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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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davor, ihn einzuholen.
    Jonathan hat sich die Jacke in der neunten Klasse bei einer Schulfreizeit in Deutschland gekauft. Es war Oktober, und wir liefen in Nürnberg herum und froren. Jonathan am meisten von allen, denn er war innerhalb von einem Jahr schon wieder um zwanzig Zentimeter gewachsen, und seine Jacken passten ihm nicht mehr. Irgendwann verschwand er für fünf Minuten in einem Laden und kam mit der grünen Armeejacke wieder heraus. Er musste viel dafür einstecken, denn Jonathan ist einfach kein Armee-Typ, aber seither trägt er sie fast immer. Selbst heute Abend, trotz Hitzewelle.
    Nick biegt in die Strandgade ein, ohne das Tempo zu drosseln, was beinahe ein schlimmes Ende nimmt. Ein Taxi muss eine Vollbremsung hinlegen, und ich sehe gerade noch, wie der Taxifahrer seine geballte Faust durch das Fenster streckt und uns droht. Für eine Sekunde kommt mir der Gedanke, dass es vielleicht dasselbe Taxi ist, das bereits für die betrunkenen Schweden am Kongens Nytorv bremsen musste. Das war heute Nachmittag, aber es fühlt sich an, als wäre es schon eine Woche her.
    Das Außenministerium flimmert rasend schnell an uns vorbei, und weiter vorn kann ich erkennen, wie Jonathan die Kreuzung überquert und auf die Knippelsbrücke fährt. Anscheinend glaubt er, dass wir die Verfolgungsjagd aufgegeben haben, denn er fährt nun in ruhigerem Tempo. Wir biegen um die Ecke und folgen ihm auf die Brücke. Jonathan liegt jetzt nur noch zwanzig Meter vor uns. Nick verfolgt dieselbe Taktik wie der Träger des gelben Trikots bei der Tour de France ; er holt die Konkurrenz auf der Steigung ein. Als Jonathan den höchsten Punkt der Brückefast erreicht hat, überholt Nick ihn und schneidet ihm mit einem „Halt an, du Idiot!“ den Weg ab.
    Synchron wie zwei Turmspringer fliegen sie mit ihren Rädern den Bordstein rauf. Jonathan taumelt gebückt von seinem liegenden Fahrrad, hat sich jedoch schnell wieder von seinem Schreck erholt: „Was zum Teufel machst du?“
    „Nein, was machst du?! Du hast uns doch genau gesehen!“
    „Euch wo gesehen?“
    „Neben der Grå Hal !”, rufe ich wütend. „Du hattest wohl gerade keine Lust, uns zu treffen?“
    Jonathan sieht uns nur wortlos an und hebt sein Fahrrad auf. Nick stößt mit der Hand dagegen, sodass es scheppernd wieder auf den Asphalt fällt. Dann streckt er sein Kinn vor und blickt Jonathan herausfordernd an. Ein paar Mädels radeln an uns vorbei und schielen herüber. Ich weiß genau, wie die Szene aussieht: Wie der Anfang einer Prügelei.
    „Was wollt ihr?“
    „Wir könnten dich zum Beispiel in den Hafen werfen. Was sagst du dazu?“
    „Ach komm, verpiss dich einfach, Nick!“
    Es sind nicht so sehr die beleidigenden Worte, die wehtun; es ist eher die überlegene Gleichgültigkeit in Jonathans Stimme, die ausdrückt, wie überflüssig wir gerade in seinem Leben sind. Ich tausche einen Blick mit Nick aus, während Jonathan zum Brückengeländer geht und aufs Wasser hinabsieht. Er rechnet wohl fest damit, dass wir uns verziehen.
    „Wer ist dieser Borste?“, frage ich.
    Wieder keine Antwort von Jonathan, nur ein abweisender Rücken.
    „Du hast doch in der Halle bei ihm gestanden und mit ihm geredet“, fahre ich fort. „Mit ihm und dem Afro?“
    Jonathans Hände krallen sich um das Geländer. Einen Moment lang denke ich, er könnte auf die Idee kommen, ins Wasser zu springen. Hinter uns dröhnt ein Bus vorbei.
    „Kaufst du was von denen?“, frage ich.
    „Ach Quatsch.“ Endlich dreht sich Jonathan um. „Ich kenn die überhaupt nicht.“
    „Du lügst doch“, sagt Nick. „Warum warst du denn heute Abend in der Halle, wenn es nicht darum ging, mit Borste zu sprechen?“
    „Du brauchst uns jedenfalls nicht einreden, dass du wegen der Musik da warst“, sage ich.
    „Mir gefällt die Band tatsächlich ziemlich gut“, behauptet Jonathan. „Ich überlege, einen Artikel über sie zu schreiben.“
    „Gut, dann erzähl uns doch gerade mal, wie sie heißt.“
    „Die Band?“
    „Ja, wie heißt sie?“
    Interessanterweise beschließt Jonathan, das Thema zu wechseln: „Es geht euch einen Dreck an, warum ich zu einem Konzert gehe, oder mit wem ich dort zufällig ins Gespräch komme.“
    „Aber es geht uns ziemlich viel an, dass du einfach vor uns abhaust“, sage ich.
    „Ach. Ist das vielleicht verboten?“ Jonathan setzt dieses Grinsen auf, das ich so hasse. Dieses Grinsen, das mir erzählt, dass er mich überholt hat. Er weiß, wo er hinwill im Leben, während ich

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