Daddy, Komm Zurueck!
hätten Garth als fortschrittlichen Mann bezeichnet, aber da protestierte er doch entschieden. „Er kann sich die Fußballschuhe selbst putzen. Du bist doch nicht sein Dienstmädchen.”
„Ich will aber.”
Garth gab auf. Was Gefühle anging, war er nicht sehr scharfsinnig, aber er vermutete, dass es zu Cindys Charakter gehörte, Idole zu haben.
Das ist gefährlich, dachte er. Ein Mädchen, das dazu neigt, blind jemanden anzubeten, kann leicht auf den falschen Mann treffen. Sie muss beschützt werden.
Faye hatte ihm früher gerne den Haushalt geführt und seine Hemden mit dem gleichen Stolz gebügelt, wie Cindy die Fußballschuhe des Bruders putzte. Er erinnerte sich, wie ihre Verletzlichkeit und ihre geradezu anbetende Haltung für alle erkennbar waren. Wann hatte sie sich in die Fremde verwandelt, die alle Gedanken vor ihm verbarg?
„Geh jetzt schlafen”, sagte er abrupt.
„Gute Nacht, Daddy. Danke für den besten Geburtstag, den ich je hatte.” Sie schlang die Arme um seinen Hals.
„War es wirklich der allerbeste Geburtstag?” fragte er bescheiden.
„Ja, weil du gekommen bist.”
„Aber das war doch selbstverständlich”, meinte er und hoffte, dass sie seine plötzliche Verlegenheit nicht bemerkte. „Ich bin immer noch dein Daddy.
Niemand kann das ändern.”
„Nein”, sagte sie glücklich. „Niemand.”
„Gute Nacht, mein Liebling”. Er küsste sie und ging nachdenklich aus dem Zimmer.
Als er am Montag wieder im Büro war, beauftragte er seine Sekretärin, ihm ein Buch über Hundepflege mit Schwerpunkt auf Bernhardinern zu besorgen. Zur Mittagszeit hatte sie ein eindrucksvolles Werk erstanden, und bei einer Scheibe Brot blätterte er darin herum.
Am Ende des Tages war Garth bedrückt und schlecht gelaunt. Ein Lieferant hatte die Fristen nicht eingehalten, ein Kunde war im letzten Moment aus den Verhandlungen ausgestiegen, und ein anderer wollte sich mit fadenscheinigen Erklärungen vor der Bezahlung drücken.
Nichts von alledem ärgerte ihn jedoch so sehr wie die Entdeckung, dass ein Kapitel des Hundebuches von Kendall Haines stammte.
4. KAPITEL
Allmählich hatten sie einen Waffenstillstand geschlossen. Faye konnte nicht auf so engem Raum mit Garth leben, ohne sich seiner bewusst zu sein. Im Haus versuchte sie, jeglichen körperlichen Kontakt zu vermeiden, da sie fürchtete, sich auf ihre Reaktionen nicht verlassen zu können.
Eines Abends fragte er beiläufig: „Hast du heute etwas Interessantes erlebt?”
„Ja, ich habe Kendall besucht.”
„War das wirklich nötig?”
„Warum sollte ich meinen Verlobten nicht besuchen?”
Er presste die Lippen zusammen, sagte aber weiter nichts.
Tatsächlich war der Besuch bei Kendall nicht so angenehm verlaufen, wie sie erwartet hatte. Sie hatte Kendall ihre Sorgen mitgeteilt und auf sein Verständ nis gehofft.
„Musst du unsere kostbare Zeit verderben, indem du nur über deinen Mann redest?” hatte er ihr dagegen vorgeworfen.
„Ich wollte dich nicht langweilen.”
Er hatte sich entschuldigt, aber er ärgerte sich, dass er nicht mehr ihre ganze Aufmerksamkeit hatte. Schlug er ihr deshalb vor, wieder nach Elm Ridge zu ziehen?
„Vielleicht vergisst du ihn dann ein für alle Mal”, meinte er sarkastisch.
„Das ist nicht fair. Zwischen Garth und mir ist es aus.”
„Nun, das will ich hoffen, denn ich empfinde ihn als Eindringling in unsere Beziehung. Wenn du eine Zeit in deinem alten Haus verbringst, dann weißt du vielleicht, warum du ihn verlassen hast. Vielleicht hast du dann ja wieder Augen für mich.”
„Kendall, du weißt, dass ich dich liebe.”
„Wirklich?” fragte er kühl. „Oder läufst du nur vor Garth davon? Ich will alles oder nichts von dir, Faye. Es reicht mir nicht, dein sicherer Hafen auf der Flucht vor Garth zu sein.
„Das bist du nicht, ich liebe dich wirklich”, widersprach sie.
Sie wusste aber, dass dies nicht ganz stimmte. Es freute sie, dass Garth sich jetzt mehr um die Kinder bemühte. Trotzdem verbrachte er viele Samstage in seinem Büro und brachte Arbeit mit nach Hause. Faye und die Kinder liefen mit Barker über die Felder, und wenn sie zurückkamen, fanden sie Garth vor dem Computer, den er sich mitgebracht hatte.
Kendalls Annahme, dass es nichts zu befürchten gab, beunruhigte sie. Trotz ihrer Feindseligkeiten hatte Garth immer noch eine starke Wirkung auf sie. Das würde dafür sprechen, nach Elm Ridge zu ziehen, da es dort mehr Platz gab, aber das hätte die Lage nur noch
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