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Daddy Langbein

Daddy Langbein

Titel: Daddy Langbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Webster
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Miene zu Herrn Pendleton:
    „Wir müssen um viertel nach zehn Uhr abfahren, damit wir um elf Uhr in der Kirche sind.“
    „Gut, gut, Lizzie“, sagte Master Jervie, „sieh nur, daß der Wagen bereit ist, und wenn ich nicht angezogen bin, dann wartet nicht auf mich.“
    „Wir werden warten“, sagte sie.
    „Wie du willst“, sagte er. „Nur würde ich die Pferde nicht zu lange stehenlassen.“
    Und während sie sich dann umzog, sagte er Carrie, sie solle einen Eßkorb zusammenpacken, und mir sagte er, ich solle schnell meine Wanderkleider anziehen; und wir schlüpften zum hinteren Eingang hinaus und gingen fischen.
    Das war für den Haushalt gräßlich unbequem. Denn Lock Willow speist am Sonntag um zwei Uhr. Aber er bestellte das Essen auf sieben Uhr — er bestellt die Mahlzeiten, wann es ihm paßt; man könnte glauben, das Haus wäre ein Restaurant — und dadurch konnten Carrie und Amasai nicht zusammen ausfahren. Aber er sagte, das sei um so besser; denn es sei sowieso nicht anständig, daß sie ohne Anstandsdame ausfahren; und außerdem brauche er die Pferde selbst, um mit mir zu fahren. Hat es je etwas so Komisches gegeben?
    Und die arme Mrs. Semple glaubt, daß die Menschen, die am Sonntag fischengehen, nachher in eine siedeheiße Hölle kommen! Sie ist furchtbar beunruhigt beim Gedanken, daß sie ihn nicht besser erzogen hat, solange er klein und hilflos war und sie Gelegenheit dazu hatte.
    Jedenfalls waren wir fischen (er fing vier kleine), und wir kochten sie auf einem offenen Feuer als Mittagessen. Sie fielen immer wieder von unseren gegabelten Stöcken ins Feuer und schmeckten also ein wenig nach Asche. Aber wir aßen sie. Wir kamen um 4 Uhr nach Hause und fuhren um 5 Uhr aus und aßen um 7 Uhr, und um 10 wurde ich ins Bett geschickt — und hier sitze ich und schreibe an Dich.
    Allmählich werde ich aber doch schläfrig.
    Gute Nacht!

    Hier ist ein Bild des einen Fisches, den ich gefangen habe.

Schiff in Sicht, Kap’tän Langbein!

    Ahoi! Beleg die Schot! Yo, ho, ho, und eine Pulle Schnaps. Rate, was ich lese? Unsere Konversation war in den letzten Tagen nautisch und seeräuberisch. Ist die „Schatzinsel“ nicht großartig? Hast Du es je gelesen, oder war es noch nicht geschrieben, als Du ein Bub warst? Stevenson bekam nur 30 Pfund für die Fortsetzungsrechte — ich glaube, es lohnt nicht, ein großer Autor zu sein. Vielleicht werde ich Schullehrerin.
    Verzeih, daß ich meine Briefe so mit Stevenson anfülle. Mein Sinn ist gegenwärtig stark mit ihm beschäftigt. Er macht die ganze Bibliothek von Lock Willow aus.
    Ich habe zwei Wochen an diesem Brief geschrieben, und ich finde, er ist ungefähr lang genug. Du kannst jedenfalls nicht behaupten, daß ich keine Einzelheiten mitteile, Daddy. Ich wollte, Du wärst auch hier. Wir könnten so vergnügt zusammen sein. Ich habe es gern, wenn meine verschiedenen Freunde sich kennen. Ich wollte Mr. Pendleton fragen, ob er Dich von New York her kennt — ich dächte, das wäre möglich; Ihr müßt Euch in etwa denselben erlauchten Kreisen bewegen, und Ihr
    seid beide an Reformen und derlei interessiert — aber es war unmöglich; denn ich weiß Deinen wirklichen Namen nicht.
    Es ist das Blödeste, was es gibt, Deinen Namen nicht zu wissen. Mrs Lippett bereitete mich darauf vor, daß Du exzentrisch bist. Das will ich meinen!

    Freundschaftlichst

    Judy

    P. S. Beim Durchlesen finde ich, daß der Brief nicht nur von Stevenson handelt. Er enthält auch noch ein oder zwei vorübergehende Hinweise auf Master Jervie.

10. September.

    Lieber Daddy!

    Er ist abgereist, und wir vermissen ihn! Wenn man sich an Menschen oder Orte oder Lebensweisen gewöhnt, und sie werden dann plötzlich fortgeschnappt, bleibt ein furchtbar leeres, nagendes Gefühl zurück. Ich finde Mrs. Semples Unterhaltung eine recht unverdauliche Kost.
    Das College beginnt in zwei Wochen, und ich werde froh sein, wieder mit der Arbeit anzufangen. Ich habe diesen Sommer eine Menge gearbeitet: Sechs Kurzgeschichten und sieben Gedichte. Was ich an Zeitschriften sandte, kam mit der höflichsten Promptheit zurück. Aber das macht nichts. Es ist eine gute Übung. Master Jervie hat sie gelesen — er brachte die Post herein, also konnte ich nicht verhindern, daß er es entdeckt — und er sagte, sie seien fürchterlich. Sie zeigten, daß ich keine Ahnung hätte, von was ich redete (Master Jervie läßt seine Höflichkeit nicht über seine Aufrichtigkeit siegen). Aber die letzte — eine kleine Skizze

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