unten an.
    „Nein!“, stammelte dieser. „Ich… ich stehe hier nur.“
    „Seltsam. Für mich sieht das anders aus, aber wie du willst.“ Er zuckte mit den Schultern. Der alte Mann wollte schon weitergehen, da nahm sich Leonardo doch noch ein Herz und fragte: „Kennt Ihr einen Linkshänder mit einer Narbe über dem Auge, der Bartolo heißt?“
    Die Augen des alten Mannes wurden schmal.
    „Den kenne ich durchaus. Er kommt ab und zu hierher, um zu plaudern. Vielleicht ist er sogar im Schankraum. Soll ich ihn vielleicht etwas ausrichten, wenn ich ihn

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