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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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riecht nach Wasser, das auf warmem Asphalt verdampft.
    Ein Taxifahrer muss eine Vollbremsung hinlegen, damit er an der Ecke zur Østergade nicht zwei schwedische Fußgänger über den Haufen fährt. Er steckt den Kopf aus dem Fenster und lässt eine Schimpftirade los, die man bis zum Kaufhaus Magasin an der nächsten Ecke hört.
    Aus der Metro strömen Menschenmassen.
    Ich fahre in Richtung Wasser und unter dem Durchgang der Königlichen Bibliothek hindurch. Als ich mein Fahrrad die Treppen zur Langebrücke hinaufschleppe, um den Kanal zu überqueren, rinnt mir der Schweiß nur so herab. Fünf Minuten später bin ich am Hafenbad im Stadtteil Islands Brygge. Es tut gut, ins kühle Wasser zu springen, aber noch bevor ich wieder in Østerbro ankomme, ist mein Körper erneut am Siedepunkt. In meinem Zimmer herrschen ungefähr 500 Grad, und ich bin sogar zum Onanieren zu faul. So warm ist es wohl noch nie gewesen. Ich schleppe mich zum Computer und gehe zum ersten Mal seit einer Woche auf Facebook . Ikarus hat mir eine Nachricht geschickt. Ich hatte meinen neuen Cyberfreund schon fast wieder vergessen.
    Heute Abend findet in der Grå Hal ein Konzert statt. Falls du mehr darüber wissen willst, was dein Freund so treibt.
    Welches Konzert? Welcher Freund?
    Ich recherchiere im Internet und finde heraus, dass in der Grå Hal in Christiania irgendeine japanische Band spielt, von der ich noch nie etwas gehört habe. Ich rufe Nick an, und zum ersten Mal seit Tagen geht er dran: „Hallihallo!“
    Ein bisschen frisch-fröhlich für meinen Geschmack, aber ich kommentiere es nicht. „Und wir beide fahren heute Abend also nach Christiania?“
    „Was?“
    „Du hast mir doch eine Nachricht geschrieben, dass wir zu diesem Konzert in der Grå Hal gehen?”
    „Ich hab dir verdammt noch mal überhauptkeine Nachricht geschrieben.“
    „Schön, dann sind wir also verabredet.“
    „Aber ich treffe mich heute Abend mit Helle.“
    „Ich dachte, sie heißt Julie?“
    „Wer?“
    „Na, die aus Vesterbro?“
    „Ach so, die meinst du. Nein, das ist sowas von aus und vorbei. Helle kommt aus Brønshøj.”
    „Von mir kriegst du jedenfalls kein Geld für die Busfahrten“, sage ich verbissen und lege auf.
    Toll, und jetzt hocke ich hier, und Hitze, Wut und Lust mischen sich in meinem Körper zu einem unschönen Gebräu. Ich trete gegen irgendwelche Sachen, stelle mich unter die Dusche und hole mir einen runter, doch nichts hilft. Also schnappe ich wieder mein Fahrrad und fahre zu den Basketballplätzen, wo sich glücklicherweise noch andere aufhalten, die genauso dumm oder rastlos sind wie ich: Schrank und Schiebetür üben in der flimmernden Hitze Jump Shots. Schrank schwitzt wie ein Tier und fragt, ob wir nicht zwei gegen zwei spielen sollen. Ich zähle nur drei Personen inklusive Schiebetür und frage, ob uns nicht noch ein weiterer Selbstmordkandidat fehlen würde.
    Schrank macht eine Kopfbewegung in Richtung Zaun. „Du kannst doch mit Blondie spielen.“
    Am Zaun steht Liv, in engem T-Shirt und kurzen Shorts. Klar, dass sie ausgerechnet heute auftaucht. Ich muss in einer Mannschaft mit diesem Wahnsinnskörper spielen, der lieber in meinem Bett liegen und obszöne Dinge tun sollte, statt um michherumzudribbeln und mich zu fragen, ob ich mich seit dem letzten Mal verbessert hätte.
    „Wenn das ein Problem für dich ist, dann spiel doch mit Frank“, sage ich und klinge genauso beleidigt wie vorhin beim Telefonat mit Nick.
    „Ich will aber lieber mit dir spielen“, sagt sie und lächelt.
    Du liebe Güte, ich muss meine Augen beim Ball behalten.
    „Eine Cola. So groß wie möglich. Und bitte nicht light.“
    Ich nicke und gehe zu Mark, während Liv ihren Kopf nach vorne wirft, ihren verschwitzten Pferdeschwanz löst und in einen Wasserfall aus blondem Haar verwandelt. Mark sieht mich anerkennend an, als er mir die Colas reicht. Liv hat Ja gesagt, als ich gefragt habe, ob noch jemand mit ins Kastellet will – und Schrank und Schiebetür glücklicherweise Nein. Weshalb sie sich innerhalb von Sekunden in meine beiden absoluten Lieblingsmenschen verwandelt haben. Nach Liv, versteht sich.
    „Ich bin gerade aus den USA zurückgekommen“, sagt Liv. „Ich war dort ein Jahr auf der Highschool.“
    „Das klingt cool.“
    „Es war ganz okay.“
    „Hast du da drüben auch gespielt?“
    „Ja, das war das Beste daran! Sie nehmen den Sport einfach total ernst. Wer nicht zum Training erscheint, fliegt aus der Mannschaft. Ohne

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