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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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überzeugend. Sie sah mich zaghaft an und nickte.
    »Okay, tue ich nicht«, sagte sie.
    »Und, willst du mir jetzt etwas erzählen?«
    »Ich bin mir nicht sicher, worum es eigentlich geht …«
    »Warum stellst du nicht einfach eine Vermutung an?«
    Sie wartete eine Weile, bevor sie mir antwortete. Ich kannte den Gesichtsausdruck, den sie auch hatte, bevor sie ein Scrabble-Brett vom Tisch fegte, nachdenklich und aggressiv. Dann veränderte sich der Gesichtsausdruck. Da waren nur noch Offenheit und eine Verletzlichkeit, die ich aus der Zeit kannte, als wir versucht hatten, ein Kind zu zeugen.
    »Wir können später weiter darüber reden«, sagte sie, bevor sie flüchtete. Sie wollte mir nicht mehr in die Augen sehen.
    »Vielleicht«, sagte ich. Ich drehte mich um und ging die High Street hinunter, wo ich eine Bushaltestelle passierte, die gerade von ein paar Handwerkern repariert wurde.
    Ich würde mit ihr sprechen. Und ich würde ihr genau sagen, wie es jetzt weitergehen würde. Ich würde ein paar Veränderungen in meinem Leben vornehmen. Ich ging zum Bahnhof. Ich musste eine Geschäftsbesprechung führen.

10
    »Morgen, Steve.«
    »Morgen, Alex.«
    Ich hatte auf diesen Tag gewartet, seit ich vor sieben Jahren bei TicketBusters angefangen hatte. Ich hatte so oft darüber nachgedacht und so viele Varianten in meiner Fantasie durchgespielt, dass die Situation jetzt, als ich wirklich hier war, um zu kündigen, eher enttäuschend schien. Ich wollte Steve eigentlich sagen, dass er ein widerlicher, kleingeistiger, engstirniger Quengler sei und dass jeder Mitarbeiter hinter seinem Rücken obszöne Gesten machte, wenn er über den Flur ging. Aber als ich ihm gegenübersaß in seinem kleinen beschissenen Büro mit den beigefarbenen Wänden und der Einrichtung, die aus Überbleibseln der letzten Industrieepochen stammte, konnte ich es einfach nicht tun.
    »Danke, dass du dir heute Zeit für mich nimmst«, eröffnete ich das Gespräch.
    »Kein Problem, Alex«, sagte Steve herablassend. »Meine Tür ist immer offen.«
    Das war die verdammteste Lüge, die ich je gehört hatte. Steves Tür war immer geschlossen, damit er in Ruhe Cricket, Fußball oder irgendein anderes sportliches Ereignis irgendwo auf dem Globus verfolgen konnte.

    »Ich bin hier, um dir mitzuteilen, dass ich gehen werde«, verkündete ich. Steve sah auf seinen Schreibtisch, schlug die Beine übereinander und entfernte einen Fussel von seinem Oberschenkel. Ein Manöver, das er sicher in einem blöden Managementkursus gelernt kannte.
    »Wirklich?«, sagte er.
    »Ja«, erwiderte ich nach einer kleinen Pause.
    »Und wo gehst du hin?« Er sagte dies in gereiztem Tonfall, als würde ich mich unprofessionell verhalten.
    »Nirgendwohin«, antwortete ich.
    »Ach, komm schon«, sagte Steve. Er setzte seine Brille auf. »Wir sind hier alle erwachsen.«
    »Ich meine es ernst«, sagte ich mit einem Achselzucken. »Ich gehe nirgendwo anders hin. Ich will mein eigenes Ding machen.«
    »Du willst dein eigenes Ding machen?«, fragte Steve mit einem leisen Lachen. »Und was für ein ›Ding‹ wird das sein?«
    »Ein Coffeeshop.«
    Hatte ich das gerade gesagt? Natürlich, ich hatte darüber nachgedacht, ich hatte bereits Pläne gemacht, aber es Steve zu sagen, den ich nicht leiden konnte, machte es irgendwie real.
    »Einen Coffeeshop?«, wiederholte Steve. Zum ersten Mal sah er mich direkt an.
    »Du machst mir kein Gegenangebot?«, fragte ich.
    »Was?«
    »Du bietest mir keine Gehaltserhöhung an«, erklärte ich. »um mich zu behalten?«
    Steve überlegte sich die Antwort. Er nahm das übergeschlagene
Bein herunter und stützte sich auf den Schreibtisch.
    »Nun, ich weiß nicht, wogegen ich bieten würde«, sagte er.
    »Ich versuche nur herauszufinden, ob du mir mein Hierbleiben schmackhaft machen kannst.« Das war natürlich eine Lüge. Ich hätte mir lieber meine Eier abgeschnitten und anschließend ins Tiefkühlfach gelegt, als weiter bei TicketBusters zu arbeiten. Ich wollte nur meinen Wert für die Firma wissen und dieses Gespräch für Steve so unschön wie möglich gestalten.
    »Ähm …«, sagte Steve. »Weißt du, ich glaube nicht, dass … du verstehst schon.«
    »Was?«
    »Wenn du uns verlassen willst, um einen Traum zu verwirklichen, kann ich mir nicht vorstellen, dass wir da mithalten können. Ich könnte dir vermutlich ein paar Tausender mehr bieten, aber lass uns ehrlich sein, wir wollen doch nicht meine Zeit verschwenden. Oder deine Zeit.«
    »Oh«, sagte ich.

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