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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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vergessen den ersten. Wie auch immer, eines Tages sind die Väter jedenfalls einfach weg, und man hat die nächsten Jahre Zeit nachzudenken, ob man etwas hätte tun können, um sie aufzuhalten.
    Auf der Bühne gibt sich die Band einer kollektiven Ekstasehin. Die unterrepräsentierten Die-Hard-Fans drängeln sich am Bühnenrand und versuchen zu moshen. Wir trinken unsere Biere leer, und Nick bestellt eine neue Runde. „Und wer ist dieser Typ aus dem Netz?“
    „Das weiß ich nicht. Eigentlich dachte ich, du wärst es.“
    „Na klar. Wenn ich ein Fakeprofil hätte, würde ich Batman oder Long John heißen. Aber doch nicht so ein bescheuerter Name wie Ikalot.“
    „Ikarus.“
    „Whatever.“
    Die Blonde ist in der Menge untergetaucht. Nick reckt seinen Hals, um sie zu finden. Wahrscheinlich bleibt mir höchstens eine Minute, bis er weg ist.
    „Er hat mir eine Nachricht geschickt, wegen heute Abend“, sage ich. „Er schrieb, wenn ich herkommen würde, könnte ich was über meinen Freund herausfinden.“
    „Welchen Freund?“
    „Ich glaube, er meint Jonathan.“
    „Oder Ikarus ist einfach nur irgendein ekliger Penner, der sich jetzt gerade einen runterholt.“
    „Hier?“
    „Ja, wenn er auf kleine Jungs steht? Oder etwa nicht, Mateus?“
    Er will mir durch die Haare wuscheln, aber ich stoße seine Hand weg. „Jetzt sei doch bitte mal ernst!“
    „Du kannst doch nicht wirklich glauben, was irgendein anonymer Typ dir einreden will! Ist dir noch nicht aufgefallen, dass Facebook ein Sammelbecken für alle möglichen Verrückten ist? Meine esoterische Tante spammt ihren Status nonstop mit Angeboten fürs „Aurastreicheln“ zu. Ich hätte ihre Freundschaftsanfrage nie annehmen dürfen.“
    „Aber es könnte doch was dran sein?“
    „Am Aurastreicheln? Das glaube ich nicht ...“
    „An der Sache mit Jonathan“, stöhne ich. „Keiner von uns weiß doch, was Jonathan zurzeit so treibt, oder?“
    „Aha? Also ist er neuerdings vielleicht Fan von japanischem Punk?“
    „Oder von irgendwas anderem.“
    Nick überlegt und sieht zur Bühne. „Die klingen oberscheiße. Warum haben wir 150 Kronen dafür ausgegeben?“
    „Soweit ich mich erinnere, habe ich den Eintritt für uns beide bezahlt.“
    „Es war ja auch deine Idee, herzukommen, oder nicht?“
    Nick nimmt sein Bier und verschwindet in der Menge. Ich überlege, ob ich nach Hause fahren soll. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich morgen mit einem Hörschaden aufwache, ist schon jetzt ziemlich groß.
    „Krass, oder?“
    Ich werde von einer Gruftifrau angesprochen, deren Stil ein Mix aus Gothic und Provinz ist. Sie lehnt sich so über den Tresen, dass ihre Brüste nach oben gepresst werden. Es macht fast den Anschein, als wolle sie mit ihnen bezahlen.
    „Gibst du mir ein Bier aus?“
    Warum nicht. Ich werfe meinen letzten Geldschein auf den Tresen und bekomme zum dritten Mal innerhalb einer Viertelstunde ein Bier. Das Gothic-Mädchen trinkt, während sie mich mit glasigen Augen ansieht.
    „Sind die nicht total geil?“
    Ich sage, dass ich die Band nicht kenne, was nicht mal gelogen ist.
    „Kommst du später mit zum Stagediven?“
    „Könnten wir nicht genauso gut von der Knippelsbrücke springen?“
    „Von wo?“
    Eindeutig ein Mädchen aus dem Vorort. Vielleicht ist das ihr erster Ausflug in die große, gefährliche Stadt.
    „Mit wem bist du hier?“
    „Mit verschiedenen Leuten. Und du?“
    „Der ist gerade gegangen.“
    Sie rückt näher. Ich kann ihren Schweiß und etwas anderes riechen, vielleicht Döner?
    „Wollen wir knutschen?“, fragt sie.
    Wenn ich jetzt Nein sage, geht sie garantiert gleich zum Nächsten.
    „Okay.“
    Sie ist nicht gerade eine Weltmeisterin im Küssen. Es fühlt sich an, als würde ihre Zunge meine attackieren, und schon nach zehn Minuten sind ihre Finger auf dem Weg in meine Hose.
    „Wollen wir nach draußen gehen, zum Wall?“, frage ich, als sie kurz innehält, um Luft zu holen.
    „Aber dann hören wir doch die Band gar nicht mehr!“
    „Die hört man garantiert bis nach Schweden.“
    Sie lächelt nicht. Garantiert versteht sie diesen Witz auch nicht. Ich leere mein Bier. Kaum habe ich die Flasche abgestellt, kommt sie wieder an mit ihrer dicken Zunge und ihrem Döner-Beigeschmack. Eigentlich gibt es nichts an ihr, was mich anmacht, aber sie ist nun mal da, und sie will mich. Ich fasse ihre verschwitzten Wurstfinger und ziehe sie durch die Menge, als Nick vor mir auftaucht wie Kai aus der Kiste. „Hey, wo willst du

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