Daddy, Komm Zurueck!
Adrians Gesicht verschwunden. Er fasste sich sofort wieder, als Kendall sagte: „Streng dich weiter an, dann schaffst du alles.”
Barker, der sich seiner Meinung nach lange genug im Hintergrund gehalten hatte, bellte laut.
„Barker glaubt das auch”, bestätigte Cindy.
„Gehört er dir?” fragte Kendall.
„Daddy hat ihn mir zum Geburtstag geschenkt.”
„Er ist ein feiner Kerl.” Kendall strich über Barkers Körper und versuchte, in sein Maul zu schauen, aber Barker machte sich frei und schnüffelte an Kendalls Taschen. „Schon gut”, meinte Kendall hastig. „Zerreiß mich nicht. Ich weiß, was du willst. Hier!” Er holte etwas aus der Tasche und warf es dem Hund zu, der es sofort verschlang.
„Was war das?” wollte Faye wissen.
„Anis. Hunde lieben es, und ich habe für meine eigenen Hunde immer Anis dabei.”
„Nur für die Hunde?” fragte Adrian verschmitzt.
„Du meinst, ich esse ihn auch?” fragte Kendall unschuldig. „Ich?”
„Natürlich nicht”, bestätigte Cindy mit gekonnt ausdrucksloser Miene. „Wir wissen doch, dass du nie Anis essen würdest, wenn ein ausgehungerter Hund dabei wäre.”
Kendall grinste und warf dem .ausgehungerten Hund’ weitere Leckereien zu.
„Schämt euch, ihr schrecklichen Kinder!”
Beide kicherten und störten sich nicht an dieser Anrede. Garth ballte die Hände zu Fäusten.
„Ist Barker in Ordnung?” fragte Cindy.
„Er sieht gut aus, aber lasst ihn nicht zu viele Süßigkeiten essen”, meinte Kendall mit ernstem Gesicht. „Er darf nicht zunehmen.”
„Da spricht der Experte”, meldete sich Garth mit einer Stimme, aus der eine gewisse Schärfe herauszuhören war.
„Ich bezeichne mich nicht als Experten”, entgegnete Kendall. „Nicht im Vergleich zu meinem Freund James Wakeham. Er hat eine Studie über Bernhardiner gemacht, und er ist einer der besten Tierärzte der Welt. Wir haben zusammen Tiermedizin studiert und uns gegenseitig die Freundinnen weggeschnappt. Na ja, egal.” Kendall redete, weil er die Situation entschärfen wollte.
Während Cindy noch weitere Fragen über Barkers Pflege stellte, schaute Garth sich um.
„Das ist Kendalls Spezialgebiet”, raunte Faye ihm zu.
„Dabei habe ich Cindy schließlich den verdammten Hund geschenkt!”
„Warum erklärst du ihr dann nicht, wie sie mit Barker umgehen soll?”
„Wann habe ich schon Zeit, mich mit Hunden zu beschäftigen?”
„Du bist doch der Mann, der seine Investitionen nicht aus dem Auge verliert”, erinnerte sie ihn. „Diese plötzliche Besorgnis um Cindy ist nichts anderes als eine Investition.”
„Du willst einfach nur das Schlechteste von mir glauben.”
„Du machst es mir auch leicht”, antwortete sie nach kurzem Zögern.
Beide waren froh, als das unangenehme Zusammentreffen ein Ende hatte. Adrian trennte sich nur ungern von Kendall und versprach, beim nächsten Training dabei zu sein.
„Solange du nicht deine Schularbeiten vernachlässigst”, meinte Garth. „Du musst schließlich an deine Karriere denken.”
Adrian, der sich nun intensiv mit Barker beschäftigte, antwortete nicht.
Kendall sagte ruhig: „Er ist doch noch zu jung, um schon über seine Karriere nachzudenken! Warum soll er nicht davon träumen, ein Sportler zu werden?”
„Weil es auf dieser Welt rau zugeht und ein Mann, der nicht zurückbleiben möchte, keine Zeit für Träume hat”, herrschte Garth ihn an. „Außerdem wäre ich dankbar, wenn Sie sich nicht in die Erziehung meines Sohnes einmischen.”
„Kommen Sie! Ich wollte doch nur …”
„Ich weiß verdammt gut, was sie nur wollten. Nur über meine Leiche.”
Glücklicherweise war Faye schon vorausgegangen und bekam diesen Wortwechsel nicht mit.
Auf der Rückfahrt konnte Garth sein Unbehagen verbergen. Eigentlich wollten sie in ein Restaurant gehen, aber da Barker nicht allein im Auto bleiben wollte, fuhren sie zu einem Chinesen und nahmen sich das Essen mit nach Hause.
Als Garth Cindy später am Bett eine gute Nacht wünschte, seufzte sie glücklich.
„War Adrian nicht einfach super?”
„Er war ganz gut”, stimmte Garth zu.
„Er war der Allerbeste. Ich wünsche, ich könnte auch etwas so gut.”
Garth strich ihr mit dem Finger über die Wange. „Mach dich nicht schlecht. Es gibt sicher Dinge, die du gut kannst.”
„Nicht so gut wie Adrian. Ich mache jetzt noch seine Fußballschuhe sauber”, erklärte sie. „Er hat es mir erlaubt.”
Weder sein bester Freund noch seine schlimmsten Feinde
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