… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1
entdeckt hatte? Liv erhob ihren schönen Körper von einem Stuhl am Ende des Saals und kam auf die Bühne. Als sie mich sah, grüßte sie mit einem breiten Lächeln. Nick blickte mich fragend an, und ich erzählte, dass sie hin und wieder zum Basketball kam.
Nick sah ihr lange nach. „Vielleicht sollte ich auch wieder mit Basket anfangen?“
„Back off.“
„Ja, ja, sie ist sowieso nicht mein Typ.“
„Nein, garantiert nicht. Ich glaube, im Gegensatz zu dir gehört sie zu den Leuten, die schon mal was vom Knigge gehört haben.“
Zufrieden stelle ich fest, dass Liv weit von Jonathan entfernt gesessen hat. Vielleicht hat sie ihn ja doch nicht angerufen. Oder doch, aber Jonathan hat ihr erklärt, dass er kein Interesse hat. Das wäre in meinen Augen zwar unbegreiflich, für Jonathan aber nicht ungewöhnlich.
Ein braunhaariger Typ hat sich den Platz neben Liv geangelt. Er beugt sich zu ihr und flüstert irgendetwas, das sie zum Lachen bringt. Wenn ich mich jetzt nicht beeile, werde ich übertrumpft. Liv sieht auf. Vielleicht merkt sie, dass ich sie quer durch den Raum anstarre. Sie lächelt mir zu, und ich nicke zurück. Der Braunhaarige bemerkt es, und ich freue mich diebisch.
Nach der Stunde werden wir in die Sporthalle geschickt, wo der Theaterlehrer der Schule mit einer Menge lustiger Spielchendafür sorgen will, dass wir uns besser kennenlernen. Nick stöhnt leise und verdrückt sich unauffällig. In der nächsten Stunde laufen wir auf Socken herum und „nehmen einander richtig wahr“. Wir versuchen angestrengt, so zu wirken, als würden wir solche Dinge zwar nicht jeden Tag veranstalten, hätten aber keinerlei Probleme damit. Unsere Gesichter werden ganz steif vor lauter Lächeln. Das obligatorische Namensspiel deckt auf, dass der braunhaarige Charmeur von gegenüber Rasmus heißt. Irgendwann müssen wir bei einem Fangspiel mitmachen, bei dem man sich paarweise an den Händen fassen und die anderen jagen soll. Rasmus und ich steuern beide auf Liv zu. Wir erreichen sie gleichzeitig, und ich fürchte bereits eine kleine Prügelei, aber Liv hat sich inzwischen eines der anderen Mädchen ausgesucht.
Und wer muss am Ende händchenhaltend mit Rasmus herumlaufen?
Nick stößt nach dem Mittagessen wieder zu uns. Irgendwie scheinen die Übungen des Theaterlehrers etwas bewirkt zu haben, denn ich bezeichne meine Klasse im Kopf bereits als „wir“, während die anderen Klassen in der Kantine „die“ sind. Nick ist natürlich immer noch nur er selbst. Er setzt sich an den Tisch und klaut mir einen Apfel, den ich gerade gekauft habe. „Ich habe Neuigkeiten.“
„Über wen?“
„Jonathan.“
„Aha“, sage ich gleichgültig und sehe zu Liv hinüber, die in einer Gruppe mit anderen Mädchen sitzt, also glücklicherweise mit einigen Metern Sicherheitsabstand zu Rasmus.
„Ich habe mit Villads gesprochen“, fährt Nick fort, obwohl er den Mund so voller Apfel hat, dass er ihm gleich zu den Ohren rausquellen müsste.
„Aus unserer alten Klasse?“
„Mmh. Er ist mit Jonathan in eine Klasse gekommen.“
Ein Stück Apfel landet auf meinem Teller.
„Na lecker. Musst du unbedingt mit vollem Mund sprechen?“
„Jonathan war nur eine Stunde da, dann hat er sich aus dem Staub gemacht.“
„Genau wie du.“
„Aber nur, weil wir diesen Einander-Wahrnehmen-Kack veranstalten sollten ...“
„Eigentlich war es ganz okay.“
„Ich schiebe totale Paras bei so was.“ Nickt beißt erneut vom Apfel ab. „Anyway, Jonathan ist abgehauen. Ausgerissen, hingeschmissen, vollgeschissen. Na gut, das Letzte nicht.“
„Er hat die Schule geschmissen?“
„Nach der ersten Stunde, ja. Villads hat ihn gefragt, wo er hinwill, und Jonathan sagte, dass er ins Sekretariat gehen und sich von der Schule abmelden würde.“
„Ja aber, warum?“
„Sieht so aus, als hätte er keinen Bock.“
Die anderen um uns herum brechen gerade auf. Das Schiff hat vom Kai abgelegt und schippert mit einer Ladung nervöser Gymnasiasten los, aber es ist einer darunter, der nicht mit will. Er, von dem ich gedacht hätte, dass er ganz vorne am Bug stehen würde, das Fernglas auf den Horizont gerichtet. Er, der immer am meisten von der Zukunft gesprochen hat, und von allem, was wir darin erleben würden.
Doch Jonathan steht immer noch am Kai.
„Wir müssen mit ihm reden“, sagt Nick und steht auf.
„Wir sind nicht mehr seine Freunde“, antworte ich, obwohl Nick recht hat.
„Wir müssen ihm verzeihen. Er hat zumindest eine
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