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DACKELKRIEG - Rouladen und Rap

DACKELKRIEG - Rouladen und Rap

Titel: DACKELKRIEG - Rouladen und Rap Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ada Blitzkrieg
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Abfuck!
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. Riesenabfuck!
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. Abfuck! Studentenfutter. Megaabfuck!
Mon Chéri
! Der krasseste Abfuck! Wen wollte man hier eigentlich verarschen?
    Wir naschten Schnapspralinen in der unendlichen Weite der Sofalandschaft und ich probierte zum ersten Mal in meinem Leben eine Tiefkühlpizza und Aufbackbaguettes mit Salami, die nach sonderbarer Genugtuung schmeckten, bei der man sich immer fragte, was eigentlich zur Hölle diese hellgrünen Stücke ohne nennenswerten Eigengeschmack waren. Der Dackel beobachtete uns. Aber nicht nur wir aßen und schlangen in uns hinein, auch Morle war ein großer Fan der einen oder anderen Praline aus der
Edle Tropfen in Nuss
Packung und sagte niemals Nein zu den schnapslastigen Sünden.
    Eines Tages wurde ich Zeuge wie das wunderlich verformte Wesen panisch zu husten und zu würgen begann. Ich dachte mir: Wow, ist das jetzt das Wunder der natürlichen Geburt und ich darf daran teilhaben? Ich hatte scheinbar zu diesem Zeitpunkt zu wenige Arztserien gesehen, denn es stellte sich zu meiner Verwunderung heraus, dass es offenbar nicht das Wunder der Geburt war, und das Wunder einer natürlichen Geburt erst recht nicht, sondern nur ein altes Lederportemonnaie, das der gefräßige Dackel derart lange mit seinem gierigem Speichel vorverdaut hatte, bis es weich genug war durch seine dehnbare Speiseröhre in den Magen rutschen zu können. Eigentlich war es wie eine Geburt, nur verkehrt herum. Dabei hatte der Dackel in seiner Fressgier leichtsinnigerweise außer Acht gelassen, dass sich noch ein paar Fünfmarkstücke in der Geldbörse befanden, die nicht so recht durch den Schlund eines elf Wochen alten Dackelwelpens passen wollten und sich nun ihren Weg nach oben zurück bahnten.
    Wir benötigten einige Zeit, bis wir das fremdartige Objekt, das vorne aus dem würgenden Dackel wieder herausfiel, sicher identifizieren konnten. Ich fummelte mit nervösen Fingern die Fünfmarkstücke aus der matschigen Lederbörse und wir zogen los, um uns eine Packung
ERNTE23
, die bevorzugte Zigarettenmarke von Eltern mit seelischen Problemen und einer inneren Reformhaus-Raucher-Ambivalenz, in der
Toto Lotto
Filiale am alten Marktplatz zu kaufen. Den Eltern erzählten wir später, als sie von der Arbeit zurück kamen, was passiert war. Natürlich verschwiegen wir lieber, dass der Dackel das Portemonnaie wieder hochgewürgt hatte und bestimmt haben sie bis zu seinem Tod vor einigen Jahren gedacht, er würde das Geld noch in sich tragen. Manchmal habe selbst ich meine eigene Lüge so sehr geglaubt, dass ich dachte, ich könne das Geld in ihm klimpern hören, wenn er schnell genug rannte.
    Der
Toto Lotto
war ein kleines Geschäft auf dem alten Marktplatz in meiner Heimatstadt, in dem grauhaarige Mitarbeiterinnen Tabak, Lotto-Scheine und Süßigkeiten für fünf oder zehn Pfennige an Kinder oder Rentner verkauften, die kein Auto hatten, um sich den Mist einfach im günstigen Supermarkt am Stadtrand zu kaufen. Ich glaube dort arbeiteten damals vier Frauen, die alle exakt gleich aussahen, sich aber unterschiedlich gut bescheißen ließen. Die Süßigkeitenboxen waren in zwei Reihen aufgeteilt. In der oberen Reihe kosteten alle Süßigkeiten ausnahmslos zehn Pfennige und in der unteren Reihe fünf Pfennige. Das System war ganz klar: Oben waren Mäuse, Lakritzschnecken, Cola-Kracher und Frösche und unten gab es Saure Schnüre, Gummibärchen und anderen zuckrigen Kleinmist. Außerdem gab es in dem urigen Laden Lutscher in Lippenstiftform,
Double Dip
, eine riesige Auswahl
Chupa Chups
und Schlangen für fünfundzwanzig Pfennige, die eine gummiartige Konsistenz aus Schaumzucker hatten und etwa dreißig Zentimeter lang waren. Uns Kinder der 90er Jahre konnte man nicht mehr mit
Ahoj-Brause
in ein fremdes Auto locken, wir wollten
SPACE
Kekse und die volle Dröhnung
PICO-BALLA
haben und bekamen sie auch - zur Not auch mit dem Geld aus dem Nachbarsdackel.
    Eine der grauen Frauen hinter der Kasse war immer besonders unachtsam und dumm genug den Kindern, die bei ihr die gemischten Tüten selbst zusammenstellen durften, auch das Rechnen zu überlassen. „Wie viel hast du?“ „Ist für Einsfünfzig.“ „Ok, dann Einsfünfzig und tschüss!“ Man hatte dann meistens mit roher Gewalt die vierfache Menge in die kleinen Papiertüte mit den roten Herzchen gequetscht, damit die Zusatzmasse für die Verkäuferin mit bloßem Augen nicht erkennbar war und setzte sich mit dem süßen Diebesgut dann an den alten

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