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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Williams
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Ich hätte nicht überrascht sein sollen über sein Verhalten.
    »Ich schätze, wir brauchen ein paar Wochen, um jemanden für deinen Posten zu finden«, sagte Steve, »aber ich will dich natürlich nicht aufhalten. Du bist sicher mit Freitag in zwei Wochen als letztem Arbeitstag einverstanden.«
    »Tut mir leid, Steve«, sagte ich. »Das geht nicht. Ich habe es ziemlich eilig. Ich glaube, ich werde schon heute aufhören.«
    »Das würde uns sicher etwas ins Schlingern bringen,
Alex«, sagte Steve. »Ich finde wirklich, dass das nicht fair von dir ist …«
    »Gut, das war es dann wohl«, sagte ich und stand auf. Ich gab dem Deppen nicht die Hand. »Danke für … mir fällt gerade nicht ein, wofür ich dir danken sollte.«
    »Du weißt, dass wir dann keine offizielle Verabschiedung machen können?«, bemerkte Steve überflüssigerweise.
    »Lass mich mal überlegen«, sagte ich und versuchte, einen aufrichtigen Gesichtsausdruck zu zeigen. »Kann ich damit leben, eine Abschiedsparty von TicketBusters zu verpassen, mit fünfzig Pfund Limit an der Bar des White Horse? Das ist echt hart!« Ich strich mit den Fingern nachdenklich über mein Kinn, drehte mich um und ging zur Tür hinaus.
    Jetzt war ich Single, arbeitslos und ein unerfahrener Vater. Hörte sich nach einem guten Tausch an.

11
    »Hallo«, sagte ich zu Caitlin. Ich versuchte, heitere Energie in meine Stimme zu legen, aber zu meinem Entsetzen klang ich wie ein mittelalter Mann, der vorgab, ein MTV-DJ zu sein.
    »Hallo«, erwiderte sie. Es klang tonlos und leer. Sie sah mich an, und ich entdeckte Resignation anstelle von Begeisterung in ihren Augen.
    »Soll ich deine Sachen tragen?«, fragte ich.
    Sie stand im Schlafzimmer des Jugendheims und griff nach einem kleinen Koffer mit einem verblichenen Virgin Atlantic-Aufkleber an der Seite. Den Koffer hatte wahrscheinlich ein Sozialarbeiter in Cathys Haus gefunden und dann Caitlins Sachen darin verstaut.
    »Nein danke«, sagte sie.
    »Bist du sicher?«, fragte ich. Sogleich wünschte ich, dass ich nicht gefragt hätte. Sie zögerte, von meinem Eifer irritiert. Ich musste entspannter werden, mehr Autorität zeigen, dabei aber verständnisvoll sein … väterlich … oh, Mann, war das schwierig.
    Caitlin hielt ein kleines Kuscheltier, wahrscheinlich einen Basset, in ihrer rechten Hand. Sie bemerkte, dass ich ihn begutachtete.
    »Er hat keinen Namen«, sagte sie angespannt. Offensichtlich war ich total durchschaubar.

    »Ich wollte gerade danach fragen«, sagte ich leise lachend, um ihr die Angst zu nehmen.
    Sie nickte. Sie wusste es.
    Ich holte meine Autoschlüssel aus der Hosentasche. Ein Teil von mir wollte sagen: Schön, dann bleibst du eben hier. Ich werde gehen und ein unbekümmertes Junggesellenleben führen, werde mit den Mädels aus der Parfümabteilung von Boots rummachen, während du von Pflegestelle zu Pflegestelle weitergereicht wirst. Weil jeder nur darauf wartet, einen widerspenstigen Teenager zu adoptieren.
    Stattdessen nahm ich einen tiefen Atemzug. Ich war durch die ganze Mühle der Jugendpflege gedreht worden, hatte mich zahllosen Verhören aussetzen müssen, mein persönlicher Hintergrund war ausführlich gecheckt worden, um meine Ehrenhaftigkeit zu prüfen. Offen gesagt war ich etwas darüber verwundert, dass sie mir Caitlin tatsächlich übergeben wollten. Das war ungefähr so, als ob man einen Milchmann mit der Leitung eines Formel-1-Teams betrauen würde. Ich versuchte, es aus Caitlins Sicht zu betrachten: Sie hatte es, seit ihre Mutter gestorben war, einfach mit einem weiteren Erwachsenen zu tun, der versuchte, eine Bindung zu ihr herzustellen.
    »Also dann«, sagte ich in dem Bemühen, die Verantwortung zu übernehmen, da sie das wahrscheinlich von mir erwartete. »Bist du so weit?«
    Caitlin zuckte mit den Achseln. Der Raum enthielt jede Menge Schnickschnack und diverse Poster, weil er wohnlich wirken sollte. Nichts passte zueinander; es wirkte wie eine Promenadenmischung, wie ein Geschöpf,
das aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt war.
    »Dann lass uns gehen«, sagte ich. Ich beobachtete Caitlin, als sie an mir vorbei aus dem Raum hinausging. Es gab keinen letzten Blick, keine Abschiedsgeste.
    Die Heimleiterin machte sich rar. Wahrscheinlich war das üblich, um die Jugendlichen, die das Haus verließen, nicht zu beunruhigen. Ich schloss die Tür hinter uns und betrat die Straße - nein, es war viel dramatischer: Ich betrat die Welt mit meiner Tochter. Nur wir beide. Ich und mein

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