Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1

Titel: … da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
Vom Netzwerk:
weiterkam, ließ ich ihn helfen. Plötzlich hatte ich das Gefühl, um mehrere Jahre zurückversetzt worden zu sein, in die Zeit, als er mir mit dem Einmaleins oder Brüchen half. Damals fand ich es fantastisch, meinen Vater ganz für mich allein zu haben. Also stellte ich mich manchmal dümmer, als ich war, nur um ihn eine halbe Stunde länger in meinem Zimmer zu halten. Gestern Abend war es genau umgekehrt. Ich bremste meinen Vater, als er irgendwann mit dem Pensum des nächsten Monats anfangen wollte. Ich bedankte mich für die Hilfe und sagte, dass ich ab hier gut allein zurechtkäme. Er trommelte mit dem Bleistift auf den Tisch und sah enttäuscht aus. Plötzlich tat er mir leid. Er wollte wahnsinnig gern helfen, und vielleicht gab es auch Sachen, über die er gern geredet hätte, aber mit einem Mal war der richtige Moment vorbei. Außerdem war es kaum auszuhalten, dass ich etwas über meine Mutter wusste, was er nicht wusste. Das Geheimnis hieß Johannes Boye Lindhardt, und es drängte sich zwischen uns wie ein unsichtbarer Zementblock. Man kam weder an ihm vorbei, noch konnte man durch ihn hindurchrufen.
    Liv seufzt und blättert im Buch vor. „Das sieht alles so unglaublich schwer aus.“
    „Hast du keine älteren Geschwister, die dir helfen können?“
    „Nur einen kleinen Bruder. Carl-Philip.“
    „Klingt wie ein Mitglied der schwedischen Königsfamilie.“
    „Eine königliche Nervensäge ist der.“
    „Wie alt ist er?“
    „Elf. Aber man könnte meinen, dass er sieben wäre, so kindisch wie er ist. Und furchtbar verwöhnt. Meine Eltern haben nie richtig Nein sagen können, wenn er was wollte.“ Liv tippt zögernd mit ihrem Kugelschreiber auf ihre Mappe. „Jonathan hat mir erzählt, dass ihr früher in derselben Klasse wart?“
    „Ja, Jonathan und ich schon immer – und mit Nick seit der sechsten.“
    „Du weißt schon, dass wir zusammen sind? Jonathan und ich? Ich habe ihn ja damals angerufen.“
    „Ich habe es mir jedenfalls fast gedacht.“
    „So was habe ich noch nie gemacht. Irgendwie ist es ein bisschen peinlich, aber wir hatten uns ja nur einmal gesehen.“
    „Das ist doch ... nett.“
    „Findest du? Na ja, es lief ja auch gut. Und jetzt sind wir zusammen.“
    Schön für euch. Stört es dich, wenn ich kurz kotzen gehe?
    Ich habe nicht um diese Rolle gebeten, und trotzdem vertraut Liv sich mir an, als wäre ich ihre beste Freundin. Während ich unter dem Tisch meine Füße zu Fäusten balle, erzählt sie, dass sie noch nie vorher richtig verliebt war, jedenfalls nicht so. Ich habe Lust, mir die Ohren zuzuhalten und laut zu schreien. Die Details ihrer Beziehung serviert zu bekommen, ist das Letzte, was ich gebrauchen kann.
    „Jedenfalls schön, dass es geklappt hat“, sage ich wie ein netter Onkel und stehe auf.
    „Es ist nur ...“
    Hoppla, was war das? Höre ich da eine Unsicherheit in Livs Stimme? Hastig pflanze ich meinen Hintern wieder auf den Stuhl und beuge mich vor. „Es ist was?“
    „Also, Jonathan ...“
    Riecht aus dem Mund? Hat einen viel zu kleinen Schwanz?
    (Leider nicht. Ich habe ihn schon mal gesehen.)
    „Wahrscheinlich liegt es nur an mir“, meint Liv. „Ich hatte ja vorher noch nie einen richtigen Freund, also kann ich es wohl nicht beurteilen? Also, da waren schon andere Typen ... jedenfalls einer. Als ich in den USA war. Er hieß David.“
    „Und ihr wart zusammen?“
    „Nein, also nicht richtig. Aber wir ... du weißt schon?“
    „Ihr wart im Bett?“
    Sie lächelt schamhaft und wird rot. „Ein paar Mal. Er hätte gern gehabt, dass wir ‚steadies‘ werden, weißt du, total amerikanisch, aber darauf hatte ich keinen Bock.“
    „Warum nicht?“
    „Eigentlich fand ich ihn nicht besonders toll.“
    Und trotzdem bist du mit ihm ins Bett gegangen? Interessante Information, und gleichzeitig auch gut zu wissen, aber schlecht für mein idealisiertes Bild von Liv. Insgeheim freue ich mich auch ein bisschen, denn ich habe das Gefühl, dass sie Jonathan diese Geschichte nicht erzählt hat.
    „Aber mit Jonathan ist es ganz anders. Ihn finde ich ja toll. Shit, es ist ein komisches Gefühl, dir das zu erzählen, aber du kennst ihn so gut.“
    „Ich kannte ihn auf jeden Fall mal gut.“
    Wahrscheinlich überhört sie meine Vergangenheitsform. Ihre Finger spielen nervös mit einem Schlüsselring, der an ihrer Tasche hängt. Ein Basketball aus rot lackiertem Metall. „Weil ich vorher noch nie einen Freund hatte, zweifle ich manchmal daran, ob es okay ist; also die

Weitere Kostenlose Bücher