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Daddy Langbein

Daddy Langbein

Titel: Daddy Langbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Webster
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umgänglicher Mann, obwohl man das bei oberflächlicher Betrachtung nicht glauben möchte; er sieht auf den ersten Blick aus wie ein echter Pendleton. Aber er ist es nicht im mindesten . Er ist so einfach und unaffektiert und reizend, wie man sein kann — das klingt komisch als Beschreibung für einen Mann. Aber es stimmt. Er ist zu den Farmern der Nachbarschaft außerordentlich nett; er begegnet ihnen gewissermaßen von Mann zu Mann, was sie sofort entwaffnet. Zuerst waren sie sehr mißtrauisch. Sie mochten seine Kleider nicht! Und ich muß sagen, seine Kleider sind wirklich einigermaßen erstaunlich. Er trägt Knickerbockerhosen und Jacken mit Falten und weiße Flanellhosen und Reitkleider mit besonders weiten Hosen. Sooft er in etwas Neuem erscheint, umkreist ihn Mrs. Semple, vor Stolz strahlend, betrachtet ihn von allen Seiten und ermahnt ihn, vorsichtig zu sein, wenn er sich hinsetzt; sie hat solche Angst, daß er schmutzig wird. Es langweilt ihn entsetzlich. Er sagt dauernd zu ihr:
    „Lauf zu, Lizzie, und schau nach deiner Arbeit. Du kannst mich nicht mehr herumdirigieren. Ich bin erwachsen.“
    Es ist furchtbar komisch, sich vorzustellen, daß dieser lange, große, langbeinige Mann (er ist fast so langbeinig wie Du, Daddy) je auf Mrs. Semples Schoß saß und das Gesicht gewaschen bekam. Besonders komisch, wenn man ihren Schoß sieht! Sie hat jetzt zwei Schöße und dreimal Kinn. Aber er sagt, daß sie einmal dünn und drahtig und energisch war, und daß sie schneller laufen konnte als er.
    Wir haben so abenteuerliche Erlebnisse! Wir haben meilenweit das Land durchstreift, und ich habe gelernt, mit komischen kleinen Fliegen, die aus Federn gemacht sind, zu fischen. Auch Schießen mit Gewehr und Revolver. Auch Reiten — es ist noch erstaunlich viel Leben im alten Grove. Wir haben ihn drei Tage lang mit Hafer gefüttert, und er scheute vor einem Kalb und brannte fast mit mir durch.

    Mittwoch.

    Montag nachmittag sind wir auf den Himmelsberg geklettert. Das ist ein Berg hier in der Gegend; vielleicht kein furchtbar hoher Berg — ohne Schnee auf dem Gipfel — aber man ist doch recht außer Atem, wenn man oben ankommt. Die unteren Hänge sind mit Wald bedeckt, aber oben sind nur angehäufte Felsen und offene Moorstrecken. Wir blieben bis Sonnenuntergang oben und machten Feuer und kochten unser Abendessen. Master Jervie hat gekocht. Er sagte, er könne das besser als ich — und das hat auch gestimmt, denn er ist ans Kampieren gewöhnt. Dann sind wir im Mondschein heruntergekommen, und als wir den Waldpfad erreichten, wo es dunkel war, liefen wir beim Licht einer Taschenlampe, die er mit hatte, weiter. Das war lustig! Den ganzen Weg lachte er und machte Witze und erzählte interessante Sachen. Er hat alle Bücher gelesen, die ich kenne, und noch viele außerdem. Es ist erstaunlich, was er alles weiß.
    Heute früh haben wir einen langen Marsch gemacht und sind von einem Gewitter überrascht worden. Unsere Kleider waren völlig durchnäßt, bevor wir heimkamen, aber unsere Gemüter waren nicht einmal angefeuchtet. Du hättest Mrs. Semples Gesicht sehen sollen, als wir tropfend in ihre Küche kamen.
    „Oh, Master Jervie — Miss Judy! Sie sind ganz durchweicht. Gott, ach Gott! Was soll ich tun? Die schöne neue Jacke ist ganz ruiniert.“
    Sie war ungeheuer komisch. Man hätte denken können, daß wir zehn Jahre alt sind und sie eine verzweifelte Mutter. Ich habe eine Zeitlang Angst gehabt, daß wir keine Marmelade zum Tee bekommen würden.

    Samstag.
    Ich habe diesen Brief vor endlosen Zeiten angefangen. Aber ich hatte keine Sekunde, ihn fertig zu schreiben.
    Ist dies nicht ein schöner Gedanke von Stevenson?

    „Die Welt ist voll einer Unzahl Dinge,
    Und ich finde, wir sollten froh sein wie Könige.“

    Weißt Du, es ist wirklich wahr. Die Welt ist voll von Glück, und es gibt genug für alle, wenn man nur bereit ist, dasjenige anzunehmen, das auf einen zukommt. Das ganze Geheimnis besteht darin, biegsam zu sein. Auf dem Land gibt es besonders viele amüsante Dinge. Ich kann über jedermanns Land laufen und jedermanns Aussicht ansehen und in jedermanns Bach plantschen und es genau so genießen, als wäre es mein Eigentum — aber ohne Steuer zahlen zu müssen!
    Jetzt ist es Sonntag nacht , ungefähr elf Uhr, und ich sollte etwas Schönheitsschlaf haben, aber ich trank zum Abendessen schwarzen Kaffee, — also wurde nichts aus meinem Schönheitsschlaf!
    Heute morgen sagte Mrs. Semple mit sehr entschlossener

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