Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
Vom Netzwerk:
aus wie ein Pornodarsteller aus den Achtzigern. Und am Wochenende rennt er in Sydsjælland durch die Wälder und knallt Hirsche ab. Ein widerlicher Typ.“
    „Was findet deine Mutter denn an dem?“
    „Wenn ich das wüsste ...“ Nick stockt. Denn vielleicht weiß er es doch. „Sie braucht wahrscheinlich einfach irgendjemanden, oder?“ Ich glaube, sie hat endlich den Gedanken aufgegeben, dass mein Vater mit einem Verlobungsring und einer Entschuldigung auf den Lippen zu ihr zurückkehrt.“
    „Weil er das nicht tun wird?“
    „Nein, nie im Leben.“
    An der Bordsteinkante hält ein Taxi und sammelt meine Mutter ein. Sobald sie aus unserem Blickfeld verschwunden ist, schiebe ich mein Fahrrad auf die andere Straßenseite. Nick trottet mir hinterher, während er irgendwas von Henriks Musikgeschmack murmelt, der von dänischem Schunkelrock bis HelmutLotti in seiner afrikanischen Phase reicht. Ob ich wüsste, wie es sei, morgens um acht durch Helmuts Version von „Circle of Life“ geweckt zu werden? Ich schüttle den Kopf und beuge mich vor, um die Klingelschilder zu lesen. Auf dem Schild für den zweiten Stock links steht J. B. Lindhardt. Natürlich könnte Bente einen zweiten Vornamen haben, der mit „J“ anfängt. Ich weiß nicht, wie sie mit Nachnamen heißt. Im Prinzip könnte sie auch gerade erst hier eingezogen sein und es noch nicht geschafft haben, den Namen auf dem Schild zu ändern. Es gibt viele gute Gründe, um meine zitternden Hände zum Stillstand zu bringen.
    Wirst du versuchen, es zu vergessen, oder wirst du nach einer Antwort suchen?
    Als ich nach Hause komme, sitzt meine Mutter im Wohnzimmer. Sie trinkt Tee und zappt durchs Fernsehprogramm. Als sie mich entdeckt, fragt sie sofort, ob ich in Christiania war.
    „Ja, bei einem Konzert. Aber es war ziemlich doof, also sind wir wieder gegangen.“
    Meine Mutter sieht erleichtert aus und schaltet weiter durch die Kanäle. Mir fällt auf, dass sie Ohrringe trägt. Das tut sie selten, jedenfalls wenn sie arbeitet. Sie muss sie also extra mitgenommen haben, um sie nach der Arbeit anzuziehen. Dabei dachte ich, die Verabredung mit Bente wäre ganz spontan gewesen. Allerdings kann ich mir auch nicht vorstellen, dass meine Mutter zu Ehren von Bente und ihrer neuen Katze Schmuck anlegt.
    „War es denn nett bei Bente?“
    Sie löst ihren Blick nicht vom Fernseher. „Ja, es war schön.“
    „Wohnt sie immer noch in Vesterbro?“
    „Ja. Warum fragst du?“
    „Es hätte ja sein können, dass sie sich eine größere Wohnung gekauft hat?“
    „Nee, hat sie nicht.“
    „Okay.“
    „Ist irgendwas, Mateus?“
    Ich schüttle den Kopf und sage, dass ich ins Bett gehe. Sie fragt, ob sie mich zum Frühstück wecken soll. Ich wende ihr den Rücken zu und sage, dass ich am liebsten ausschlafen würde. Oben in meinem Dachzimmer schalte ich den Computer ein und schreibe eine Reihe von Fragen an Ikarus: Wer bist du? Woher kennst du Jonathan? Und woher wusstest du, wo er heute Abend sein würde?
    Ich schicke die Fragen los, ohne wirklich mit einer Antwort zu rechnen.
    Nachdem ich ein paar Minuten den Bildschirm angestarrt habe, schreibe ich eine weitere Nachricht: Du kennst Jonathan nicht so gut wie ich. Wir kennen uns schon seit dem Kindergarten. Also verpiss dich.
    Ich überlege kurz und lösche die Nachricht wieder, ohne sie abzuschicken. Sie ist gleichgültig und vielleicht nicht einmal wahr. Ikarus kann Jonathan ohne Weiteres besser kennen als ich. Ich bin mir bei nichts mehr sicher. Alles kann sich wandeln, alles kann verändert werden, und niemand fragt mich vorher nach meiner Meinung.
    Im Stockwerk unter mir ist meine Mutter gerade auf dem Weg ins Bett. Ich höre, wie sie die Tür zum Schlafzimmer öffnet und schließt. Mir fällt auf, dass mein Wunsch auf der Bank in Erfüllung gegangen ist. Dies ist nicht nur die Nacht, in der Jonathan uns die Freundschaft kündigte. Jetzt ist es auch die Nacht, in der ich entdeckte, dass meine Mutter Geheimnisse hat.

Na gut. Zusammen mit diesen Menschen werde ich also die nächsten drei Jahre verbringen. Jedenfalls bilden sie den Ausgangspunkt. Insgesamt gehen 600 Schüler auf das Oberstufengymnasium, aber unter diesen 25 muss ich erst mal meinen Platz finden, und zum ersten Mal bin ich gezwungen, es ohne Jonathan zu tun.
    Bevor wir auf die Klassen verteilt wurden, hatten sich alle neuen Schüler in der Aula des Gymnasiums versammelt, wo der Rektor die Bühne betrat und eine Rede hielt. Das Leben als Gymnasialschüler

Weitere Kostenlose Bücher