… da war'n es nur noch drei - Disconnected ; 1
Art und Weise, wie wir zusammen sind.“
„Ich glaube nicht, dass es eine Checkliste gibt, wie es sein muss. Man kann auf unterschiedliche Weisen zusammen sein.“
Sagt der erfahrene Experte auf diesem Gebiet. Wenn sie mich fragt, wie viele Freundinnen ich schon hatte, muss ich anfangen zu lügen.
„Er erzählt mir nie was ... Ach, jetzt klinge ich total bescheuert.“ Sie lacht, meint es aber nicht so. „Typisch Frau, oder? Sich darüber zu beschweren, dass ihre Typen keine Lust haben, von sich selbst zu erzählen.“
„Dazu hat er aber bei niemandem Lust.“
„Manchmal taucht er auch gar nicht zu unseren Verabredungen auf.“
„Er versetzt dich?“
„Das ist schon vorgekommen. Oder er ändert plötzlich seine Pläne, ohne etwas zu erklären. Samstag waren wir bei ihm zu Hause verabredet, aber dann ruft er an und fragt, ob wir uns nicht in irgendeinem Café am Ende der Welt treffen können. In Vanløse! Nachdem wir eine Stunde dort gesessen hatten, musste er plötzlich weiter, hat mir aber nicht erzählt, weshalb. Und als wir gestern verabredet waren, ist er überhaupt nicht aufgetaucht. Ich finde es einfach nur merkwürdig.“
Ich merke, wie sich die Wut in mir regt. Jonathan hat Liv bekommen, und dann behandelt er sie so. Wenn wir noch Kontakt hätten, würde ich ihm erzählen, was er für ein undankbares Arschloch ist.
Liv sieht mich an. „Was glaubst du, warum er so ist? Hat er es bereut und will doch nicht mit mir zusammen sein, oder was?“
„Er hatte einen harten Sommer. Erst die Sache, dass er mit dem Gymnasium aufgehört hat ...“
„Und dann der Überfall.“ Liv nickt. „Das muss schwer für ihn sein. Und ich würde ja auch verstehen, wenn er noch Angst hätte deswegen, aber er will nicht drüber reden. Ich finde, so sollte es nicht sein, wenn man zusammen ist. Oder?“
Diesmal entscheide ich mich dazu, nur mit den Schultern zu zucken und meine Expertenmeinung für mich zu behalten.
„Es ist einfach nur so fies. Dass er mich so von sich wegstößt.“
„Soll ich mal mit ihm reden?“
Das ist so ziemlich der dümmste Vorschlag der Woche. Denn natürlich habe ich null Bock, den Paartherapeuten für Liv und Jonathan zu spielen. Zum Glück schüttelt Liv gleich den Kopf und sagt, das sei nicht nötig. Sie streckt den Arm aus und legt ihre Hand auf meine. Die Berührung läuft wie ein Feuer durch meinen Körper. „Aber es ist total lieb von dir, das anzubieten. Wahrscheinlich liegt es auch an dem Einbruch, dass er gestern nicht auftauchte.“
„Einbruch?“
„Ja, bei ihm zu Hause wurde doch am Samstagabend eingebrochen. Hat er dir das nicht erzählt?“
„Nein, wir haben seitdem nicht mehr miteinander gesprochen. War er zu Hause?“
„Nein, weder er noch seine Eltern. Zum Glück. Die Diebe kamen durch die Hintertreppe in die Wohnung, aber sie haben nichts Besonderes mitgenommen. Vielleicht sind sie mittendrin von irgendwas überrascht worden. Ich habe mit Lars gesprochen, und er sagt, die Diebe hätten keine Zeit gehabt, etwas anderes mitzunehmen als Jonathans Computer.“
„Seinen Computer?“
„Ja, sonst fehlte nichts in der Wohnung. Es tut mir furchtbar leid für Jonathan, denn ohne den kann er ja kaum leben.“
„Er schreibt viel ...“
„Ja, total. Manchmal habe ich das Gefühl, diese Artikel sind das Einzige, was ihn interessiert.“
Und es gibt offenbar auch noch andere, die sich dafür interessieren.
Die ersten beiden Schulstunden, den Französischunterricht und alles, was freitags nach dem Mittagessen stattfindet, kann man vergessen. Aber wenn eine Party auf dem Stundenplan steht, ist immer mit Nick zu rechnen. Schon um sechs höre ich ihn durch das Treppenhaus poltern. Er hat mir Bier mitgebracht, für sich selbst die üblichen süßen Alcopops, und ausnahmsweise muss nicht ich sie bezahlen. Ich erzähle ihm von Johannes Boye Lindhardt, denn Nick hat meine Mutter ja sowieso schon beim Knutschen vor dem Krankenhaus gesehen.
Nick hebt die Augenbrauen. „Eigentlich kann ich sie gut verstehen.“
„Weil Johannes so ein toller Typ ist, oder wie?“
„Nein, weil dein Vater drei Jahre lang weg war.“
„Aber nicht die ganze Zeit.“
„Die meiste Zeit. Ich verstehe sie jedenfalls.“
„Tja, ich aber nicht. Ich finde es total scheiße, dass sie ihm nichts erzählt hat.“
„Es kann doch sein, dass sie ihm was gesagt hat.“
„Nein, hat sie nicht.“
„Woher willst du das wissen?“
„Weil ich es einfach weiß. Mein Vater läuft immer noch
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