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… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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Chance verdient.“
    „Wir können aber jetzt nicht einfach gehen. In fünf Minuten haben wir eine Führung.“
    „Eine Führung? Wie eine Horde Rentner im Schloss Amalienborg?“
    „ So schlimm ist das doch auch wieder nicht.“
    „ So groß ist das Gymnasium doch auch wieder nicht. Ich finde mich gut allein zurecht.“
    „Ich bleibe.“
    Nick blickt zweifelnd über die Schülermenge. „Die werden doch wohl kaum gleich am ersten Tag die Fehlstunden aufschreiben?“
    Ich habe nicht einmal Lust, darauf zu antworten. Kaum haben wir vier Stunden des neuen Schuljahres hinter uns gebracht, macht Nick schon wieder im selben schlechten Stil weiter wie in der neunten Klasse.
    „Wir sehen uns in zwei Stunden bei Jonathan.“
    Nick verschwindet in Richtung Ausgang. Ein Stück entfernt am Tisch höre ich Liv lachen. Obwohl ich ihr Lachen zum ersten Mal höre, erkenne ich es sofort.

Jonathan wohnt mit seinen Eltern in einer riesigen Wohnung auf der Dag Hammerskjölds Allé. Seine Mutter Hannah drückt den Summer, um uns hereinzulassen, und als wir die Treppen hinaufstiefeln, erzählt Nick, dass Ikarus auch ihn kontaktiert hat.
    „Hast du seine Freundschaftsanfrage akzeptiert?“
    „Warum nicht? Dann hat der Idiot wenigstens schon mal zwei Freunde.“
    „Wer ist er, glaubst du?“
    „Er? Es könnte genauso gut ein Mädchen sein.“
    Das habe ich nie auch nur in Betracht gezogen, aber Nick hat natürlich recht. Wir können wohl davon ausgehen, dass Ikarus in Kopenhagen wohnt und Jonathan schon einmal getroffen hat, aber davon abgesehen könnte jeder dahinterstecken, auch ein Mädchen.
    Jonathans Mutter Hannah empfängt uns an der Tür. „Jonathan ist noch nicht zu Hause, aber kommt doch rein. Seid ihr mit ihm verabredet?“
    Ich lüge mit einem Nicken und streife meine Schuhe ab. Hannah führt uns in die Wohnung. „Wie wäre es mit einer Tasse Tee?“
    Wir setzen uns an den großen Tisch in der Küche. An diesem Tisch habe ich schon Unmengen Spaghetti Bolognese verspeist. Die hat Lars immer für uns gekocht, wenn Hannah auf Reisen war. Bis vor ein paar Jahren hat sie noch als Model gearbeitetund ist in der ganzen Welt rumgekommen. Als wir ungefähr acht Jahre alt waren, warb sie für eine Schmuckfirma, und die Plakate hingen über die ganze Stadt verteilt. Jedes Mal, wenn wir an einem der Plakate vorbeikamen, rief ich: „DAS IST JONATHANS MUTTER!“ und zeigte auf ihn. Und Jonathan bekam einen roten Kopf, aus Stolz und Scham gleichzeitig. Hannah war die hübscheste aller Mütter unserer Schule, und Lars war eindeutig der lustigste aller Väter. Bei Lars durfte man immer ein bisschen mehr. Zum Beispiel am Schlittenhügel im Dyrehaven die steilste Abfahrt runterbrettern und es wie ein Mann nehmen, wenn man sich dabei den Finger verstauchte.
    Hannah setzt ihre Tasse ab. „Na, wie war der erste Tag am Gymnasium? Seid ihr mit Leuten aus der alten Klasse zusammen?“
    „Ja, mit Tom. Und Berit und Cecilie aus der Parallelklasse.“
    „Und wie ist es Jonathan ergangen?“
    „Ich glaube gut.“
    Ich habe das starke Gefühl, dass Jonathan in den letzten Monaten auch mit seiner Mutter nicht viel gesprochen hat, denn sie fragt uns eifrig über ihn aus. Nick und ich servieren ihr halbe Wahrheiten und ganze Lügen, um sie glücklich zu machen. Nick berichtet von einem Abend in der Stadt, der nie stattgefunden hat, und ich erzähle von Basketballspielen, die völlig aus der Luft gegriffen sind.
    „Er ist ja zurzeit so furchtbar beschäftigt“, sagt Hannah mit einem leichten Seufzer. „Wie gut, dass ihr beide mir ein bisschen darüber erzählen könnt, was er die ganze Zeit treibt.“
    Zumindest können wir ein paar ungefährliche Lügen darüber erfinden.
    Hannah meint, dass sie und Lars uns alle in den letzten Monaten viel zu selten zu Gesicht bekommen hätten. Obwohl wirdoch eine Zeit lang mal ständig bei ihnen zu Hause gewesen wären. Mit einer aufgesetzt fröhlichen Stimme sagt sie, dass wir jetzt auf dem Gymnasium doch bestimmt viele Hausaufgaben aufhätten. Ob wir denn nicht glaubten, dass wir in Zukunft mehr Zeit zu Hause verbringen würden? Ich antworte, dass sich meine Mutter jedenfalls sehr darüber freuen würde, da sie jederzeit damit rechnet, dass das nächste Gewaltopfer in ihrer Ambulanz ich oder einer meiner Freunde sein wird. Das war als Witz gemeint, aber Hannah lächelt nicht. Sie sieht uns mit einem ängstlichen Gesicht an, das ihr überhaupt nicht ähnlich sieht. Hannah und Lars waren immer die

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